2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht

Ein perfekter Kurzauftritt

2. FRAUENFUSSBALL-BUNDESLIGA: Jessy Atila geht beim Herforder 3:3 voran

Verlinkte Inhalte

Gefühlvoll: Jessy Atila, hier gegen Hanna Konsek, wurde nach gut einer Stunde eingewechselt. Beim 3:3 gegen den 1. FC Lübars erzielte sie den Treffer zum 2:3 und bereitete den Ausgleich durch Christabel Oduro durch einen Lattenkracher vor.

Herford. Nach dem Schlusspfiff klatscht sie sich mit ihren Mitspielerinnen ab, spricht kurz mit dem Trainer und Freunden, läuft aus. Als sich ihr die Schreiber der Herforder Tageszeitungen zwecks Fragerunde nähern, hebt Jessy Atila wie zur Abwehr die Arme. „Muss das sein?“, fragt sie mit einem Lächeln.

Ja, es muss sein. Auch wenn sie nur rund 30 Minuten auf dem Platz stand, war sie beim 3:3 des Frauenfußball-Zweitligisten Herforder SV gegen den amtierenden Meister 1. FC Lübars die Spielerin des Tages, schoss nach 1:3-Rückstand den Treffer zum 2:3 mit einem gefühlvollen Heber von der rechten Seite ins lange Eck selbst und bereitete den Ausgleich durch Christabel Oduro kurz vor dem Ende mit einem Lattenschuss vor. „Wir mussten nach dem Rückstand Gas geben und das haben wir auch geschafft. Am Ende hatten wir uns das Unentschieden verdient, auch wenn Lübars insgesamt sehr gut gespielt hat“, sagt die 28-Jährige.
Ihre eigene Rolle will sie dabei nicht in den Vordergrund stellen. „Ich bin natürlich zufrieden, dass es so gut gelaufen ist. Bei mir reicht es noch nicht für 90 Minuten. Letztendlich entscheidet der Trainer, wie lange ich spielen soll“, so Jessy Atila. Zumindest stellte sie unter Beweis, dass besagter Trainer Jürgen Prüfer mit ihr eine starke Alternative in der Hinterhand hat. „Ihr gebührt ein Sonderlob, sie hat das sehr gut gemacht“, sagt Prüfer, der sich schon vor der Partie beeindruckt zeigte, wie sehr sich seine erfahrene Spielerin nach langer Pause im Bundesligabereich wieder ans Zweitliganiveau herangearbeitet hat.
Nach dem Bundesliga-Aufstieg des Herforder SV im Jahre 2010 kam Jessy Torreele, so ihr Mädchenname, zusammen mit ihrer Landsfrau Heleen Jaques vom belgischen Meister VV St. Truiden zum HSV. Beide waren für die Abwehr eingeplant. Während Jaques nach dem Abstieg wieder nach St. Truiden zurückkehrte und später beim mehrfachen Deutschen Meister Turbine Potsdam sowie in ihrer Heimat beim FC Brügge spielte, blieb Jessy Torreele in Herford. Nach der Hochzeit mit dem HSV-Physiotherapeuten Deniz Atila und einer Schwangerschaftspause verstärkte sie ab der Saison 2012/2013 die 2. Mannschaft des Herforder SV in der Westfalenliga, bevor sie vor der laufenden Spielzeit wieder in die Vorbereitung der Zweitliga-Mannschaft einstieg.
Mit ihrer Routine, Übersicht und Schussstärke könnte Jessy Atila im jungen Herforder Team im weiteren Verlauf der Serie eine wichtige Rolle einnehmen. Gerade ihre Distanzschüsse stellten Lübars in der letzten halben Stunde vor enorme Probleme. Dieses Mittel setzten die Herforderinnen gegen die unsicher wirkende Torfrau Inga Buchholz vor Atilas Einwechselung viel zu selten ein. „Wir haben insgesamt zu selten den Abschluss gesucht, haben uns zudem einige Stockfehler in der Abwehr erlaubt“, so Jürgen Prüfer.
Insgesamt aber war der Coach mit seinem Team sehr zufrieden, lobt „Willenskraft und Kampfgeist“, mit dem es gelang, den spielerisch überragenden Gästen noch einen Zähler abzuknöpfen. Jessy Atila darf für sich in Anspruch nehmen, mit ihrem starken Auftritt den Grundstein zum Unentschieden gelegt zu haben.

Aufrufe: 08.9.2015, 11:41 Uhr
Walter Dollendorf/Foto: Yvonne GottschlichAutor