2024-05-14T11:23:26.213Z

Querpass
Wieder Weltmeisterin: Katrin Matsushita aus Heidesheim. Archivfoto: hbz/Kristina Schäfer
Wieder Weltmeisterin: Katrin Matsushita aus Heidesheim. Archivfoto: hbz/Kristina Schäfer

Das Spiel gibt ihr den Kick

TISCHFUSSBALL Heidesheimerin Katrin Matsushita erringt erneut Weltmeistertitel im Damendoppel

Heidesheim. „Eigentlich hatte ich eher das Nationalteam auf der Rechnung“, sagt Katrin Matsushita und stützt sich dabei auf den Tischkicker. Dann schaffte sie es doch im Damendoppel. Kurz vor Weihnachten hat die Heidesheimerin erneut mit ihrer Partnerin Natalie Jacob den Weltmeistertitel im französischen Nantes errungen. Es ist bereits der siebte.

Mit der deutschen Nationalmannschaft hat sie den Hattrick knapp verpasst – nach zwei Jahren an der Spitze reichte es diesmal nur für den dritten Platz. Dass es nun gerade im Doppel klappen sollte, das hätte Matsushita nicht gedacht. Beinahe wäre es gar nicht zu den Spielen in dieser Konstellation für sie gekommen.

Wegen Terminschwierigkeiten mit der Halle wurde die Weltmeisterschaft auf die Tage vor Weihnachten verlegt. Die selbstständige Notarfachangestellte hatte beruflich viel zu tun. „Eigentlich wollte ich erst am Wochenende anreisen.“ Doch die Matches im Doppel wurden schon am Donnerstag ausgetragen.

Dann klappte es doch: Matsushita buchte den Flug ganz kurzfristig um und machte sich mit ihrer Partnerin auf dem Weg nach Nantes. Gemeinsam trainieren war nicht drin. Ohnehin sei das schwer zu koordinieren: Jacob lebt in Stuttgart. Sieben Jahre sind die beiden Frauen schon als Zweierteam bei Wettkämpfen unterwegs gewesen. „Doch jetzt hatten wir vier Jahre nicht zusammen gespielt.“ Als beste Deutsche in der internationalen Rangliste war Matsushita automatisch für die Weltmeisterschaft qualifiziert, ihre Partnerin durfte sie frei wählen.

Die Lampe über dem Fußballtisch strahlt aufs Spielfeld, der Geruch von Möbelpolitur liegt in der kühlen Luft des Hobbykellers. Die rechte Hand in einen weißen Sportlederhandschuh gehüllt, die Kurbeln mit den Fingern eng umschlossen, erzählt die 41-Jährige von ihrem Hobby, das eigentlich viel mehr als nur das ist.

Seit 22 Jahren geht Matsushita schon mit den kleinen Plastikmännchen auf Torejagd. Als sie im Jugendcafé den folgenschweren Satz „Mädchen können das nicht“ hören musste, juckte es ihr in den Fingern. Sie wollte es beweisen, den Jungs und sich selbst. „Früher habe ich fünf bis acht Stunden am Tag trainiert“, erzählt Matsushita: „Jetzt ist es so viel in einer ganzen Woche.“ Es ist ein zeitintensives Hobby. Rund die Hälfte der Wochenenden verbringt sie auf Turnieren und sammelt Punkte und Pokale. Die glänzenden Trophäen stehen sorgsam aufgereiht in den Regalen rings um den zweiten Kickertisch im Keller.

Beide Tische entsprechen den internationalen Standards. Matsushita schwört auf den Achtkantgriff – ihre liebsten Stangenenden können sich die Sportler mittlerweile auf den Turnieren ausleihen. Gegen schweißnasse Schusshände hilft ein Handschuh. Mit der Linken passt Matsushita die Bällchen mit einer leichten Drehung aus dem Handgelenk. Kurbeln verboten – aber: In den Regeln steht: „Eine 360-Grad-Drehung vor und nach der Ballberührung ist erlaubt“. Damit alles glatt läuft, steht die Sprühdose mit der Möbelpolitur beim Training immer bereit und sorgt für die nötige Leichtigkeit der Stangen.

Den ungewöhnlichen Nachnamen hat Matsushita übrigens von ihrem japanischen Stiefvater. „Einmal zu einem Turnier in Asien“, das steht noch auf der Wunschliste. Doch die Reisen muss sie selbst finanzieren. Ein anderer Traum ist unbezahlbar: „Einen Einzeltitel erreichen.“ Matsushita sieht es trotzdem entspannt. Genau wie zuletzt in Nantes.

Aufrufe: 05.1.2014, 08:59 Uhr
Lea MittmannAutor