2024-05-10T08:19:16.237Z

Kommentar
Tom Schnell (rechts) war lange eine Stütze in der Nationalelf -  Foto: Getty Images
Tom Schnell (rechts) war lange eine Stütze in der Nationalelf - Foto: Getty Images

Die Erneuerung der Nationalmannschaft und ihre Folgen

Rücktritte von Tom Schnell und Ben Payal, Joubert nur auf Standby

Stimmt die Art und Weise in Bezug auf die Rücktritte einiger gestandener Spieler? - Ein Kommentar

Die luxemburgische Nationalmannschaft befindet sich in einer Verjüngungskur unter Trainer Luc Holtz, bei dem gestandene Spieler wie Tom Schnell, Jonathan Joubert und Ben Payal nicht mehr die unumstrittenen Rollen einnehmen, die sie noch vor 1-2 Jahren inne hatten.

Dass ein Tom Schnell die „Roud Léiwen“ abgehakt hat, scheint für die Fans und Außenstehenden vielleicht nach einer voreiligen Reaktion auszusehen, doch bei 8 Einsätzen in der laufenden Saison beim Doublé-Gewinner F91 Düdelingen kann man dem Spieler sicher keine fehlenden Einsatzzeiten vorwerfen, von seiner Erfahrung als 31-jähriger gar nicht zu sprechen. Eine Erfahrung, die der jungen Nationalelf bestimmt das eine oder andere Mal noch helfen könnte.

Etwas anders sieht die Lage bei Ben Payal aus, der Anfang der Saison in Strassen und im Anschluss an seine Ausmusterung bei Fola nicht zum Zuge kam. Mittlerweile hat Payal aber wenigstens 6 Ligaspiele absolviert und Luc Holtz bat den Mittelfeldspieler, sich bis Ende des Jahres Zeit zu lassen, um über den Rücktritt nachzudenken. Bis dahin steht nur noch das Qualifikationsspiel gegen die Niederlande an.

Kein Problem mit seinem „Standby“-Dasein scheint Keeper Jonathan Joubert zu haben, der bereits für die Begegnungen in Lettland und Bulgarien wieder nachnominiert wurde, was zeigt, dass ein Spieler, der nicht mehr unbedingt erste Wahl ist, dennoch seinen Mann stehen kann und Teil des Teams bleiben kann. Es ist letztendlich natürlich auch immer eine Frage des Charakters.

Die Linie von Trainer Luc Holtz scheint klar zu sein: von den vielen luxemburgischen Talenten in den ausländischen Vereinen und Nachwuchszentren zu profitieren, sie so früh wie möglich in die A-Mannschaft einzubinden um die „Roud Léiwen“ einen weiteren Schritt nach vorne zu bringen. Soll man dies Luc Holtz nun zum Vorwurf machen? Ziel der FLF war es ja schon immer, so viele Spieler wie möglich bei ausländischen Clubs unterzubringen, um eben das Niveau der Nationalmannschaft langfristig zu heben. Und dass da andere Spieler irgendwann zwangsläufig ihren Platz räumen müssen, ist vielleicht nicht schön, aber logisch.

Über die Art und Weise, wie das passiert, lässt sich natürlich streiten. Vielleicht gibt es elegantere Lösungen als Spieler öffentlich verkünden zu lassen „so, das war‘s“. Wie es scheint wurden aber wohl in allen Fällen Gespräche geführt. Wie und in welchem Rahmen die stattfanden entzieht sich unserer Kenntnis, aber es wäre vielleicht ein sauberer Abgang möglich gewesen als es in den Fällen Payal und Schnell von Außen den Anschein hat.

Fakt ist leider immer noch, dass junge Akteure wie z.B. Florian Bohnert in einer vierten deutschen Liga regelmäßig auf einem höheren Niveau spielen als drei Viertel der Vereine der einheimischen BGL Ligue. Fakt ist auch, dass die Zahl solcher Talente und der gestandenen Profis so hoch ist wie noch nie und dadurch hat der Nationaltrainer gar keine andere Wahl, als diese zu berufen - zumindest wenn er auch nur halbwegs für diesen Job etwas taugen soll. Fakt ist aber auch, dass man den Verdiensten eines Payal, Schnell oder Joubert den nötigen Respekt für ihre Leistungen in der Nationalmannschaft zollen muss – z.B. durch ein Abschiedsspiel, bei dem auch die Fans noch mal "Tschüss" sagen können und es am Ende eine runde Sache wird und es zu keinem zerschnittenen Tischtuch kommt.
Aufrufe: 026.10.2016, 13:38 Uhr
Paul KrierAutor