2024-05-02T16:12:49.858Z

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Vertrag läuft aus, Aktas will vorerst kein Vollzeitcoach sein. | Archivfoto: Daniel Fleig
Vertrag läuft aus, Aktas will vorerst kein Vollzeitcoach sein. | Archivfoto: Daniel Fleig

Erkan Aktas und Sven Goronzi liefern behutsame Basisarbeit

Die Ex-Laufenburger Erkan Aktas und Sven Goronzi haben sich als Nachwuchs-Trainer des FC Aarau eine gute Basis geschaffen

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Das ist echte Basisarbeit: Die früheren Laufenburger Erkan Aktas und Sven Goronzi bilden beim FC Aarau erfolgreich Talente aus. Die Professionalisierung zur Hauptamtlichkeit wird U-16-Cheftrainer Aktas nicht mitgehen. Auch Goronzis Zukunft ist offen.
Pflastersteine sind ein seltsam beständiges Material. Sie trotzen Wetter und Stadtbautrends gleichermaßen. Und stehen für Stabilität und Stilsicherheit. Gewissermaßen ein Symbol langanhaltender Beständigkeit. „Wir verlegen grade neu an unserem Haus“, sagt ein abgehetzter Erkan Aktas, „und ich glaube, ich habe jetzt das richtige Angebot gefunden.“

Vom Pflasterstein-Termin wetzt der U-16-Coach zum Training seiner Jungs beim Team Aargau – das ist die Jugendschmiede des Schweizer Zweitligaclubs FC Aarau und der Landeskader des Kantons Aargau. Die Episode passt ins Bild. Auf der Suche nach beruflicher Beständigkeit hat der 37-Jährige dem Fußball gerade den Rücken zugewandt. Aktas bleibt Projektleiter bei einem Schweizer Interieur-Ausstatter von Transportmitteln. Den Schritt in die Hauptamtlichkeit beim FC Aarau will er nicht mitmachen. Das wäre schon ein Risiko, „deshalb muss ich diesen Schritt als hauptamtlicher Trainer erst mal verschieben, vielleicht wird sich die Chance in zwei oder drei Jahren wieder ergeben.“ Die Schnelllebigkeit des Fußballgeschäfts beißt sich mit der Lebensplanung des Familienvaters. Trotz Bitten und Betteln des Noch-Arbeitgebers. „Unsere U21 wird zur nächsten Saison aufgelöst und die U-16-Trainerstelle professionalisiert“, berichtet Aktas. Schon im Vorjahr habe er das Angebot, die U-18-Trainerstelle (Vollzeit) „zu übernehmen und musste das Angebot abschlagen. Das richtige Angebot war nicht dabei“, sagt Aktas.

Blick zurück: Beim SV 08 Laufenburg erinnert man sich gern an Aktas. Der Gute-Laune-Typ, der erst als Spieler den Ball und später als Trainer die Spieler gleichermaßen behutsam und erfolgreich bearbeiten konnte, hat dort fast so etwas wie Legendenstatus. Hier lernte der Bad Säckinger das Kicken, und als er sich immer versierter anstellte, holte ihn der SC Freiburg. Unter U-19-Coach Christian Streich holte sich Aktas das Rüstzeug für hohe Aufgaben, und danach verdiente er seine Fußball-Brötchen in Steinen und Wehr.

Drei Aktas-Schützlinge sind Profis geworden

Mit gerade 28 heuerte er dann als Trainer beim SV 08 an. Und läutete die erfolgreichste Periode der jüngsten Zeit ein. Bis in die Landesliga und dort zum Aufstiegskandidaten ging es. Alles mit planvollem Spielstil und fundierter Gegnerauswertung. Ein wenig dürfte der Bezirksligist den Tagen unter Aktas nachtrauern. In Laufenburg versammelte der Rechtsfuß einen Staff talentierter Mitarbeiter um sich. Mit dabei: Sven Goronzi, 42. „Eine Frohnatur“, wie Aktas betont. Der äußerst talentierte, ehemalige Schlussmann lernte die Torwartkniffe in den Fußballschulen des FC Basel und FC Aarau, stieg mit Steinen in die Oberliga auf und kickte lange in Wehr, Wallbach und Murg. Als dritter Torhüter mimte er beim SV 08 bald nur noch den Torhüter-Trainer. Und als die Aarauer Aktas abwarben, folgte Goronzi seinem Cheftrainer.

Zwei Frohnaturen: Sven Goronzi (links) und Erkan Aktas im Aarau-Gewand | Foto: Privat
Zwei Frohnaturen: Sven Goronzi (links) und Erkan Aktas im Aarau-Gewand | Foto: Privat
So kommt es, dass die zwei Hochrheiner beim Schweizer Ausbildungsverein den Talenten Beine machen. Wobei das Bonmot einen falschen Eindruck vermittelt. Medizinballwerfen, Treppenläufe und spielfernes Passtraining à la 1970 stehen beim Aarauer Trainerduo nicht auf den Programm. „Unser Ausbildungskonzept umfasst vier Bausteine: Technik, Taktik, Athletik und Persönlichkeit“, verbalisiert Aktas den Aargauer Anspruch auf Fußball-Moderne. „Unsere Trainingspläne sind runtergebrochen auf unsere Philosophie, das Umschaltspiel.“ Im Vordergrund steht aber stets die Spielerentwicklung. Das Niveau schwanke von Jahrgang zu Jahrgang. „Manchmal“, so betont Aktas, „können wir sogar mit dem SC mithalten.“ Und: In Matija Randjelovic, Noah Lüscher-Boakye und Stevan Lujic haben drei Aktas-Schützlinge den Schritt zu den Profis geschafft. Derzeit steht die U16 im unteren Tabellendrittel. „Wir mussten mehrere Spieler an die U18 abgegeben, aber so ist das im Jugendbereich.“ Nun läuft sein Vertrag aus, am 30. Juni, „was ich danach mache, ist noch offen“. Das Risiko Haifischbecken Profifußball will Aktas vorerst jedenfalls nicht eingehen. Auch Goronzis Verbleib in Aarau ist noch nicht geklärt. Aktas sagt, „ich werde wahrscheinlich die UEFA-Pro-Lizenz machen und meine Augen offenhalten“. Er könne sich „gut vorstellen, erstmal bei diversen Clubs zu hospitieren, um weitere Eindrücke aus anderen Bereichen zu gewinnen“. Mit seiner erfolgreichen Arbeit in Aarau hat er zumindest eine gute Basis. Auch „die Pflastersteine müssten bald da sein“, sagt Aktas. Sein Weg für höhere Aufgaben ist geebnet.
Aufrufe: 020.4.2018, 08:00 Uhr
Jakob Schönhagen (BZ)Autor