Für Claudia Pechstein geht es gerade um eine Millionen-Abfindung, Jan Ullrich wurde einst vom Dopingvorwurf freigesprochen. Am Court of Arbitration for Sport, dem Internationalen Sportgerichtshof, kurz CAS, werden oft spektakuläre Fälle der Sportgeschichte verhandelt. Karrieren stehen auf dem Spiel, damit menschliche Schicksale, es geht um Millionen, um Ehre, manchmal auch um Reputation. Bei Engin Kalender geht es jetzt in Lausanne, wo der CAS seinen Sitz hat, um einen Amateurfußballer aus Nürnberg.
Der türkische Fußballer wagte vor einem Jahr den Sprung in die zweite Liga seines Heimatlandes. Das Schlusslicht, Kahramanmaraspor verpflichtete den ambitionierten Amateurfußballer, der mehrfach den Sprung in den Profifußball verpasste. Nun schien für den 29-Jährigen ein langer Traum endlich in Erfüllung zu gehen. Kalender spielte zweimal von Beginn an, neunmal insgesamt – dann stieg der Verein ab. Für Engin Kalender wurde es ein böser Traum, denn auf das versprochene Gehalt wartet er bis heute.
Weil der Verein sich nicht an die Abmachungen hielt, kündigte Kalender und flog zurück nach Deutschland, wo er am 28. August einen Vertrag beim Landesliga-Verein Dergahspor unterschrieb. Doch gespielt hat er für Dergah bis heute keine Minute.
„Engin hat keine Freigabe erhalten von Kahramanmaraspor“, sagt Dieter Rebel, Vorstandsmitglied. Als sie bei Dergah nämlich Kalenders Spielerpass beim Bayerischen Fußball-Verband anforderten, stellte dieser fest, dass der Stürmer noch einen gültigen Vertrag in der Türkei besitzt. Deshalb war nun der Deutsche Fußball-Bund zuständig, der aber mit dem türkischen Verband keine Einigung erzielen konnte. „Weil nur Engin seine Kündigung unterzeichnet hat, will sie dort niemand anerkennen“, sagt Rebel. Um mehr Druck aufzubauen, flog der stellvertretende Vorsitzende sogar nach Zürich zur Fifa-Zentrale und sprach dort vor. Das brachte Bewegung in den Fall Kalender, mittlerweile befindet er sich beim CAS, dessen Entscheidungen die Fifa seit einigen Jahren anerkennt.
„Die Entscheidung soll in diesen Tagen fallen“, sagt Dieter Rebel, der frohen Mutes ist, dass er seinen erfahrenen Mittelstürmer endlich einsetzen darf. Engin Kalender brenne darauf, sagt er, endlich wieder auf Torejagd zu gehen. „Auch für die Zuschauer ist das ja immer etwas Besonderes, wenn so jemand mitspielt.“ Ein Amateurfußballer, über dessen sportliche Zukunft jetzt der Internationale Sportgerichtshof entscheiden muss.