2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
Merkur CUP: Für die Fußball-Kinder sollte auch beim Turnier der Spaß im Vordergrund stehen. Archiv
Merkur CUP: Für die Fußball-Kinder sollte auch beim Turnier der Spaß im Vordergrund stehen. Archiv

Das schwere Schicksal unserer Hochbegabten

Kommentar

Das eigene Kind ein großes Fußballtalent? Wie gehen Eltern mit ihren Wünschen und Hoffnungen um? Ein Kommentar von Reinhard Hübner.

Landkreis – Manchmal ist es nicht leicht, den besten Spieler der Mannschaft zum Sohn zu haben. Wissen Sie wahrscheinlich selbst, weil auch Ihr Sohn bestimmt der Beste ist. Man hat viel zu schlucken, wenn die eher mittelmäßig begabten Mitspieler wieder mal einen Erfolg verhindern. Weil sie ständig patzen, lauffaul sind und nie auf die genialen Einfälle Ihres Buben eingehen. Und hinterher keck behaupten, er habe katastrophale Fehlpässe gespielt. Nein, wir haben es nicht leicht, wir Eltern hochbegabter Kinder. Weil wir auch ständig schauen müssen, dass die Trainer diese außerordentliche Begabung unseres außergewöhnlichen Sohnes auch wirklich außerordentlich fördern. Weil wir schon träumen vom Anruf des FC Bayern. Und dann fährt immer wieder das wirkliche Leben dazwischen, hart und gnadenlos, weil wir umgeben sind von Ignoranten, die die außergewöhnliche Begabung unseres außergewöhnlichen Kindes nicht zu würdigen wissen. Neulich sind wir Eltern ziemlich aneinandergeraten am Spielfeldrand. Weil der Vater dieses ungelenken Abwehrspielers einfach nicht akzeptieren wollte, dass zwei Gegentore auf die Kappe seines Buben gehen. Sogar rotzfrech behauptet hat, sein Sohn sei der Beste gewesen an diesem Tag.

Und unser außerordentlich begabter Bub hat wieder einmal eine Niederlage wegstecken müssen, der, sagen wir es vorsichtig, minderbemittelten Mitspieler wegen. Aber spricht es nicht für den guten Charakter unseres außergewöhnlichen Buben, dass er das gar nicht so dramatisch empfunden und seinen Abwehrspieler sogar verteidigt hat gegen unsere Vorwürfe? Oder sollten es die Kinder doch ganz anders sehen als wir, sollte ihnen Freundschaft und Teamgeist vielleicht sogar wichtiger sein als der Ehrgeiz der Eltern?

„Geben Sie den Kindern Zeit, die sie für eine gute Entwicklung brauchen, halten Sie jeden Überehrgeiz weitgehend fern. Setzen Sie darauf, dass Kinder vor allem Spaß und Freude haben.“

Stefan Reuter, Weltmeister 1990 und Schirmherr des Merkur CUP 2008 – 2013

Ein Jugendtrainer eines großen Vereins hat es mal so ausgedrückt: Die Buben haben kein Problem, sich in die Hierarchie eines Teams einzugliedern, ihre Rolle zu finden und zu akzeptieren. Die Eltern aber würden immer alles durcheinander bringen, weil es ihnen um die Befriedigung ureigenster Bedürfnisse geht, um die Erfüllung von Träumen, um die Projizierung eigener, unerfüllter Hoffnungen in die Kinder.

Und während die Buben auf dem Spielfeld gemeinsam kämpfen, kämpfen wir Eltern an der Linie gegeneinander. Weil jeder von uns überzeugt ist, dass sein Sohn vollkommen verschenkt und unterfordert ist in dieser Mannschaft, dass er es eigentlich verdient hätte, längst bei den Bayern zu spielen oder sogar im Jugend-Nationalteam.

Später mal, wenn das Leben manche Hoffnungen und Träume zerstört hat, werden wir vielleicht mal emotionsloser nachdenken können über alles. Können uns fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, die eigenen Wünsche zurückzustellen, den Kindern den Druck zu ersparen, ihnen eine natürliche, stressfreie Entwicklung im Kreis ihrer Mannschaft und Freunde, ihnen schöne Erlebnisse durch und mit dem Sport zu gönnen, von denen sie ein Leben lang zehren.

Leicht gesagt. Wer nämlich will und kann schon tatenlos zuschauen, es dem Zufall und dem Trainer überlassen, wie und ob der Bub sich entwickelt, wenn er doch das außergewöhnlichste deutsche Talent seit Franz Beckenbauer ist? REINHARD HÜBNER

Der Merkur CUP ist das weltweit größte Fußballturnier für E-Junioren. Es wird vom Münchner Merkur mit dem BFV veranstaltet und von den Premiumsponsoren ESB Energie Südbayern, CEWE sowie dem Ausrüster macron mit macronstore München gefördert. Außerdem unterstützen der FC Bayern, die SpVgg Unterhaching und der TSV 1860 München das Turnier.

Aufrufe: 013.7.2020, 10:23 Uhr
/ Reinhard HübnerAutor