2024-05-02T16:12:49.858Z

Querpass
Wässern kurz vor dem Anpfiff zwischen Eintracht Frankfurt und Hertha BSC: In der kommenden Saison wird das auch am frühen Sonntagnachmittag der Fall sein. Der erste geplante Anstoß ist dann 13.30 Uhr. Foto: Getty
Wässern kurz vor dem Anpfiff zwischen Eintracht Frankfurt und Hertha BSC: In der kommenden Saison wird das auch am frühen Sonntagnachmittag der Fall sein. Der erste geplante Anstoß ist dann 13.30 Uhr. Foto: Getty

"Das finde ich scheiße"

Ab der kommenden Saison soll es fünf 13.30-Uhr-Sonntagsspiele der Bundesliga geben. Das stößt in Brandenburg nicht überall auf Gegenliebe.

In der kommenden Saison soll es an fünf Wochenenden ein weiteres Sonntagsspiel in der Fußball-Bundesliga geben. Neben 15.30 und 17.30 wird ab August auch 13.30 Uhr angestoßen. Das sorgt für Unmut bei einigen Amateurvereinen. Auf Kreisebene wird dann häufig selbst gespielt. Auch die Oberligen und Regionalligen stoßen zu dieser Zeit an.

"Das finde ich scheiße", sagt Roland Bienwald ganz offen. Der Vereinsvorsitzende von Victoria Seelow klingt nicht gerade begeistert, als er von der neuen Regelung für die kommende Saison hört. Er sagt aber auch: "Wir versuchen sowieso jedes Heimspiel auf den Freitagabend zu legen“. Die Rechnung des Seelower Vereinsbosses ist einfach: Am Freitagabend finden im Amateur- und Profifußball weit weniger Spiele statt als samstags oder sonntags. Die Hütte ist dann oft voll. Oder zumindest ein bisschen voller. Allerdings ist auch in der Oberliga Nord der eigentliche Spieltag ein Sonntag. Auch Seelow muss dann häufig ran. Anstoßzeit meistens: 13 oder 14 Uhr.

Dass die Deutsche Fußball-Liga (DFL) gemeinsam mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) beschlossen hat, ab der kommenden Saison zweitweise gleich drei Sonntagsspiele in der Bundesliga anpfeifen zu lassen, hat anderswo in Deutschland bereits die Amateur-Basis alarmiert. Sie befürchtet durch zeitgleiche Spiele Zuschauerverluste. Egal, ob die in die Profi-Stadion gehen oder vor dem Fernseher sitzen. Bis 15.30 Uhr war am Sonntag in Deutschland bislang Amateurzeit. Das ist jetzt vorbei. Zumindest fünfmal pro Saison. So oft soll um 13.30 Uhr angestoßen werden.

Ob das für die unterklassigen Vereine tatsächlich weniger Zuschauer bedeutet, „muss man sich aber angucken“, denkt Bienwald. „Und dann reagieren.“ Eine konkrete Idee, wie die Reaktion aussehen könnte, hat er nicht. Ingo Kahlisch dagegen schon. Der Trainer von Oberligist Optik Rathenow findet: „Da müssten sich die Amateure einfach mal zusammenschließen“. Und wozu? „Stadionboykott“, schlägt er vor.

Ohnehin hält Kahlisch die Situation zwischen Profi- und Amateurfußball für – gelinde ausgedrückt – suboptimal. „Vor drei Jahren gab es noch Geld für die Regionalliga. Heute interessiert es keinen mehr, was da unten abgeht. Diese Entwicklung ist eine absolute Katastrophe. In die erste und zweite Liga wird immer mehr Geld reingeballert, hier unten kommt nichts an“, beschwert er sich. „Das stinkt zum Himmel“.

Zumal die Vereine zum Teil auch noch dafür bezahlen. In Seelow zum Beispiel laufen die Bundesliga-Spiele im Vereinsheim im Bezahlfernsehen. „Wenn das auch sonntags so ist, müssen wir schauen“, sagt Victoria-Boss Bienwald und verweist auf seine Freitagabend-Strategie. Eine Abo-Kündigung kommt erst einmal nicht in Frage.

In Fürstenwalde sieht man die Sache durchwachsen. „Viel wird sich vermutlich nicht ändern“, sagt Union-Pressesprecher Michel Rieckmann. Es sei denn: „Die Top- oder Heimspiele von Hertha BSC finden dann statt.“ Im Umfeld des Regionalligisten gibt es jede Menge Hertha-Fans. Und die würden sich statt Fürstenwalder Fußball „wahrscheinlich Hertha angucken wollen“, befürchtet Rieckmann.

Auch Ronny Krapat, Kreisoberliga-Trainer bei Rot-Weiß Kyritz, ist Hertha-Fan. Dass die Spiele – auch mit Berliner Beteiligung – in seiner Liga zusätzlich Zuschauer kosten würden, glaubt er eher nicht. „Aber für die Fans in der Peripherie ist der Anstoß einfach zu früh. Ich selbst würde es ja dann kaum ins Stadion schaffen“, sagt der Coach, der die Sonntagsspiele um 17.30 Uhr hingegen richtig gut findet. „Nach getaner Arbeit kann die Mannschaft gemeinsam im Vereinsheim sitzen und das Spiel gucken“, findet er. Spielt seine Hertha in der kommenden Saison um 13.30 Uhr, wird er das Match wohl verpassen: „Die Trainertätigkeit geht vor.“

Aufrufe: 013.10.2016, 13:04 Uhr
Marc SchützAutor