2024-05-08T14:46:11.570Z

F: Chistoph Rücker
F: Chistoph Rücker

Die 5 auf den Rücken tätowiert

+++ Fußballer mit Tattoos sind keine Seltenheit. Bei den Profis - und bei den Amateuren +++

Ob Markus Babbel gerne an seine Zeit als Trainer bei Hertha BSC Berlin zurückdenkt? So ganz ohne Störgeräusche verlief die Entlassung beim Hauptstadtklub ja nicht. Daran erinnert wird Babbel trotzdem täglich: beim Blick auf das Hertha-Tattoo auf seinem linken Oberarm. Es stammt aus besseren Zeiten, der Berliner Ex-Coach ließ es sich nach dem Bundesligaaufstieg im Sommer 2011 stechen.

Fußballer mit Tattoos sind keine Seltenheit. Bei den Profis. Und bei den Amateuren. Dabei gibt es solche Kicker, die sich einfach ohne große Hintergedanken irgendein Motiv stechen lassen. Im Trend liegen ist bei ihnen wohl die größte Motivation. Es gibt aber auch jene Fußballer, die durchaus eine Intention hatten, als sie zum Tätowierer gingen. Ein Motiv mit Bedeutung sollte es sein. Der Kreativität sind in diesen Fällen keine Grenzen gesetzt. Wie bei Kevin Wirges, Marco Schott, Marvin Rathmann und Tobias Köster.

Sein eigenes Geburtsdatum hatte sich Kevin Wirges ausgesucht. 2.9.85. Klingt banal. Ist es auch. Deshalb wollte sich der Torhüter vom Wittener Landesligisten SV Herbede auch nicht einfach nur vier Ziffern stechen lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Zwei Spielkarten – Pik 2 und Pik 9 – eine Billardkugel mit der Nummer 8 sowie zwei Würfel, die zusammen fünf ergeben zieren den rechten Oberarm von Kevin Wirges. Ein tolles Motiv, das den Betrachter nicht gleich vermuten lässt, dass es sich dabei um ein Geburtsdatum handelt. Demnächst will sich Wirges die Jungfrau auf seinem Rücken stechen lassen – sein Sternzeichen. Ob er das später wohl bereut: „Man ist nur einmal jung“, so sein knapper Kommentar. Das denkt wohl auch Tobias Köster vom TuS Wengern. Den Schutzengel auf seinem Rücken fand er schon immer interessant. „Comics oder so kommen für mich nicht in Frage. Es muss schon etwas sein, das eine Bedeutung hat“, sagt Köster. Wie die Zeile, die er sich tätowieren ließ: „Dona nobis pacem“, was so viel bedeutet wie „Schenke uns Frieden.

„Irgendwann wird man süchtig danach“, sagt Marvin Rathmann. Der Außenverteidiger, der sich durch seine robuste Spielart gleich in die Herzen der Fans der SG Wattenscheid 09 gespielt hat, hat nach eigener Aussage bereits mehr als 3.000 Euro in sein „Gemälde“ gesteckt. Auf dem Platz geht Rathmann dahin, wo es weh tut. Und auch das Stechen von Tattoos geht nicht immer ganz ohne Schmerzen über die Bühne. Deshalb sagt Rathmann: „Das passt zu mir.“ Mit einem Phönix auf dem Rücken fing alles an. Mittlerweile erstrecken sich die Federn bis über den Arm. Blumen, eine Schlange und ein Schmetterling, dessen Körper aus „Joker“, dem Namen von Rathmanns Hund, besteht – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ein Flamingo inklusive dem Namen seiner Freundin wird das nächste Motiv sein. Im Oktober erwartet das Paar Zwillinge. Wetten, dass da noch einige Tattos folgen!?

Markus Babbel ist bei Weitem nicht der einzige bekannte Fußballer, der auf Kunst steht, die unter die Haut geht. Für den Fall, dass BVB-Neuzugang Marco Reus einmal Name und Geburtsdatum vergisst, hat er sich gleich beides auf den linken Unterarm tätowieren lassen. Der Ex-Gladbacher Raul Bobadilla trägt Porträts seiner Eltern auf der Brust. Und HSV-Star Marcell Jansen mag es philosophisch. Er ließ sich gleich einen ganzen Spruch auf seine Rippen stechen, hatte aber wohl an zwei Stellen Probleme mit der Frage, ob dort ein „ß“ oder ein „ss“ hingehört. Naja, immer noch besser als Beckham ohne H. Solche Probleme hat Markus Babbel nicht. Zumal die Bedeutung seines Hertha-Tattoos dadurch entschärft wird, dass er alle seine bedeutenden Stationen als Fußballer auf seinem Oberarm verewigt hat. Da prangt das Logo seines Jugendklubs TSV Gilching neben den klanghaften Namen FC Liverpool, FC Bayern, Hamburger SV und VfB Stuttgart.

Marco Schott, Trainer beim Westfalenligisten Westfalia Wickede aus Dortmund, hat sich diesen Aufwand gespart. Sein Tattoo wäre vermutlich nicht ganz so attraktiv geworden, hätte er sich die Wappen vom 1. FC Bocholt, dem Lüner SV oder den SF Oestrich-Iserlohn stechen lassen. Als aktiver Spieler ist Schott für so einige Vereine aufgelaufen. Als Libero. Was blieb, war die Trikotnummer: die Fünf. „Da habe ich immer einen gewissen Wert drauf gelegt. Viele gute Fußballer haben die Fünf getragen“, sagt Schott. Genau diese Nummer hat er sich auf seinem Rücken verewigen lassen. „Ich wollte mir schon immer ein Tattoo stechen lassen, bin aber nie dazu gekommen“, sagt der Westfalia-Coach. Als er von einem Freund zum Geburtstag einen Gutschein für ein Tattoo bekommen hat, wurde es ernst. Gemeinsam mit seinem Schwager zeichnete er eine Skizze. „Es sollte auf jeden Fall authentisch sein – und die Fünf sollte dabei sein“, sagt Schott. Er plant bereits sein nächstes und wohl letztes Motiv: Sein kleiner Sohn soll ebenfalls als Körperschmuck verewigt werden. Übrigens: Marco Schott läuft heute noch häufig für die zweite Mannschaft von Westfalia Wickede auf. Immer mit der Fünf natürlich.

Was bleibt, ist ein Verwirrter Besitzer des einzigen Tattoostudios in Hoffenheim. Er hatte sich bereits auf prominente Kundschaft gefreut. Bis heute hat sich Markus Babbel allerdings nicht bei ihm blicken lassen.

Diese und weitere Geschichten finden Sie in der neuen Ausgabe von "WIR HELDEN".

Aufrufe: 020.6.2012, 22:19 Uhr
Marcel KlingAutor