2024-04-25T14:35:39.956Z

Spiel der Woche
"Ich erwarte immer drei Punkte". Dergah-Coach Muarrem Demir hat sein Team stabilisiert. F: Zink
"Ich erwarte immer drei Punkte". Dergah-Coach Muarrem Demir hat sein Team stabilisiert. F: Zink

Dergahspor: Die Erwartungshaltung steigt wieder

Auch mit einem Unentschieden gegen den Favoriten Buch ist der so schlecht gestartete Stadtkonkurrent nicht zufrieden

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Am Anfang der Saison sah Dergah­spor wie ein sicherer Abstiegskandi­dat aus, inzwischen treten sie zumin­dest auf dem Platz wie ein seriöser Landesligist auf. Sorgenfrei sind sie deshalb aber noch lange nicht, auch nach dem 1:1 (0:0) gegen den Auf­stiegskandidaten Buch stehen sie weiter im Tabellenkeller.

Dergahspor Nürnberg - TSV Nürnberg-Buch 1:1

Das Derby haben sie sich wohl alle anders vorgestellt. Zumindest haben sie sich einen anderen Untergrund für dieses Derby vorgestellt. Weil die Verantwortlichen nach den Regenfäl­len in den Tagen zuvor um ihren schö­nen Rasen an der Bertolt-Brecht-Schule fürchten, haben sie das zweit­wichtigste Fußballspiel der Stadt an diesem Wochenende auf den Kunstra­sen nebenan verlegt.

Vor allem die Gäste scheinen mit dem Belag anfangs zu fremdeln, von der Leichtigkeit der vergangenen Wochen ist nicht viel zu sehen, auch wenn der TSV Buch die erste Halb­zeit dominiert und die besseren Chan­cen hat. Bis auf den zweiten Platz der Landesliga Nordost haben sie sich in den vergangenen Wochen vorgearbei­tet, die zweitbeste Fußballmann­schaft der Stadt dürfen sie sich aktu­ell nennen – vor dem TSV Kornburg und natürlich auch vor Dergahspor, die als Abstiegskandidat in dieses Derby auf Kunstrasen gehen.

Unterschiedlicher könnten die Vor­aussetzungen also nicht sein und trotzdem wird Muarrem Demir weite­re 45 Minuten später, in denen sich der Favorit noch schwerer als in den ersten 45 Minuten tut und nicht über ein Unentschieden hinaus kommt, einen bemerkenswerten Satz sagen. „Ich wäre zufrieden mit dem heuti­gen Spiel“, sagt also Demir und macht eine Kunstpause. „Wenn wir die letzte Chance genutzt hätten.“

Einer verliert die Nerven

Gerade als es so aussieht, als habe Buch nach den Toren von Jakob Neu­mann (72. /Dergahspor) und Philip Lang (74./Buch) keine rechte Lust mehr auf dieses Spiel und diesen kal­ten Nachmittag, hat dann plötzlich Dergahspors Leondrit Maraj kein Interesse mehr daran, weiter Teil des Geschehens zu sein.

Eigentlich wollen alle den Ball im Aus sehen, weil einer seiner Mann­schaftskollegen am Boden liegt, doch dann verliert Maraj erst den Ball und dann die Nerven. Ein Faustschlag in Christian Fleischmanns Rücken ist Marajs vorletzte Amtshandlung des Tages, die letzte besteht dann darin, den in 82 Minuten angesammelten Frust an den Mülltonnen vor den Kabinen auszulassen.

Wer denkt, dass sich Dergahspor in der verbleibenden Zeit nun darauf beschränkt, den Punkt zu halten, der kennt den Trainer Muarrem Demir schlecht.

Unterzahl? Egal!

Fünf Minuten vor Schluss schickt er seinen Kapitän Engin Kalender von der Abwehr in den Sturm. In der Nachspielzeit hat Kalender dann tat­sächlich sogar noch die große Chan­ce, den Siegtreffer zu erzielen, doch auch er scheitert wie schon einige Kollegen zuvor am glänzend aufge­legten Lars Wester im Tor der Gäste.

„Ich erwarte immer drei Punkte“, sagt Demir wenig später und lacht nicht einmal dabei. Auch gegen den Tabellenzweiten hat er sich mehr aus­gerechnet, jetzt, da Dergahspor end­lich in der Saison angekommen ist. Zu Beginn hatte man sich nicht ein­mal sicher sein können, ob der Verein überhaupt noch einmal in dieser Spielzeit ankommt. Nach drei Spiel­tagen wurde Trainer Mirsad Biber entlassen, was nicht wirklich über­raschte, nachdem er noch vor Saison­beginn einem Großteil der Mann­schaft die Tauglichkeit in der Landes­liga abgesprochen hatte, wenig spä­ter suchte auch Funktionär Dieter Rebel das Weite. Auf die finanzielle Schieflage des Vereins folgte die sportliche, aber nun scheint es so, dass sie sich zumindest auf dem Platz wieder einigermaßen gefangen ha­ben.

„Es kann nur aufwärts gehen“, glaubt Demir, nachdem er 16 neue Spieler integriert hat, die Abwehr stabilisiert hat und sie auch mit Unentschieden gegen die Spitzen­teams der Liga nicht mehr zufrieden sind. „Das sagt doch einiges über uns aus“, findet er und bedauert, dass der Überraschungseffekt mit Engin Kalender nichts bewirkt hat. „Die Leute erwarten immer Siege“, sagt er und meint: auch in ihrer Situation.

Finanziell ist diese weiter eine an­gespannte, aber darum, sagt Muar­rem Demir, müsse sich der Vorstand kümmern. Pläne, wie sie nicht nur ihr Punkte-, sondern auch ihr Bank­konto wieder in Einklang bringen wollen, gibt es bereits. Der Verbleib in der Landesliga würde die Umset­zung sicher einfacher machen.

Schiedsrichter: Jonas Kohn (Germ. Amberg) - Zuschauer: 100
Tore: 1:0 Jakob Neumann (72.), 1:1 Philip Lang (74.)
Platzverweise: Rot gegen Leondrit Maraj (82./Dergahspor Nürnberg/Tätlichkeit)




Aufrufe: 024.10.2016, 10:18 Uhr
Sebastian Gloser (NN)Autor