2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
– Foto: Sebastian J. Schwarz

Schöne Spielzüge sind ihm wichtiger als Tore

Im Interview: Robin Strellen, der frühere Torwart und nun erfolgreiche Stürmer des B-II-Ligisten SG Dist/Röhl.

Einst stand der heute 26-jährige Robin Strellen bei Eintracht Trier II, dem FSV Salmrohr, dem FC Bitburg und dem luxemburgischen Drittligisten Avenir Beggen zwischen den Pfosten. Seit über einem Jahr schnürt der gebürtige Bitburger und in Trimport lebende Student für den B-II-Ligisten SG Dist/Röhl als Angreifer die Fußballschuhe. Strellen beschreibt im TV-Interview seine Wandlung vom Torwart zum Stürmer, spricht über ungewöhnliche Treffer – und über seine Affinität zu nachhaltig angebautem Gemüse.

Sie sind in der zweiten Saison bei der SG der Dörfer Dahlem, Idenheim, Sülm, Trimport und Röhl. Was haben Sie in der nun startenden Saison mit Ihrem Team vor?

STRELLEN Die Liga ist auf keinen Fall stärker geworden, weil Stahl/Mötsch aufgestiegen ist und niemand aus der A-Klasse runterkam. Da wir keine Abgänge haben und mit Sven Himpler ein erfahrener Verteidiger zu uns stieß, gehören wir wieder zum Favoritenkreis. Der Aufstieg ist nicht unser großes Ziel, aber er ist möglich.

Wie ist Ihr Wechsel vom Torwart zum Angreifer zu erklären?

STRELLEN Ich habe lange in gewissen Ligen leistungsbezogen gespielt und musste immer am Limit spielen. Ich wollte dann vom Zeitaufwand her kürzertreten und hatte einfach keine Lust mehr, als Torwart zu spielen. Ich spielte mit dem Gedanken, zu meinem Heimatverein zu gehen und einen krassen Cut zu machen, wollte nur noch zum Spaß Fußball spielen. Da habe ich mit Uwe Maas, dem Sportlichen Leiter der Dist gesprochen. Und da wir zwei gute Torleute haben, habe ich mein Kommen davon abhängig gemacht, als Stürmer aufzulaufen.

Das klappt ja dann auch richtig gut.

STRELLEN Selbst habe ich das auch nicht erwartet, dass es vorn so gut läuft. Es macht mir schon Spaß, Teil einer Mannschaft zu sein, die attraktiven Fußball spielt. Dabei ist mir das Toreschießen gar nicht so wichtig, sondern eher gelungene Spielzüge – obwohl es andererseits auch schön ist, wenn man in 14 Spielen 15 Tore gemacht hat.

Worin liegt Ihr Schlüssel zum Torerfolg?

STRELLEN Die Größe (1,94 Meter, d. Red.) spielt natürlich eine Rolle. Meine langen Beine helfen im Gewusel, und so habe ich auch manche Tore mal so reingestolpert. Ich suche stets den schnellen Abschluss.

Mit 26 Jahren haben Sie im Fußball schon einiges erlebt. Was war Ihre aufregendste und spannendste Zeit?

STRELLEN Unvergessen bleibt meine erste offizielle Seniorenstation nach Eintracht Trier II beim FSV Salmrohr. Mit Sebastian Grub, Daniel Ternes und mir ergab sich eine außergewöhnliche Konstellation, wir haben uns hervorragend verstanden. Wir sind Zweiter in der Oberliga geworden und scheiterten erst in der Relegation zur Regionalliga am FC Nöttingen. Es war damals eine Wahnsinns-Atmosphäre im Team.

Sind Sie eher ein Instinktfußballer oder überlegen Sie noch vor dem gegnerischen Tor?

STRELLEN Es ist schon ein Vorteil, wenn ich weiß, wo es schwer ist für einen Torwart und wie er tickt. Vieles geht aber über den Instinkt bei mir, technisch gibt es bessere Jungs, doch ich erahne die Laufwege, reiße Löcher für meine Mitspieler und mache die Dinger auch mal mit der Pike rein. Ich überlege nicht viel.

Was verbinden Sie mit Ihrem Ex-Verein Avenir Beggen?

STRELLEN Von diesem Verein geht eine besondere Magie aus, weil er verrückte Fans und eine lange Tradition hat. Beggen hängt mir nach wie vor am Herzen. Wir wollten in der Saison 2017/18 aufsteigen in die Ehrenpromotion, doch in der Mannschaft hat es nicht so harmoniert. So war der Abstieg in die Viertklassigkeit schon schmerzhaft, gerade wegen der vielen Fans von Avenir.

Was für ein Mensch sind Sie privat?

STRELLEN Das kann man an meinen Freizeitaktivitäten sehen. Derzeit baue ich mit Kollegen einen Hühnerstall, der in unseren kleinen Garten kommt. Zudem mache ich in Luxemburg ein unbezahltes Vollzeitpraktikum in einem solidarischen Landwirtschaftsbetrieb und baue dort nachhaltig und rein organisches Gemüse an.

Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade ein Praktikum absolvieren?

STRELLEN Aktuell mache ich ein BWL-Studium in Trier und möchte im Winter meinen Bachelor schreiben. Ein Jahr war ich in den USA und habe dort Sportmanagement studiert. Wenn man tiefer hinter die Kulissen schaut, stellt man fest, dass da zu viel Geschäft und zu wenig Emotion dabei ist. Zuletzt musste ich pandemiebedingt ein halbjähriges Praktikum in einer Tauchschule in der Dominikanischen Republik nach ein paar Wochen vorzeitig beenden.

Mit welchen Gefühlen gehen Sie in die neue Saison?

STRELLEN Nach dem 4:0 bei der SG Nusbaum II wollen wir im Kreispokal so weit wie möglich kommen. Es war eine Art letzter Test vor dem Spiel gegen die SG Südeifel, die unser größter Konkurrent im Aufstiegskampf ist. Das wird richtungweisend. Doch auf den zweiten Spieltag freue ich mich besonders, weil wir dann gegen Aufsteiger Idesheim ein richtiges Derby haben.

Interview: Lutz Schinköth

Aufrufe: 04.9.2020, 16:00 Uhr
Lutz SchinköthAutor