2024-05-02T16:12:49.858Z

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Auch auf Sand wird sich kein Millimeter geschenkt. F:  Roland Fengler
Auch auf Sand wird sich kein Millimeter geschenkt. F: Roland Fengler

Die Sehnsucht nach einem schönen Rasen

Alltag in der A-Klasse 7 - Teil 14: Die A-Klasse 7 ist zurück aus der Winterpause, was nicht für alle Beteiligten eine gute Nachricht ist - die Partie zwischen Sparta Noris und Eintracht Süd tut jedenfalls schon beim Hinsehen weh

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Gut, sie war ja nie weg, die A-Klasse. Wir haben sie hier nur versteckt, eine Saison lang. Jetzt sind wir wieder dort, auf holprigen Wiesen, bei den Jungs mit den schweren Knochen, bei denen, die lieber nächtelang feiern gin­gen als ins Fußballinternat. Eine wöchentliche Liebeserklärung an die ehrlichste Fußball-Liga Nürnbergs.
Am Ende sieht es fast so aus, als würde Stefan Perl am liebsten direkt nach Hause gehen. Während seine Mit­spieler mit hängenden Köpfen und lei­se vor sich hin schimpfend Richtung Kabine stapfen, läuft Perl in die entge­gensetzte Richtung, dorthin, wo das Vereinsgelände endet und wo auf der anderen Seite des Zauns die Spazier­gänger den Sportplatz der DJK Spar­ta Noris passieren. Einfach nur weg, dieses Bild vermittelt der Kapitän der DJK, bis man dann feststellt, dass er lediglich die Eckfahne einsammelt.

Zwei Minuten später ist er auf der anderen Seite des Spielfelds angekom­men und eigentlich würde er nach die­sem ernüchternden Nachmittag am liebsten direkt duschen gehen, aber weil Perl nicht nur ein höflicher, son­dern auch ein sehr freundlicher Zeitge­nosse ist, bleibt er dann doch noch ein wenig stehen, um zu erzählen, warum er gerade 90 Minuten lang einen Fuß­ballplatz rauf und runter gerannt ist, der diesen Namen eigentlich nicht ver­dient.

Die Vorfreude, sagt Perl, sei ja eigentlich groß gewesen, nach der Win­terpause endlich wieder zu kicken. „Vielleicht, haben wir uns gedacht“, sagt er, „gelingt uns ein kleiner Lauf und wir können noch einmal oben an­greifen“. Das mit dem Lauf hat dann zum Auftakt erst einmal nicht geklappt. Gegen die DJK Eintracht Süd, bis dato Tabellenletz­ter, haben sie 0:2 verloren. Das erste Tor für die Gäste fällt aus abseitsver­dächtiger Position, beim zweiten kurz vor Schluss, scheinen Abwehr und Torwart in einen Sekundenschlaf ver­fallen zu sein, der Rest ist Frust und ein wenig zu dramatisch vorgetragene Kritik an den Mitspielern.

Wir sind eine „gute Gemeinschaft“, beruhigt der Kapitän. Den Vatertag haben sie in der Vergangenheit oft zusammen verbracht, Volksfest, Sau­na, gemeinsam essen gehen – nur das mit dem gemeinsam Fußball spielen gelingt ihnen halt nicht immer ganz so gut. Fünfter sind sie derzeit in der A-Klasse 7, mit 27 Jahren ist Perl eher einer der Jüngeren im Team. Bevor er vor acht Jahren bei Sparta Noris ange­heuert hat, war er für längere Zeit in gar keinem Fußballverein. An Potenzi­al mangelt es der Mannschaft aber nicht, findet er, „wir haben viele Leu­te dabei, die früher höherklassig ge­spielt haben“, sagt er und ergänzt die­sen Satz dann aber noch um ein ent­scheidendes Detail: „mit zehn Kilo weniger“.

Auf dem Acker ist ihnen das zusätz­liche Gewicht möglicherweise zum Verhängnis geworden, auf dem Rasen­platz sieht ihr Spiel normalerweise recht ansehnlich aus. „Der Wille ist ja da“, sagt Perl, im Training versuchen sie sich durchaus an einem gepflegten Kurzpassspiel, „aber dann“, sagt er und dreht sich noch einmal zum Platz um, „wirfst du im Spiel deinen Plan nach fünf Minuten über den Haufen“.

Hoch und weit haben sie es irgend­wann probiert, sich damit aber auch nur selten Torchancen erspielt. Re­gelmäßig hat es irgendwo geschep­pert, an einem schönen Fußballspiel waren auch die Gäste nicht interes­siert, aber die stehen in der Tabelle ja auch weiter unten. Auf anderen Plät­zen mussten sie am Wochenende die Partien nach dem vielen Regen gleich ganz absagen, bei der DJK sind sie dorthin umgezogen, wo das Gras nur noch da wächst, wo sich A-Klassen-Spieler normalerweise kaum hinverir­ren; in den Ecken des Spielfeldes, dort, wo Perl nach dem Schlusspfiff hingelaufen ist, um die Fahnen einzu­sammeln. Beim nächsten Mal dürfen sie hoffentlich wieder auf dem Rasen­platz ran. Zumindest wünscht man ihnen das. Und den Zuschauern.

Aufrufe: 022.3.2017, 09:54 Uhr
Sebastian GloserAutor