2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview der Woche
Mario Mayer, Coach des B-Klassisten ESV Amberg, hospitiert derzeit beim benachbarten Bayernligisten FC Amberg.
Mario Mayer, Coach des B-Klassisten ESV Amberg, hospitiert derzeit beim benachbarten Bayernligisten FC Amberg.

Mario Mayer hospitiert beim FC Amberg

Trainer des B-Klassisten ESV schaut seinem Kollegen Timo Rost über die Schulter +++ Bei den Gelb-Schwarzen für die eigenen Ziele neuen Input holen

Die meisten Zuschauer der Trainings- und Spieleinheiten des Fußball-Bayernligisten FC Amberg wollen die Winterpause mit etwas „Fußball schauen“ überbrücken – Mario „Mio“ Mayer nicht. Der Coach des B-Klassisten ESV Amberg verfolgt das Training genau, sehr genau. Denn er hospitiert derzeit bei FCA-Trainer und A-Schein-Inhaber Timo Rost. Im Interview verrät der Coach, warum er diesen Schritt gemacht hat.

Mario, was treibt einen B-Klassen-Trainer zum FC Amberg?

Mario Mayer: Mich treibt das Interesse. Ich habe mir auch letztes Jahr schon einige Trainingseinheiten vom FCA angesehen, allerdings als Kiebitz, von außerhalb des Platzes. Nun bin ich in der Vorbereitung mitten drin. Natürlich haben wir schon alleine durch die räumliche Nähe einen guten Kontakt zum FCA und hier vor allem zu den sportlich Verantwortlichen. Im Vorfeld habe ich dann Sportlichen Leiter Bernd Scheibel die Hospitation ausgearbeitet. Ich bin allen FCA-Beteiligten für diese Möglichkeit extrem dankbar. Ich wurde vom kompletten Trainerteam um Timo Rost und Torwarttrainer Thomas Roth sowie auch vom Betreuerstab und auch von der Mannschaft mit offenen Armen aufgenommen.

Was genau erhoffst Du Dir von dieser Hospitation?

Mario Mayer: Als B-Klassen-Trainer hat man von Dezember bis März ja immer viel Zeit, wenn keine Spiele anstehen. Die wollte ich nutzen, um mich weiterzubilden. Ich verfolge die Trainingseinheiten und analysiere diese. Denn auch alle niederklassigen Mannschaften haben nach der Winterpause wieder eine Vorbereitungsphase zu absolvieren und ich will sehen, was für Unterschiede oder auch Gemeinsamkeiten es in unseren Trainings gibt. Und wenn es Unterschiede gibt, prüfen, ob ich etwas dieser Art in mein Training einbauen kann.

Wie ist Timo Rost als Trainer?

Mario Mayer: So wie er früher als Fußballer auf dem Feld war, so ist er auch als Trainer – er ist total detailliert, arbeitet sehr akribisch und bringt sich voll ein. Der Unterschied zwischen ihm und anderen Trainern ist: Er geht ins Detail hinein. Er hat einen klaren Plan von dem System, das er spielen will und lässt dieses immer wieder trainieren. Und er hat sich sein Team genauso zusammengestellt, wie es nötig war. Ich bin der festen Überzeugung, dass es bei ihm keine Zufälle gibt und das zeigt auch ganz deutlich das Ende der Hinrunde. Der Erfolg gibt ihm also Recht. Außerdem habe ich das Gefühl, dass den Jungs das Training unter ihm sehr viel Spaß bereitet. Es ist nicht nur fachlich auf dem neusten Stand, sondern vor allem auch sehr abwechslungsreich. Dazu kommt, dass er als ehemaliger Profifußballer natürlich wahnsinnig viel Erfahrung mitbringt. Er ist sehr kommunikativ und gibt dieses Wissen an sein Team weiter, dass dadurch auf jedwede Situation im Spiel vorbereitet ist und immer einen Plan B im Köcher hat. Darüber hinaus hat Timo im vergangenen Jahr den A-Trainer-Schein des DFB an der Sportschule Hennef mit einem Notendurchschnitt von 1,2 als Klassenbester abgeschlossen – ich kann also vom Besten lernen. Und ich sage mal so: Zu viel Input kann man sich nicht holen.

Spötter behaupten, der Job als B-Klassen-Trainer sei vergleichsweise entspannt…

Mario Mayer: Und damit haben sie wahrscheinlich auch Recht. Vieles ist in den unteren Klassen viel einfacher. Aber auch wenn wir nur 22 bis 26 Partien im Jahr absolvieren müssen, sitze ich nicht jedes Wochenende zuhause und drehen Däumchen, sondern schaue mir regelmäßig Spiele unserer Gegner und der höheren Klassen an. Ich denke wir arbeiten beim ESV sehr koordiniert in unserem kleinen Funktions-Team. Wir sind ein sehr kleiner Verein, aber die Erwartungshaltung ist bei uns ähnlich groß wie beim FCA.

Früher hast Du als Spieler selbst in der Vorbereitung geschwitzt. Ist es schöner, nur noch zuzuschauen?

Mario Mayer: Ich bin froh, nicht mehr hin- und herlaufen zu müssen. Die Vorbereitung war immer anstrengend. Natürlich juckt es manchmal, wenn man die Jungs spielen sieht. Beim FCA merkt man aber sofort: Die Spieler haben trotz der Anstrengung viel Spaß.

Früher Spieler, heute – meistens – nur Trainer: Was ist der größte Unterschied?

Mario Mayer: Als Spieler musst du dich vor allem darauf konzentrieren, dass du in einem Top-Zustand bist. Als Trainer hast du das Ganze im Blick: die Spieler, das Funktionsteam, eben das ganze Drumherum. Man muss alles in Einklang bringen. Und je kleiner der Verein ist, desto schwieriger ist es. In größeren Vereinen wird dir vieles abgenommen.

Du trägst die Hoffnungen der überaus begeisterten ESV-Fußballfans auf Deinen Schultern. Wie geht man mit diesem Druck um?

Mario Mayer: Der Druck ist überall groß, ja – egal ob man nun B-Klasse oder Bayernliga trainiert. Aber wer damit nicht klarkommt, sollte nicht Trainer werden. Mir war im Juli 2013, als ich das Team übernahm, bewusst, dass es nicht einfach wird. Die Mannschaft hatte in der Saison 2012/13 nur 19 Punkte geholt. Aber das Team hat zusammen gehalten und wollte sich unbedingt weiterentwickeln. Deshalb wusste ich, dass man mit kontinuierlicher und seriöser Arbeit vorne mitspielen kann. Dass uns das schon letztes Jahr gelang und wir am Ende den zweiten Platz mit 47 Punkten erreichten, war vor der Saison nicht absehbar. Nach diesem Ergebnis, ist die Erwartungshaltung für diese Saison natürlich im gesamten Verein und auch im Umfeld riesig. Diesen Druck muss man aber als Coach abschütteln. Du musst weiterhin akribisch und konzentriert arbeiten und bleiben wie du bist.

Ähnelst Du vom Trainertypus her eher einem Felix Magath oder einem …?

Mario Mayer: Also Felix Magath auf keinen Fall! (lacht). Spaß beiseite: Ich habe ja mit vielen meiner Spieler noch zusammen gekickt, deshalb ist das Verhältnis zu ihnen ohnehin anders. Aber man braucht eine gewisse Distanz. Die Mischung macht es. Ein total autoritärer Führungsstil, wie er auch einem Felix Magath nachgesagt wird, bringt in der heutigen Zeit nichts mehr. Das Zwischenmenschliche ist für den Erfolg sehr wichtig. In den unteren Amateurligen machen meiner festen Überzeugung nach einen nicht unerheblichen Teil des Erfolges die Kameradschaft und der Zusammenhalt untereinander aus.

Aber nochmals zum FC Amberg – was kannst Du uns über die Mannschaft und die Spieler sagen?

Mario Mayer: Das sind alles riesen Fußballer, die über ihre taktischen und technischen Fähigkeiten hinaus eine super Einstellung, gepaart mit einem wahnsinnigen Ehrgeiz, mitbringen.

Wie zeigt sich das im Training?

Mario Mayer: Die Jungs haben für die Winterpause Trainingspläne an die Hand bekommen, die sie zu erfüllen hatten. Mein Eindruck ist, dass die Spieler diesen akribisch umgesetzt haben. Sie sind alle fit und ehrgeizig und hinterlassen in jeder einzelnen Einheit, ja sogar bei jeder einzelnen Übung, einen extrem positiven Eindruck. Für die bisher vergangenen kurze Vorbereitungszeit ist die Mannschaft schon sehr weit, so dass die konditionellen Einheiten eher etwas in den Hintergrund rücken und Timo sich daher vermehrt schon jetzt auf taktische Dinge konzentrieren kann. Man kann den FCA-Verantwortlichen nur zu dieser Truppe gratulieren.

Du bist als Spieler für einige Vereine aufgelaufen. Ist es denkbar, dass wir Dich eines Tages bei einem anderen Verein als Trainer sehen?

Mario Mayer: Was die Zukunft bringt, weiß ich noch nicht. Sicher werde ich irgendwann eine neue Herausforderung annehmen. Aber im Moment ist das kein Thema für mich, denn aktuell gilt meine volle Konzentration nur dem ESV. Gemeinsam mit den Spielern haben wir mit unserer akribischen Arbeit und noch mehr Engagement und Zeiteinsatz in den letzten eineinhalb Jahren nun die Tür zur A-Klasse weit aufgestoßen. Aber wir haben noch sieben Spiele vor der Brust und diese müssen höchst konzentriert angegangen werden. Darum bin ich auch derzeit beim FC Amberg: Ich will mir neuen Input holen, um perfekt vorbereitet zu sein. Man lernt nie aus und ich bin mir sicher, dass ich vieles von Timo lernen kann, dass uns weiterbringt.

Aufrufe: 014.2.2015, 14:13 Uhr
Stephan Landgraf/ESV AmbergAutor