2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait

Der Bodenständige nimmt Abschied

Auch wenn Tom Leisner durch einen unglücklichen Zufall beim BC sein zu Hause fand, hat er sehr viel für ihn geleistet.

Er war nur durch einen tragischen Vorfall beim größten Erfolg der Vereinsgeschichte in Birkenwerder mit dabei. Weil sich Stammtorhüter Marcus Tauchnitz vom Fußball-Kreisligisten BBC 1908 am 22.März im Auswärtsspiel bei Post Zehlendorf das Kreuzband riss, war Tom Leisner plötzlich wieder die Nummer eins beim Spitzenreiter. "Das ist überhaupt kein Problem für uns. Tom hat mein volles Vertrauen", sagte BBC-Trainer Steffen Dierig damals.

Dierig hatte Recht. Denn in den folgenden Punktspielen kam Leisner sechsmal zum Einsatz. Jede Partie wurde gewonnen, und der 33-Jährige kassierte insgesamt nur vier Gegentreffer. Lediglich im Pokal-Halbfinale gegen Angstgegner FC Kremmen 1920 gab es eine 3:4-Heimniederlage. Der ganz große Coup folgte dann am Sonnabend. Durch das 6:0 gegen den SV AltlüdersdorfII sicherte sich der BBC zwei Spieltage vor Schluss die Meisterschaft und den Aufstieg in die Landesklasse (wir berichteten).

"Auch wenn ich schon lange dabei bin, das war der bewegendste Moment", sagt Leisner. Er ist einer der wenigen Bodenständigen. Seitdem er bei den D-Junioren vor knapp 20 Jahren mit dem Fußballspielen begonnen hatte, ist er seinem Verein immer treu geblieben. Er durchlief alle Altersklassen und landete schließlich bei den Männern. Bei allen Höhen und Tiefen war er dabei. Es gab Pokalsiege und ganz bittere Momente. So wie die 3:5-Niederlage am letzten Spieltag der Saison 2005/2006 beim SV AltlüdersdorfII, der sich mit Spielern der ersten Mannschaft verstärkt hatte, um selbst nicht abzusteigen. Dieses Ergebnis verhinderte damals Meisterschaft und Aufstieg für Birkenwerder. Tom Leisner war damals 24 Jahre alt und möchte sich an diesen Tag am liebsten nicht mehr erinnern.

Doch die Zeiten der großen Schmach sind nun vorbei. Die Mannschaft, die als "unaufsteigbar" galt, hat es jetzt geschafft. Und auch die Reserve ist Meister geworden und spielt in der nächsten Saison in der 1. Kreisklasse. Woran Tom Leisner mit seinen Einsätzen auch großen Anteil hat.

Vor vier Jahren bekam Leisner dann Konkurrenz auf seiner Position. Mit Marcus Tauchnitz kam ein 19-jähriger Jungspund, dem alle Experten Riesentalent bescheinigten. "Im ersten Jahr unter Trainer Wolfgang Wilke haben wir uns dann noch abgewechselt, auch unter Steffen Dierig passierte das noch. Ich kannte Marcus schon, obwohl ich weit älter bin. Seine Zeit bei den C-, B- und A-Junioren habe ich schon verfolgt. Als wir dann Konkurrenten wurden, war unser Verhältnis immer kameradschaftlich", blickt Leisner zurück.

Seine Einsätze in der ersten Mannschaft wurden seltener. "Ich habe damals schon manchmal mit einem Wechsel geliebäugelt. Es gab in meiner besten Zeit auch Anfragen aus Borgsdorf, Hennigsdorf, Hohen Neuendorf und Sachsenhausen. Aber so richtig ernsthaft habe ich mich mit diesem Thema nie beschäftigt. Die große Karrierre gab es für mich nicht. Ich wollte immer lieber mit meinen Kumpels wie Kay Kretschmann, Jan Thurau oder Rene Hein zusammenspielen", sagt Leisner.

Marcus Tauchnitz wurde beim BBC zur festen Größe. Viele halten ihn für einen der besten Torhüter der Kreisliga. "Er könnte sicher auch höherklassiger spielen. Aber vielleicht sind wir Torhüter auch treuer als manch anderer", stellt Tom Leisner als These in den Raum.

Bei der großen Feier in der Nacht zum Sonntag kam er mit der Sprache heraus: "Ich werde nach der Saison aufhören. Familie, Garten, Haus und Beruf sind mittlerweile wichtiger geworden als Fußball. Ich könnte noch mit der Reserve in der 1.Kreisklasse spielen, aber der Aufwand ist mir zu hoch. Ich gehöre jetzt zu den Alten. Da muss man auch mal Prioritäten setzen. Und ich glaube, der doppelte Aufstieg meines Vereins ist der passende Abschied." Familie, das sind für Leisner mittlerweile seine Frau Steffi, die er vor zwei Jahren geheiratet hat, und die beiden Söhne Liam (5 Jahre) und Luke (1), mit denen er ein Haus in Birkenwerder bewohnt. Und auch beruflich ist Leisner noch in Birkenwerder tätig. Im IT Prozess-Management arbeitet er bei der Firma Francotyp Postalia, die im Oktober nach Berlin zieht. "Ich betreue diverse Projekte und bin viel unterwegs, auch im Ausland. Ich brauche die Zeit für meine Familie."

Am Sonnabend hat er gemeinsam mit Steffi den großen Coup auf dem Sportplatz noch ausgiebig genossen. "Wir gehörten zu den Letzten, sind erst gegen drei Uhr nach Hause gegangen." Es könnte durchaus sein, dass es am 21. Juni noch einmal eine lange Nacht für das Leisner-Ehepaar werden wird. Denn zunächst muss der Torhüter am 14. Juni im vorletzten Meisterschaftsspiel beim LöwenbergerSV noch einmal ran. Dann, eine Woche später, soll nach dem Saisonabschluss-Spiel gegen Sachsenhausen II erneut gefeiert werden. Die offizielle Ehrung durch den Fußballkreis wird an diesem Tag erfolgen. Tom Leisner fehlt zwar beim Spiel. Aber am Abend ist er dann auf jeden Fall dabei. "Den Meisterpokal möchte ich schon einmal anfassen. Und dann ist Schluss." Ist er sich da ganz sicher? "Man soll nie nie sagen. Vielleicht stelle ich mich ja irgendwann bei den Alten Herren ins Tor. Wer weiß das schon."

Aufrufe: 03.6.2014, 16:36 Uhr
Jürgen Zinke / moz.deAutor