2024-04-25T14:35:39.956Z

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Da ist das Ding: Der FC 08 Villingen holt den Pokal | Foto: Achim Keller
Da ist das Ding: Der FC 08 Villingen holt den Pokal | Foto: Achim Keller

FC 08 Villingen gewinnt den SBFV-Rothaus-Pokal

Nullachter besiegen den SV Oberachern im Finale 5:3

Der FC 08 Villingen ist zum achten Mal südbadischen Fußball-Pokalsieger. Der Rekord-Titelträger gewann am Samstagmittag das Endspiel im Offenburger Karl-Heitz-Stadion vor 2300 Zuschauern mit 5:3 (2:0) gegen den SV Oberachern.

In dem Duell des Oberliga-Absteigers (Villingen) gegen den Oberliga-Siebten (Oberachern) war FC-08-Angreifer Nedzad Plavci mit drei Treffern (45.+1, 86. und 88.) und zwei Vorlagen für die Treffer von Damian Kaminski (31.) und Benedikt Haibt (83.) der Matchwinner. Oberachern hatte nach der Pause einen 0:2-Rückstand in ein 3:2 gedreht, gab die Partie allerdings in der Schlussphase leichtfertig aus der Hand.

Das Spiel war Bestandteil des so genannten Finaltages der Amateure und wurde in einer Konferenzschaltung mit dem badischen und dem württembergischen Pokal-Finale live in der ARD übertragen. Als Cupsieger des südbadischen Verbandes darf der FC Villingen nun an der ersten Runde des DFB-Pokals 2016/17 teilnehmen – und träumt wahlweise von Losen wie Bayern München, Borussia Dortmund, dem 1. FC Köln oder dem SC Freiburg. Aber es könnte beispielsweise auch der SV Sandhausen oder der MSV Duisburg sein, das entscheidet sich bei der Pokalauslosung in einigen Wochen.

Die Vorzeichen sprachen eigentlich dafür, dass der SV Oberachern erstmals den Titel gewinnen würde. Die Mannschaft von Trainer Thomas Leberer war als Oberliga-Aufsteiger Siebter geworden, während Villingen diese Spielklasse nach zehnjähriger Zugehörigkeit verlassen musste. Auch die Temperaturen sprachen gegen die Schwarzwälder, schwül-warmes Sommerwetter ist eigentlich ja nichts für die Menschen aus dem Wald. Die Macht vom Dorf, wie der Slogan des SV Oberachern ist, hatte auch die Mehrzahl der Zuschauer hinter sich. Von den 2300 Besuchern kamen viele in Blau-weiß gewandet, vier Busse, zahlreiche Pkw und noch mehr Bahnreisende hatten sich ins etwa 20 Kilometer entfernte Offenburg aufgemacht. Auch die direkten Vergleiche in dieser Saison (4:1 und 4:2) sprachen für den SVO, ebenso die größeren Möglichkeiten, über Auswechselspieler Einfluss auf die Partie zu auszuüben.

Nezad Plavci trifft dreifach für den FC 08 Villingen

Aber in diesem turbulenten Finale erwiesen sich alle vermeintlichen Vorteile als Schall und Rauch. Wohl begannen die Ortenauer mutiger und druckvoller als die Schwarzwälder, die in der ersten Viertelstunde keinen Zugriff auf die Partie bekamen. Und hätte Nico Huber in der elften Minute nicht den Pfosten, sondern ins Tor getroffen, als er allein auf Villingens Torhüter Marijan Huljic zulief – wer weiß, wie die Partie verlaufen wäre. Denn der FC Villingen war in dieser Saison nicht gerade eine Mannschaft, die dann auftrumpft, wenn sie in Rückstand gerät.

Mit zunehmender Spielzeit bekamen die Schwarzwälder aber die Löcher im Mittelfeld besser gestopft – und dass sie kontern können, bewiesen sie schon vor dem 1:0 drei Mal. Der Führungstreffer entstand dann auch aus einem Ballgewinn im Mittelfeld, Plavci schickte den im Winter vom letztjährigen Pokalsieger Bahlinger SC gekommenen Damian Kaminski in den freien Raum. Der schien den Ball fast noch zu verstolpern, doch er konnte noch von halbrechts zu einem Flachschuss ansetzen. Und traf. Villingen lag vorn. Der SV Oberachern war geschockt, neun Minuten danach traf Benedikt Haibt per Fernschuss die Latte. Und in der Nachspielzeit der ersten Hälfte flankte Kaminski von rechts ans lange Eck des Fünfmeterraums – wo Plavci den Fuß hinhielt, zum 2:0 traf und das Tor mit zwei Salti feierte.

SV Oberachern dreht Spiel zwischenzeitlich nach der Pause

„Das lassen wir uns nicht mehr nehmen“, schallte es zur Halbzeit aus der Villinger Kabine. Doch nach 27 Minuten der zweiten Halbzeit war der SV Oberachern vorn. Mit einem Sonntagsschuss in den Winkel erzielte Kapitän Sinan Gülsoy den Anschlusstreffer (54.), danach ließ FC-08-Torhüter Huljic, der anstelle des kränkelnden Daniel Miletic im Kasten stand, eine Freistoßflanke des eingewechselten Andreas Weisgerber durch die Hände gleiten (65.) – es stand 2:2. Und wiederum acht Minuten danach zirkelte Weisgerber einen Freistoß aus 20 Metern in den Winkel zum 3:2. „Villingen war mausetot zu dem Zeitpunkt“, sagte hinterher SVO-Kicker Dennis Kopf. Doch man sollte Schwarzwälder nie unterschätzen. Nach einer Flanke des überragenden Plavci stand Benedikt Haibt goldrichtig am Fünfmeterraum und köpfte per Hechtsprung zum 3:3 ein (83.). Drei Minuten danach gelang es Oberachern nicht, sich nach einer Ecke zu befreien, es wurde Luftloch um Luftloch geschlagen – bis der Ball zu Plavci kam, der ihn irgendwie ins Netz murmelte. Zwei Minuten danach krönte er seine Leistung, als er einen Konter aus zehn Metern mit einem harten Schuss traf – hoch ins kurze Eck.

„Wir waren wohl zu unerfahren“, resümierte Oberacherns Trainer Thomas Leberer. Sein Team feierte nach dem zweiten Finale im südbadischen Verbandspokal (1996 ein 1:5 gegen den FV Donaueschingen) dennoch: In Achern gab’s am Samstag noch einem Empfang beim Bürgermeisters. Und am Sonntag in aller Früh wurde eine eigenartige Tradition von Amateurfußballern fortgeführt. Die Mannschaft flog nach Mallorca in Urlaub.

Villingens Trainer Jago Maric, der nach der Pokalübergabe auch die obligatorische Bierdusche in einer Bären- beziehungsweise Bierruhe über sich ergehen ließ, freute sich zwar sehr, „über den Sieg und mit welch toller Moral ihn meine Spieler erkämpft haben“. Aber der Abstieg vor einer Woche steckte ihm doch noch in den Gliedern: „Ich muss mich erst mal mit meiner Familie im Urlaub in meinem Heimatland Kroatien erholen.“

Erholung hatten die meisten der Zuschauer auch nötig. Denn das Finale war eines der turbulentesten der vergangenen Jahre. Die Villinger holten den Pokal, und die Großzahl der SVO-Zuschauer auf der sonnenüberströmten Gegentribüne holte sich einen Sonnenbrand.


SV Oberachern - FC 08 Villingen 3:5
SV Oberachern: Miesch, Leberer, Krebs, Kopf (59. Braun), Krebs (59. Weisgerber), Gülsoy, Schwenk (36. Jurjevic), Gallus, Petric (59. Dörflinger), Walica, Huber (84. Decherf),
FC 08 Villingen: Huljic, Sopelnik (77. Yelken), Geng, Wehrle, Ovuka, Serpa, Plavci (92. Bruno), Ceylan, Barg, Haibt, Kaminski
Schiedsrichter: Steffen Fante (Neuenburg) - Zuschauer: 2300
Tore: 0:1 Kaminski (31.), 0:2 Plavci (46.), 1:2 Gülsoy (54.), 2:2 Weisgerber (66.), 3:2 Weisgerber (72.), 3:3 Haibt (83.), 3:4 Plavci (87.), 3:5 Plavci (89.)
Aufrufe: 028.5.2016, 16:16 Uhr
Georg Gulde (BZ)Autor