2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
Torgefahr in Person: Valentin Guckelsberger, hier bei seinem Tor gegen die SG Eintracht II, ist im gegnerischen Strafraum ein ständiger Unruheherd. 	Foto: Martin Imruck
Torgefahr in Person: Valentin Guckelsberger, hier bei seinem Tor gegen die SG Eintracht II, ist im gegnerischen Strafraum ein ständiger Unruheherd. Foto: Martin Imruck

Die Folgen einer »Endzeit-Euphorie«

Vorschau Bezirksliga Nahe +++ TSV Langenlonsheim/Laubenheim auf dem Weg vom Negativ-Lauf in die Erfolgsspur +++ Bezirksliga-Mannschaft ist nicht schlechter geworden

Langenlonsheim/Laubenheim. In der beklemmend engen, mit urigen Paneelen verkleideten Kabine hing der beißende Geruch vergangener Jahrzehnte. Nostalgische Würze, sozusagen. Valentin Guckelsberger (20) und seinem TSV Langenlonsheim-Laubenheim zog an jenem Sonntagmittag im Mai irgendeine Mische aus kaltem Schweiß, muffigem Holz und modriger Fäulnis in die Nase. Nur wenig Licht drang durch die kleinen Fenster in die düstere Kammer am Mittelbollenbacher Hartplatz, auf den altmodischen Fliesen klackerten nervös die Stollen. „Es ging um alles oder nichts“, erinnert sich Guckelsberger an ein irrsinniges Saison-Finale, „jeder hat eine eigene Spannung entwickelt.“

Schönspielerei besitzt an diesem Ort keinen Wert

Für einen Tag des Jüngsten Gerichts hätte es kein besseres Setting geben können als die triste Ödnis im banalen Stile der 80er-Jahre. Ein Ort, an dem Schönspielerei keinen Wert besitzt, an dem nur die Tugenden zählen: Kampf, Leidenschaft. Und so sprach TSV-Coach Alexander Stumm (40) in der dunklen Kabine einzig davon, dass man „die Überzeugung haben muss, stark genug“ zu sein, „denn auf mehr hat man am letzten Spieltag ohnehin keinen Einfluss.“ Seine Bezirksliga-Kicker, die er kürzlich übernommen und zu drei Siegen in Folge geführt hatte, saßen schweigend auf den Bänken. Draußen machten sie ihre Sache gut. Daniel Seckers 1:0 beim BSV rettete sie, die ewig auf einem Abstiegsrang dahinvegetierten, vor dem Fall. Auf den letzten Drücker, auf roter Erde.

Jene Endzeit-Euphorie: Nährboden eines leicht verwunderlichen Laufs, nach dem „Lalo“ jetzt mit elf Punkten auf Platz vier der Bezirksliga Nahe Ansprüche geltend macht, in den erlauchten Kreis der Top-Teams vorzudringen – obwohl es im Sommer drei etablierte Säulen ziehen lassen musste, individuell keinen Ersatz auftrieb. Was nicht ins Gewicht falle, so Stumm. „Ich habe öfter gesagt, dass die Abgänge wehtun, dass unser Kader jedoch gut besetzt ist, die Altersstruktur aus Jungen und Erfahrenen passt“, erzählt er. „Wir gehen raus, machen unser Ding. Auf keinen Fall sind wir schwächer“, manifestiert Guckelsberger.

Eine Mentalitätsfrage. Die Diskrepanz zur schauerlichen Vorsaison: „Lalo“ irrte da von Anfang an durch den Keller, die Köpfe hingen zeitweise, und schlug der TSV einmal kalt zu, bekam er die Woche drauf wieder das Bein gestellt. Jedes Mal.

Mit Alexander Stumm kam der Kurswechsel

Mit Stumm kam drei Wochen vor Ablauffrist der Kurswechsel. „Das hatte davor seinen Negativ-Lauf genommen“, sagt er. „Im Moment haben wir das Matchglück, machen die Tore im richtigen Zeitpunkt, die Jungs trauen sich zu, auch mal den Risikopass zu spielen.“ Alleine das knackige 4:3 gegen Planig, mit dem Schlusspfiff, zeugt vom neuen, vom frischen Geist eines TSV, der eine moralische Kehrtwende hinlegte.

Aufbruch-Stimmung in Langenlonsheim, breite Brust, mehr Glaube an sich selbst. Elf Punkte, weiß Stumm vor dem Top-Duell gegen Türkgücü (So, 15 Uhr), „sind super“, aber in dieser Liga gar nicht aussagekräftig. Wer als vermeintlicher Spitzenklub zweimal verliert, rutscht, Stand jetzt, in die Sackgasse. Auch seine Elf ist davor nicht gefeit. Nummer eins der Agenda: Punktesammeln. So viele, um schnellstmöglich zu vermeiden, was im Frühjahr geschah. „Wir waren nicht auf der Höhe, den letzten Meter zu gehen“, mutmaßt Guckelsberger über die beinahe verkorkste Saison. „Wenn wir uns was aufgebaut haben, haben wir sofort auf den Deckel bekommen. Ali hat uns da neu motiviert.“

Es lässt sich leicht ableiten, dass genau das der Unterschied ist: die Motivation, der Kopf. Mit Nico Richter, Özgür Bayluk und Fabian Haas kehrten drei Leistungsträger dem TSV den Rücken – und trotzdem, intonieren sie, ist die Mannschaft nicht schlechter. Nur beim 0:5 gegen die SG Hüffelsheim hat sie nicht „zu 100 Prozent funktioniert“, sagt Stumm. „An die Wand spielen werden wir hier niemanden“, weiß er. Muss der TSV auch nicht. Nur punkten. Denn auf ein „Endspiel“ wie auf dem kleinen Mittelbollenabacher Hartplatz im Mai, darauf kann er diese Saison herzlich verzichten.



Zwei Duelle, die es in sich haben

SG Hüffelsheim – Karadeniz Kreuznach: Über „eindeutig zu wenige Impulse“ beschwerte sich Fabian Scheick am Sonntagabend und kreidete seiner Hüffelsheimer Elf eine zu lasche Spielweise an- Beim Hartplatz-Underdog in Birkenfeld hatte die SGH die zweite Saisonpleite einstecken müssen. Verdient. Karadeniz nun ist punktgleich – was im engen Feld der Bezirksliga aber eh nichts zu heißen braucht. Nur: Eine Nullrunde kann den Anschluss an die Spitze abreißen lassen. Überraschungskiste.

TSG Planig – SG Alsenztal: Ganz klar, das Moment liegt aufseiten der Nordpfälzer. Ganze neun Punkte Vorsprung hatte die TSG nach drei explosiven Spieltagen und der Hülle an Mastel-Buden – dann fiel sie in ein Loch, während sich Maxi Bauers SGA aufrappelte. „Wir spielen endlich so, wie ich es mir vorstelle“, resümierte der Coach nach sieben Serien-Zählern. Alsenztal pirscht sich nach klassischem Fehlstart heran an die Elite – an die Region, wo sie ungefähr die Hälfte der Klasse erwartet.

Aufrufe: 013.9.2019, 08:30 Uhr
Peter-Pascal PortzAutor