2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Für Christoph Schwander war die Saison 19/20 nicht vergnügungssteuerpflichtig. Das soll sich - wenn die Kugel wieder rollt - ändern.
Für Christoph Schwander war die Saison 19/20 nicht vergnügungssteuerpflichtig. Das soll sich - wenn die Kugel wieder rollt - ändern. – Foto: Simon Tschannerl

Der Motor des Musterschülers stottert - doch er bleibt

Vilzings Kapitän Christoph Schwander (27) über ein persönlich schwieriges Jahr, den Traum von der Regionalliga und warum er auch in der kommenden Saison für die DJK auflaufen wird

Es ist schon paradox: Da steht die DJK Vilzing vor dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte, die Identifikationsfigur schlechthin macht allerdings eine schwierige Phase durch. FuPa hat sich mit Kapitän Christoph Schwander unterhalten. Der 27-Jährige steht wie kaum ein anderer für die Philosophie der Schwarz-Gelben: Sportlicher Aufschwung auf der einen, Bewahrung des Dorfverein-Charakters auf der anderen Seite. Warum es für den gebürtigen Oberviechtacher so zäh läuft, was für ihn als Anführer ein Aufstieg in die Regionalliga bedeuten würde und warum er auch nächstes Jahr aber wieder am Huthgarten kicken wird - wir haben mit ihm ausführlich darüber geplaudert.

FuPa: Christoph, wie sehr schmerzt es im Moment, die Füße hochlegen zu müssen?
Christoph Schwander (27): Es tut schon weh, wenn man jeden Tag raus geht, aber nur laufen oder Radfahren kann. Was nervt mich dieses Rumlaufen durch die Gegend mittlerweile. (lacht) Was mir im Moment Hoffnung und Motivation gibt, ist die Ankündigung des Verbands, dass die Saison auf alle Fälle fertigspielt werden soll.

Tabellenführer in der Bayernliga Nord, ihr habt den größten Erfolg der Vereinsgeschichte selbst in der Hand. Was macht euch in diesem Jahr so stark?
Meiner Meinung nach die perfekte Mischung. Wir haben charakterlich eine top Truppe beisammen und auch die Qualität im Team, um spielerisch überzeugen zu können.

Vervollständige bitte den Satz: So gut es bisher in dieser Spielzeit für die Mannschaft läuft, so...
...verseucht ist die Saison bisher für mich. Ein absolut ungewohntes Gefühl, bin ich doch in den letzten Jahren immer so auf rund 30 Einsätze gekommen. Heuer sind es bisher mickrige vier. Die Sommervorbereitung konnte ich komplett absolvieren, ich fühlte mich sehr gut. Tja, und dann kam dieses vermaledeite Spiel in Erlangen...

Am zweiten Spieltag hast du dich schwer verletzt. Was genau ist passiert?
Es passierte in einem Luftzweikampf. Ich habe mich mit dem Arm komisch eingehakt und bin dann zu Boden gefallen - genau auf den Ellenbogen, der komplett wegknickte. Es war nichts gebrochen, aber das war auch schon die einzige gute Nachricht. Ich habe mir alle Bänder im Ellenbogen gerissen.

Moment des Schreckens: Nach einem Luftzweikampf fällt Christoph Schwander auf den Ellenbogen - mit fatalen Folgen.
Moment des Schreckens: Nach einem Luftzweikampf fällt Christoph Schwander auf den Ellenbogen - mit fatalen Folgen. – Foto: Dirk Meier

Schwere Armverletzung: »Ich glaube, dass ich eine Woche lang nachts nicht schlafen konnte.«

Wie ging`s dann weiter?
Das war eine furchtbare Zeit. Nach einer Woche wurde ich operiert, konnte anschließend den Arm nicht bewegen und hatte schreckliche Schmerzen. Ich glaube, dass ich eine Woche lang nachts nicht schlafen konnte. Ich war im Grunde komplett hilflos. Ich konnte mir ja kaum selbst eine Hose anziehen.

Nach deinem Comeback gab`s den nächsten Rückschlag.
Das erste Spiel in Ammerthal war noch gut, wir haben 3:1 gewonnen. Dann stand das letzte Heimspiel des Jahres gegen Eintracht Bamberg an - mein erster Auftritt zuhause nach über vier Monaten Pause. Vielleicht bin ich einfach zu übermotiviert ins Spiel gegangen. Wir als Mannschaft hatten zudem einen gebrauchten Tag erwischt. Keine halbe Stunde war gespielt, da wollte ich einen Konter unterbinden. Ich hätte meinen Gegenspieler einfach nur festhalten sollen, aber ich habe ihn voll weggegrätscht. Eine blöde Aktion von mir, die mir als erfahrener Spieler nicht passieren darf. Folgerichtig habe ich Rot gesehen - und muss nach dem Würzburg-Spiel noch eine Partie zusehen.

– Foto: Florian Würthele


Trotz einer persönlich eher mauen Bilanz bisher, bist du als Führungsspieler unumstritten. Was zeichnet dich aus?
Wenn ich etwas mache, dann richtig. Ich gebe immer 100 Prozent. Ich habe ein großes Kämpferherz, gebe immer alles für den Verein und lasse mich nie hängen. Na gut, außer wir liegen 0:8 hinten, aber das kommt ja nicht allzu oft vor. (schmunzelt)

Enttäuscht vom Jahn und warme Worte von "Stonie" Wagner: Der Weg nach Vilzing war frei.

Einen wie dich hätte jeder Verein gerne in seinen Reihen. Du bist ein Muster an Verlässlichkeit und Vereinstreue. Seit nun bald acht Jahren kickst du im schwarz-gelben Trikot am Huthgarten. Was macht für dich Vilzing aus?
Zum einen geht es seit Jahren sportlich bergauf. Ich bin schon der Meinung, dass wir als Mannschaft, aber auch als Verein was das Drumherum angeht, jede Saison einen Schritt nach vorne gemacht haben. Zum anderen hat sich die DJK diesen Dorfverein-Charakter schon noch bewahrt. Ich gehe nach jedem Spiel in die Gaststätte, trinke mit den Fans eine Halbe Bier und dann gibt`s auch schon mal den einen oder anderen Spruch. Das gehört für mich einfach dazu.

Wie interpretierst du deine Rolle als Kapitän?
Ich nehme mich nicht wichtiger als andere Spieler. Mir ist es wichtig, immer ein offenes Ohr für die Mannschaft zu haben. Ich rede auch viel mit den Jungs, für die es gerade nicht so läuft und versuche ihnen zu vermitteln, dass auch sie gebraucht werden. Auch privat bin ich mit den meisten viel in Kontakt.

Wie bist du eigentlich nach Vilzing gekommen?
Nach der Jugendzeit beim Jahn musste ich erst einmal eine Enttäuschung verdauen. So richtig gewollt fühlte ich mich als Eigengewächs beim SSV Jahn nicht mehr. Über Christian Zechmann, den ich aus Schwarzenfeld kannte, kam der Kontakt zur DJK zustande. Damals war Sepp Beller Trainer und auch Roland Dachauer hat sich sehr um mich bemüht. Auch, weil meinn Jahn-Jugendtrainer "Stonie" Wagner ein gutes Wort für mich eingelegt hatte. Ich hatte zwar auch Angebote von Bayernligisten, entschied mich aber dann für die DJK. Ich hatte einfach ein gutes Gefühl. Zudem bekam ich die Möglichkeit, ins Berufsleben einzusteigen.

90 Minuten die linke Außenbahn auf und ab: Das Hoheitsgebiet von Christoph Schwander (re.).
90 Minuten die linke Außenbahn auf und ab: Das Hoheitsgebiet von Christoph Schwander (re.). – Foto: Florian Würthele


Wie sah diese Möglichkeit aus?
Ich habe bei unserem Hauptsponsor, der Firma Zollner, 2013 eine Ausbildung begonnen und bin immer noch da. Ich arbeite in der IT-Abteilung in der Zentrale in Zandt.

Gerade hast du erwähnt, die Zeit beim SSV Jahn ging für dich nicht unbedingt schön zu Ende. Was war passiert?
Ich durfte damals unter dem Coach Markus Weinzierl als A-Jugendlicher im Drittliga-Kader mittrainieren. Also hatte ich mir schon Hoffnungen gemacht. Aber dann ging Markus Weinzierl zum FC Augsburg und mit mir hat kein Mensch mehr geredet. Ich durfte dann in der Vorbereitung immer zehn Minuten bei der zweiten Mannschaft ran. Ich wollte aber unbedingt spielen und dachte mir: Das kann`s jetzt auch nicht sein.

Fußball auf semiprofessionellem Niveau und Vollzeitjob ist nicht immer leicht unter einen Hut zu bekommen. Wie kriegst du das hin?
Bei mir klappt das recht gut. Ich lebe mit meiner Freundin in Runding. Ich habe in die Arbeit und zum Training jeweils 15 Minuten Fahrzeit. Das lässt sich also alles durchaus angenehm miteinander verbinden.

Seit Jahren beackerst du die linke Außenbahn. Deine absolute Lieblingsposition?
Nein, um ehrlich zu sein . (lacht) Am liebsten würde ich auf der Sechs vor der Abwehr agieren. Aber im Zentrum haben wir super Leute, und so marschiere ich halt die Auslinie rauf und runter. Taugt mir nach all den Jahren auch ganz gut. (schmunzelt)

Regionalliga? Schwander verspricht 17 Festtage.

Der Aufstieg in die Regionalliga, wäre das die Krönung deiner Laufbahn in Vilzing?
Das wäre nicht nur für mich das i-Tüpfelchen. Es wäre für den gesamten Verein und die Region ein Riesending. Die Mannschaft hätte es drauf, davon bin ich fest überzeugt. Und wir würden aus den 17 Heimspielen Festtage machen, das kann ich versprechen. (lacht)

Und wenn`s nicht klappt? Wäre das für dich ein Grund, ein neues sportliches Kapitel aufzuschlagen?
Ich fühle mich in Vilzing super wohl, lebe mit meiner Freundin in der Region. Ich sag`s mal so: Für Fußball würde ich sicher nicht umziehen wollen, nur um dann irgendwo Regionalliga spielen zu können. Ich bin auch nicht der Typ, der mit 27 oder 28 in die Kreis- oder Bezirksliga wechselt. Jetzt muss ich aber aufpassen was ich sage. (überlegt kurz) Ach komm, was soll`s: Ich werde auch nächstes Jahr in Vilzing spielen, egal was passiert. (lacht)

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.

Aufrufe: 08.4.2020, 12:30 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor