2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Der Neustädter Torjäger Philipp Gerlach (in gelb-schwarz) ist angetan von der Torqoute, die Sandro Hösl vom TSV Erbendorf seit mehreren Spielzeiten aufweisen kann.
Der Neustädter Torjäger Philipp Gerlach (in gelb-schwarz) ist angetan von der Torqoute, die Sandro Hösl vom TSV Erbendorf seit mehreren Spielzeiten aufweisen kann. – Foto: Dagmar Nachtigall

Einmal gelb-schwarzer Adler, immer gelb-schwarzer Adler

Vom Gegner gefürchtet, für die eigene Mannschaft Gold wert. FuPa stellt die Torjäger unserer Region vor. Für das dritte Interview konnten wir Philipp Gerlach vom Kreisklassenspitzenreiter DJK Neustadt gewinnen.

Nach zwei Goalgettern aus Bezirks- und Kreisliga hat sich FuPa im Rahmen der Interviewreihe "Torjäger aus unserer Region" mit dem treffsichersten Schützen des Kreisklassenspitzenreiters DJK Neustadt unterhalten. Philipp Gerlach, mit 14 Treffern neben dem Waldauer Tobias Guber der einzige einheimische Angreifer im vorderen Drittel der Rangliste neben den tschechischen "Offensivwaffen" Like, Dobias (beide Eslarn) und Hradek (Moosbach), lobt bei seinen Antworten vor allem den Zusammenhalt und das Klima bei seinen "gelb-schwarzen Adlern". Zudem erfahren wir, dass er den "TV-Neuling" Basti Schweinsteiger in seiner Funktion als Experte bei Spielen der Nationelf gut findet und Fan der elektronischen Musik ist.
"Grille", wie er von seinen Freunden und Mitspielern genannt wird, ist also ein DJKler durch und durch. Als er mit dem Kicken begann, gab es nicht wenige, die zweifelten, ob der Robustheit fordernde Fußball für den schlanken jungen Kerl, bei den vor allem die dünnen langen Beine auffielen, der richtige Sport wäre. Doch schon bald erkannten die ihn betreuenden Trainer, zu denen im Übrigen auch ich zählen durfte, sein Talent und formten aus ihm einen torgefährlichen Angreifer, der allerdings nicht so der typische Mittelstürmer oder Strafraumstürmer ist, sondern eher weite Wege geht, bis er abschließt. Am 19. Februar nächsten Jahres feiert Philipp Gerlach, der in Weiden wohnt, seinen 27. Geburtstag. Beruflich ist er im Bereich Informationstechnologie tätig und arbeitet dort als Softwareentwickler. Auf die Frage nach Hobbies neben dem Fußball kommt von ihm wenig: "Nichts Nenneswertes", meint er da, sehr zur Freude seiner Freundin Anni natürlich.


Philipp, wo und in welchem Alter hast Du denn mit dem Fußball begonnen? Warst Du schon in den Anfängen ein so treffsicherer Schütze?


Angefangen hat bei mir alles bei der DJK Neustadt, nachdem meine Schulfreunde mich überredet haben, mit dem Ballsport zu beginnen. Im Alter von 8 Jahren bin ich dort bei den E2-Junioren eingestiegen. Von da an wurde ich in den Folgejahren auf so ziemlich jeder Position eingesetzt. Das Tor hab ich zu dieser Zeit meistens noch verfehlt.


Reden wir über die Gegenwart. Was gefällt dir an deinem Verein ganz besonders, was zeichnet ihn besonders aus?

In unserem Verein steht natürlich der Sport, aber auch die Gemeinschaft im Vordergrund. Die Tatsache, dass ich hier ins Training gehen kann, um Zeit mit meinen besten Freunden zu verbringen und gleichzeitig noch mein Hobby unter besten Bedingungen ausüben kann, macht den Verein für mich unersetzlich. Da die DJK allerdings mein bisher einziger Verein ist, kann ich nur schlecht Vergleiche ziehen. Von den wenigen neuen, von auswärts kommenden Spielern hört man jedoch häufig, dass sie so ein Umfeld wie bei uns noch nicht erlebt haben.


Welches Saisonziel hast du Dir für die aktuelle Saison persönlich und für Deine Mannschaft gesetzt?

Natürlich den Aufstieg. Da wir bereits in den letzten Jahren nur knapp daran gescheitert sind, hoffe ich, dass es dieses Jahr endlich damit klappt. Ich persönlich stelle mich hierbei völlig in den Dienst der Mannschaft. Wenn ich in den restlichen Spielen kein einziges Tor mehr erziele und wir am Ende trotzdem aufsteigen, dann ist alles bestens.


Du bist Goalgetter, da werden sicher auch Vereine aus höheren Klassen auf Dich aufmerksam. Hat es Angebote gegeben und warum hast Du dann doch deinem Verein die Treue gehalten?

Einige Angebote gab es bereits, ja, ich konnte es jedoch nicht übers Herz bringen, meine Truppe zu verlassen. Wie ich bereits gesagt habe, bin ich mit vielen Spielern auch privat sehr gut befreundet und kann mir daher nicht vorstellen, jemals für einen anderen Verein aufzulaufen. Gemeinschaft, Zusammenhalt, Kameradschaft, das wird bei uns großgeschrieben und sind doch auch - unter anderen natürlich - die Vorzüge des Amateurfußballs.


Gibt es ein Vorbild unter den ehemaligen oder aktuellen Torjägern für Dich?

Ich finde es tatsächlich sehr beeindruckend, was Sandro Hösl vom TSV Erbendorf Jahr für Jahr für eine Leistung abliefert. Vor allem auch die Tatsache, dass er seinem Verein bei mit Sicherheit vielen Angeboten die Treue hält, macht ihn für mich sympathisch.


Was war Dein größter sportlicher Erfolg und was war Deine größte sportliche Niederlage?

Der größte Erfolg war mit Sicherheit die Saison 2015/2016, in der wir am Ende auf einem Platz in der oberen Tabellenhälfte der Kreisliga Nord rangierten und regelmäßig "die ganz Großen" geärgert haben. Als die größte Niederlage empfinde ich natürlich den Abstieg aus der Kreisliga. Ich denke, jeder Spieler, der mit seiner Mannschaft eine Spielklasse „nach unten“ verlassen muss, weiß, wie schwer das ist.


Welches Ritual hast Du vor einem Spiel?

Ein besonderes Ritual vor dem Spiel habe ich nicht. Einige von uns rasten tatsächlich gerne vor dem Spiel in der Kabine aus und puschen sich durch Schreie oder andere lärmerzeugende Handlungen. Bei mir ist jedoch eher das Gegenteil der Fall, ich bin dann eher in mich gekehrt und versuche, mich auf das Spiel zu konzentrieren.


Wo ist das unangenehmste Auswärtsspiel und warum?

Da muss ich nicht lange überlegen, ganz klar Ebnath. Dort zu spielen ist kein Spaß. Es ist bereits vorgekommen, dass wir in Neustadt bei tollem Wetter losgefahren sind und in Ebnath dann bei Schneefall spielen müssten. Ein äußerst unbequemer Gegner zusammen mit seinen bisweilen hitzigen Fans lassen den Sportplatz dort zu einem Hexenkessel werden.


Wer ist der Kabinen-DJ bei Euch im Team und wie ist die Musik?

Tatsächlich wechselt dies sehr häufig, da der Musikgeschmack der gesamten Mannschaft nur sehr schwer zu befriedigen ist. Dein Sohn Marco Schaupert nimmt sich der Aufgabe oftmals an, wird jedoch häufig durch die Beschwerden der etwas älteren Spieler attackiert und quasi "vom Hof gejagt". Deutsch-Rap ist hierbei seine bevorzugte Musikrichtung.


Wenn Du Bundestrainer wärst: Welchen Mitspieler würdest Du für die Nationalmannschaft nominieren und warum?

Als Nationaltrainer würde für mich kein Weg an unserem „Wusel“ Armin Peter vorbeiführen. „Harem“, wie wir ihn nennen, treibt als kleiner, bissiger, also absolut unangenehmer Außenverteidiger die gegnerischen Angreifer oftmals zur Weißglut. Die Vorstellung, er würde in seiner typisch ekligen Art einen Cristiano Ronaldo oder Neymar „bearbeiten“, lässt mich schmunzeln.


Was sagst Du zum Coronavirus?

Viele Worte möchte ich darüber ungern verlieren, da das Thema sowieso schon alle Plattformen beherrscht. Ich hoffe einfach, dass sich das Ganze so schnell wie möglich endlich wieder erledigt und wir zur Normalität zurückkehren können.


Wie nutzt Du die freigewordene Zeit am liebsten? Wie sieht Dein aktueller Alltag mit der derzeit schwierigen Situation aus?

Ein freies Wochenende ist für jede Spielerfrau- oder freundin selbstverständlich „ein Traum“, das sieht bei mir nicht anders aus. Ansonsten weiß ich mittlerweile einen Bundesliga- bzw. Championsleague-Abend mit den Kumpels sehr zu schätzen, so weit dies die aktuellen Beschränkungen erlauben.


Was darf in Deinem Kühlschrank nicht fehlen?

Die klassische „Kreisliga-Antwort“ wäre jetzt natürlich Bier und Tiefkühlkost. Mittlerweile achte ich jedoch auch darauf, dass man zwischen diesen wichtigen Dingen auch mal eine Paprika oder einen Frischkäse vorfindet.


Schlager, Klassik, Techno oder andere Musikrichtung?

Ich neige eher zur elektronischen Musik und schönen Bässen. An dieser Stelle kann ich nur das Festival "Open Beatz" in Herzogenaurach empfehlen, welches hoffentlich im kommenden Jahr wieder stattfinden darf. Grundsätzlich bin ich jedoch offen für viele Musikrichtungen, so habe ich selbstverständlich auch schon Abende mit den gängigen „Malle-Hits“ im „Bierkönig“ verbracht.


Mit welchem Sportler würdest Du gerne mal einen Kaffee oder ein Bierchen trinken?

Für Bastian Schweinsteiger konnte ich mich schon zu seiner aktiven Zeit begeistern. In seiner neuen Funktion als TV-Experte wirkt er auf mich aktuell in den Vorberichten beziehungsweise Analysen sehr sympathisch und auch kompetent. Ich denke, von ihm könnte man in einem Gespräch sehr viel lernen.


Wie sieht für Dich der perfekte Abend aus?

Den einen perfekten Abend gibt es für mich nicht, da dies immer von der Situation abhängt. Wenn es ums Feiern geht, dann hat sich bei uns der Zoigl-Besuch nach dem Training mit anschließender gemeinsamer Fahrt in die Weidener Innenstadt etabliert. Hierbei sind bereits Geschichten entstanden, die in jeder Runde der Brüller sind. Mittlerweile genieße ich jedoch auch gerne einen gemütlichen Abend mit der Freundin auf der Couch, ohne am nächsten Morgen mit einem Kater kämpfen zu müssen.


Was vermisst Du derzeit am meisten? Ist es schwierig, auf Fußball zu verzichten?

Der Fußball fehlt mir persönlich sehr, da ich mich nur sehr schwer für stupides Joggen oder Home-Workouts motivieren kann. Ich hoffe, dass der normale Trainings- und Spielbetrieb bald wieder möglich sein wird, damit sich meine Beine nicht an den "Urlaub" gewöhnen und womöglich danach zu streiken beginnen.


Wie beurteilst Du die Entscheidung, die Saison nicht abzubrechen?

Wie bereits von vielen ausgesprochen, fehlt auch mir hierbei das nötige Wissen über alle Faktoren und Einflüsse, die diese Entscheidung beeinflusst. So kann ich diese Frage nur unzureichend qualifiziert beantworten. Da wir uns aktuell auf dem ersten Platz befinden, hätte ich persönlich gegen einen Abbruch mit Aufstieg natürlich nichts einzuwenden gehabt. Jedoch kann ich auch verstehen, dass dies gerade für unsere schärfsten Verfolger in der Tabelle absolut nicht zufriedenstellend gewesen wäre.


Denkst Du, dass wir nach der Krise wieder normal Fußball spielen werden oder verändert sich etwas in der Gesellschaft, wo auch der Fußball nicht mehr derselbe sein wird?

Ich denke, sobald sich ein geeigneter Impfstoff ausreichend und effektiv in der Gesellschaft etabliert hat, werden wir auch zur Normalität zurückkehren können. Ich hoffe natürlich, dass dies möglichst schnell geschehen wird.


Dein ganz persönlicher Wunsch für die kommende Zeit?

Wie bereits in der letzten Antwort angesprochen, wünsche ich mir einfach nur ein baldiges Zurückkehren zur Normalität. Aktuell wird einem besonders klar, welche Freiheiten man eigentlich normalerweise genießt und lernt nun, diese entsprechend zu schätzen. Ich persönlich wünsche mir am meisten, Anfang des nächsten Jahres wieder wie gewohnt am Sonntag mit meinen Freunden auf dem Fußballplatz stehen zu dürfen und für die DJK dem „Runden“ nachzujagen.
Aufrufe: 05.12.2020, 11:02 Uhr
Werner SchaupertAutor