2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview der Woche
Foto: Rike  / pixelio.de
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"Dem Fußball werde ich immer treu bleiben"

Denis Musa im "Interview der Woche" / Neue Artikelserie

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Donnerstags gibt es ab sofort immer ein neues Interview auf FuPa Mittelbaden. Den Anfang in die neue Serie, die sich stark auf den Fußballkreis Bruchsal konzentriert, aber auch immer mal über den Tellerrand hinausschaut, macht Denis Musa. Derzeit konzentriert er sich stark auf berufliche Herausforderungen und ist daher kürzer getreten. Dem Sport bleibt er dennoch eng verbunden.

Hallo Denis, du bist im Bruchsaler Fußballkreis kein Unbekannter. Erzähle uns einmal etwas über Deinen sportlichen Werdegang…

Angefangen hat mein Interesse am Fußball beim TSV 08 Bruchsal. Bereits als Bambini habe ich für den TSV 08 die Kickschuhe geschnürt. Der Weg zum TSV 08 führte über meinen Vater. Nach der F Jugend fusionierte der 08 mit dem VFB Bruchsal – Das war die Geburt vom heutigen 1. FC Bruchsal. Trainer damals war Peter Sabo. Ich kann mich noch sehr gut an die Zeit erinnern. Außerdem war es als Südstädtler, für den 1. FC Bruchsal zu spielen, eher eine Seltenheit. Die meisten meiner Jahrgänge spielten für den SV 62 Bruchsal. Das war dann auch der Ausschlag, dass ich in der D-Jugend wechselte. Hakan Bayrak - einer meiner besten Freunde heute noch - war dann Auslöser, dass Karl Heinz Kordua mich irgendwann nach der Schule abfing und mich direkt zu sich nach Hause mitgenommen hatte. Die Passanforderung war dann nur noch Formsache. In diesem Zusammenhang möchte ich den verstorbenen Karl Heinz Kordua nochmals erwähnen, einer der größten Macher und Gönner des SV 62 Bruchsal.

Wir waren anschließend die erste D-Jugend Mannschaft im Kreis mit der Trikot Werbung bzw. Aufschrift „Mein Freund ist Ausländer“. Überall wo wir aufliefen bekamen wir tobenden Applaus. Unser Jahrgang war im Kreis stark, wenn nicht sogar der stärkste zu der Zeit. Ein weitere Besonderheit in der C-Jugend des SV 62 Bruchsals, ebenfalls organisiert von Karl-Heinz Kordua, waren Trikots mit Spielernamen und die gesamte Mannschaft mit roten Kickschuhen bestückt. Das war echt großes Kino ! Für die Kreisauswahlmannschaften durfte ich schließlich auch auflaufen. In der B Jugend führte der Weg wieder zurück in die Verbandsliga zum 1. FC Bruchsal. Bald darauf durfte ich auch als B-Junior bereits A-Jugend spielen. Michael Grub, Trainer und Manager seinerzeit, hatte mich hochgezogen und leider hatten wir es haarscharf verpasst in dieser Saison als Tabellenzweiter, in die Verbandsliga aufzusteigen.

Danach übernahm Heiko Schäfer das Amt. Auch hier muss ich sagen: einer meiner besten Trainer. Noch heute zolle ich Heiko sowohl als Mensch als auch als Trainer meinen größten Respekt ab. Heiko war einer meiner Gönner, er war nicht nur ein Trainer sondern auch ein Freund. Ein besonderes Highlight das ich zum damaligen Vereinsjubiläum des 1. FC erleben durfte, war mein Einsatz über die letzten 15 Minuten im Spiel gegen die Profi-Mannschaft des VFB Stuttgart. Im ersten Senioren Jahr schlug ich dann direkt mit knapp 20 Saisontoren ein und war dadurch im Gespräch bei einigen Vereinen. Es kam allerdings dadurch zu Differenzen mit dem 1. FC und so wechselte ich schließlich in der darauffolgenden Rückrunde zum FC Forst. Nächster Stop war der FC Unteröwisheim, eine für die Klasse überragende Mannschaft. Allerdings stand nicht der sportliche Erfolg im Vordergrund sondern der Spaß untereinander. Eine sehr schöne Zeit, mit Höhen und Tiefen. Back to the roots - zuzm SV 62 Bruchsal. Für mich bis heute eine der schönsten Zeiten im Fußball. Leider mussten wir dann (das war mein einziger Abstieg) in die A Klasse, was den SV 62 bis heute verfolgt. Nach dieser verkorksten Saison ist die Mannschaft zerfallen. Der FC Forst war auch dieses Mal nur ein kurzer Ausflug, so dass ich in der Rückrunde wieder zurück zum SV 62 Bruchsal ging.

Danach führte wieder mein Weg, als Spielertrainer für die 2 Mannschaft des 1. FC Bruchsal, zurück. Resul Soylu hatte mich seinerzeit verpflichtet und das Team konnte ich mir soweit wie es ging selbst zusammenstellen. Wir hatten bis kurz vor Rundenbeginn keinen Torwart. Gott sei Dank hatte Soner Catakli mir kurz vor Schluss zugesagt, sonst wäre es nicht so glimpflich abgelaufen. In der Rückrunde standen wir dennoch ohne Keeper da, in manchen Spielen konnten wir gerade einmal 11 Mann stellen. Gleich in meiner ersten Saison als Trainer konnte ich mein Ziel, den Aufstieg, erreichen. Dieser Tag war eines meiner schönsten Erlebnisse, da gleichzeitig bewiesen wurde, dass man mit Wille und Überzeugung einiges erreichen kann. Für die kommende Saison wurde Sakib Nadarevic zusammen mit mir als Trainer verpflichten. Aus zeitlichen Gründen war es mir nicht mehr möglich das Amt alleine zu begleiten, da in diesem Jahr ich mein Studium absolvierte und die Bachelor Thesis fertigen musste. In dieser Saison trennten sich dann auch die Wege zwischen mir und dem 1. FC Bruchsal.

Du warst sowohl als Spieler und als Trainer aktiv. Wie ist der derzeitige Stand der Dinge bei dir?

Derzeit konzentriere ich mich wieder verstärkt auf meinen Job als unabhängiger Finanzberater, vorzüglich im Bereich Baufinanzierungen, sowie Finanzierungen aller Art und den Bereich akademische Heilberufe über die Deutsche Ärzte Finanz. Nach 13 Jahren DEVK Versicherungen, bin ich nun den Weg in die Unabhängigkeit gegangen. Diesbezüglich beschäftige ich mich gerade am Aufbau meiner Unternehmung, sowie an diversen Projekten. Meinen Job musste ich in den letzten Jahren etwas vernachlässigen, da ich mich in einem Vollzeitstudium auf der Dualen Hochschule in Karlsruhe befand. Hinzu kommt, dass ich zirka zwei Jahre parallel zu Studium und Job, die 2. Mannschaft des 1.FC Bruchsal als Spielertrainer führen durfte. Es war eine schöne, lehrreiche aber auch ziemlich stressige Zeit. Rückblickend muss ich sagen, dass ich manche Fehler begangen habe, welche ich bei meiner nächsten Mannschaft ganz gewiss nicht mehr machen werde. Derzeit bin ich weder als Trainer noch als Spieler aktiv, was sich aber sicherlich spätestens nächstes Jahr wieder ändern wird.

Worin besteht für dich der große Unterschied zwischen Spieler und Trainer?

Als Trainer musst Du das Ganze sehen und als Spieler nur das eine! Es trennen Welten die Position eines Trainers, gegenüber die eines Spielers, zu beleuchten. Als Trainer ist man Psychologe, Trainer, Vorbild, Freund, Motivator, Koordinator, Organisator, Arzt, Ernährungs- und Fitnessberater, Pädagoge, Lebensberater usw. - alles auf einmal. Man muss non-stop in Rollen schlüpfen und diese bestmöglich ausfüllen. Zusätzlich muss man sehr viel an sozialer Kompetenz mitbringen, das Verhalten im Team regeln. Das Training organisieren, vorbereiten, Abwechslung reinbringen, Stärken sehen und erkennen, Situationen besser darstellen und erklären usw. Letztendlich muss ein Trainer seine Handschrift ins Spiel bringen! Die Stimmung selbst im Team steuern, aus Einzelspieler – Teamplayer formen, schlussendlich ist das Team in Vordergrund. Die Kunst besteht meiner Meinung nach, wie findet man die optimale Lösung, dass man fair, fordernd, fördernd ist zugleich aber die Freude am Spiel nicht zu kurz kommt. Sowie das Training zum Erlebnis machen, so dass die Jungs gerne ins Training kommen. Hierbei kann man verschiedene Führungsstile ableiten und diese aus den schulischen/ geschäftlichen versuchen anzuwenden. Letztendlich kommt es auf den Faktor Spaß und Erfolg an.

Als Spieler stellt man sich überhaupt nicht solche Fragen. Man zieht einen direkten Vergleich zu seinen Teamkameraden. Strategische und taktische Überlegungen spielen bei den meisten Spielern keine Rolle. Als Spieler musst du nicht verständnisvoll, fair und objektiv sein. Das einzige was zählt ist die eigene Leistung – so sehen es die Spieler! Man hat als Spieler überhaupt nicht den Blick dafür, die gesamten Puzzleteilte zusammenzuführen.

Du hast die 2. Mannschaft des 1.FC Bruchsal trainiert. Warum endete die Beziehung zwischen Dir und dem 1.FC Bruchsal?

Beim 1.FC Bruchsal besteht ein gewisser Druck im Vorfeld, welches daher rührt dem Erfolg an erster Stelle, vor Vereinsarbeit und Kameradschaft, zu stellen. Was ich in diesen ca. 2 Jahren an Aktionen und Theater erleben durfte, ist wirklich bemerkenswert. Der Spitzname „FC Hollywood“ kommt nicht von ungefähr. Außerdem ist die Fluktuation der Spieler enorm. Hinzu kommt, dass für die zweite Mannschaft nichts investiert wird. Hätten zwei Spieler von mir sich nicht um einen Sponsor bemüht, würde die zweite Mannschaft noch heute ohne Sponsor bzw. Equipment auflaufen, davon bin ich felsenfest überzeugt. Nicht zuletzt haben mir persönlich Sponsoren abgesagt, weil Sie mit der Vorgehensweise, der Art und Weise wie man mit der Reservemannschaft umging und der Vorstandschaft sich nicht identifizieren konnten. Einer der ausschlaggebenden Gründe zu nennen, war die Winterfeier 2014. Insgesamt wurde die 1 Mannschaft, absolut verdient, zum Aufstieg in die Oberliga beglückwünscht aber gleichzeitig wurde kein Wort über unseren Aufstieg in die A-Klasse getätigt. Die Arbeit wurde nicht wertgeschätzt, sowohl meine als auch die der Spieler.

Bist du im Besitz eines Teamleiter-Scheines oder eines Trainer-Scheines?

Ich besitze bereits den Teamleiter-Schein. Der nächste Schritt ist die C-Lizenz, dies ist mein nächstes Ziel im Bereich Fußball für 2015. Seit Beginn meiner Trainerstation, habe ich mir spezielle Coaching DVDs angeeignet, Bücher/Literatur zu diversen Trainingsmethoden besorgt (insbesondere vom DFB), in diversen Communities und Foren aktives Mitglied usw. konzentriere mich sehr auf Coaching. MIch muss sagen, das Coaching macht unheimlich viel Spaß, weil ich ebenfalls aus dem Studium konkret aus dem Fach „Führung“ einiges transportieren und anwenden kann. Das Thema Coaching interessiert mich insgesamt wirklich sehr, ob im Fußball oder im Geschäftsleben, weil beides ziemlich spannend ist.

Wo siehst Du den Amateurfußball in den kommenden Jahren?

Ich sehe den Amateurfußball in den kommenden Jahren, was das Thema Konkurrenz untereinander angeht, eher bescheiden. Zu meiner Zeit, war die Konkurrenz viel stärker und größer. Wir waren den ganzen Tag auf den Bolzplatz und sogar dort, musste man sich beweisen um überhaupt mitspielen zu dürfen. Das Niveau hat sehr stark nachgelassen, dass zieht sich sogar bis hoch in den Seniorenbereich. Die Jugend spielt heute lieber Videospiele oder geht anderen Hobbies nach. Ein anderes Indiz sind vielleicht die rückläufigen Geburtenraten. An diesem Parameter mache ich meine These fest. Es gibt mittlerweile so viele Spielgemeinschaften wie nie zuvor. Die Vereine haben somit insgesamt ein Problem überhaupt eine Jugendmannschaft zu stellen. Dieses signifikante Anzeichen sollten wir wirklich ernst nehmen, denn die Jugend ist die erste Mannschaft von morgen. Die Frage hierzu muss lauten, wie motiviere ich wieder mehr Jugendliche, welche zusätzlichen Leistungen zum Fußball biete ich und wie kommuniziere ich dies nach außen. Aber auch im Seniorenbereich sollten die Vereine ihre Vereinsarbeit überdenken und den Spielern mehr Möglichkeiten, auch außerhalb des Sportplatzes bieten. Dazu gehört natürlich ein sehr gutes Netzwerk, dies aber sollte die Arbeit der Vereinsführung sein. Hier trennt sich nun die aktive zur passiven Vereinsführung.

Zum Thema Wirtschaftlichkeit, muss ich leider auch eher schlechtere Prognosen in Aussicht stellen. Mitgliederschwund, Desinteresse der jüngeren Generation, Absterben der ehrenamtlichen Mitglieder (die Generation die den Verein aufgebaut hat) keine Nachfolger, aber auch das Vergraulen von Mitgliedern, die etwas bewegen wollen durch andere Mitglieder, falsche Vereinsführung bis hin zu keiner Vereinsführung, Sponsoren treten zurück bzw. es finden sich keine mehr die sich mit der Vereinsführung identifizieren usw. Natürlich betrachte ich das ganze etwas sehr kritisch, ich würde mir wünschen dass sich wieder mehr für den Amateurfußball engagieren. Wir haben, würde ich sagen, mitunter eines der besten Ausbildungszentren im Profibereich, als auch eine hervorragende Infrastruktur im Amateurfußball - europaweit. Und auf dieser sollten wir aufbauen sowie Menschen für ehrenamtliche Tätigkeiten begeistern. Hier muss ich den SV 62 Bruchsal nennen, der sicherlich seine Probleme hat, sich aber immer für die Jugend engagiert und im Rahmen seiner Möglichkeiten den Seniorenbereich unterstützt.

Zurück zum Fußball. Du warst als Zuschauer bei der WM in Brasilien dabei. Was blieb Besonderes an diesem Trip hängen?

Das Eröffnungsspiel Kroatien gegen Brasilien, war ein traumhaftes Erlebnis. Live im Stadion zu sein und dann macht noch Kroatien das 1:0 - unfassbar. Dieses durfte ich mit Tomislav Zivkovic, Giancarlo Grillo und Wagner David Cemin zusammen im Stadion erleben. Weiterhin die gesamte Fahrt von Porto Alegre quer mit dem Auto durch Brasilien bis hoch nach Rio de Janeiro. Das Land, die Menschen, Copa Cabana, Kristo und das Essen waren einfach der Hammer.

Was macht Denis Musa in 10 Jahren?

In 10 Jahren würde ich sehr gerne einen Verein monetär sowie ehrenamtlich unterstützen. Zuerst vielleicht als Trainer im Jugend-oder Seniorenbereich und später in irgendeiner Funktion im Verein. Dem Fußball werde ich immer treu bleiben, ob als Trainer oder Gönner eines Vereines. Über die AH werde ich mich dann weiterhin fit halten, hoffentlich mit meinen alten Freunden und Kameraden.


Das Interview der Woche ist eine neue wöchentliche Artikelserie und wird präsentiert von
Denis Musa - Versicherungen, Finanzen und Vermögensaufbau
Weitere Informationen: denis.musa@my-vfv24.de
Aufrufe: 05.2.2015, 11:32 Uhr
Michael WalchAutor