"Schwierige Situationen schweißen auch zusammen"

Ist die Absage bis zum 19. April aus Deiner Sicht richtig?

Dolan: Die Absage war unvermeidlich und ist demzufolge auch vollkommen richtig. Den 19. April erstmal zu nehmen war sinnvoll, weil dann das Ende der Osterferien ist. Ob und wie es dann weitergeht, da sollten wir alle den Experten vertrauen.

Was sagst Du zum Zeitpunkt der Absage? Hätte das Ganze früher erfolgen müssen?

Dolan: Das kann ich überhaupt nicht beurteilen, weil mir da jede Kompetenz zu fehlt. Ich halte es da mit Jürgen Klopp, der vollkommen zu Recht kritisiert, dass sich „ Hinz und Kunz“ dazu äußert, ohne auch nur ansatzweise die Thematik fachlich serös bewerten und beurteilen zu können. Die Verantwortlichen haben sich das sicher nicht leicht gemacht und ihre Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen getroffen. Man darf nicht vergessen, dass es eine derartige Situation flächendeckend bisher noch nicht gab.

Habt ihr schon festgelegt, wie bei Euch im Verein verfahren werden soll? Wird weiterhin trainiert?

Dolan: Also ich habe überhaupt kein Verständnis, wenn in Teilen versucht werden sollte, die Maßnahmen zu unterwandern. Wir haben den Trainingsbetrieb sofort eingestellt und warten jetzt ab, was die Experten weiter empfehlen. Entschuldigung, bei allem sportlichen Ehrgeiz, es geht um die Gesundheit der ganzen Bevölkerung und die Dringlichkeit, das Infektionstempo deutlich zu verlangsamen. Das gelingt aus meiner Sicht nur, wenn wir uns alle disziplinieren. Und, bei aller Liebe, es geht um Amateurfussball. Bitte mal die Kirche im Dorf lassen.

Was kann man machen, um in einer solchen Situation das Vereinsleben aufrecht zu erhalten?

Dolan: Also erstens glaube ich nicht, dass das ein Thema im Moment ist, welches die erste Priorität genießen sollte, und zweitens bin ich davon überzeugt, dass der BV Wevelinghoven so stabil und gefestigt ist, dass uns diese Krise nicht so schnell erschüttern kann. Das habe ich in dieser Ausprägung so auch nicht erlebt. Das ist schon sehr beeindruckend, welch großer Zusammenhalt in diesem, für mich ja noch neuen Verein, herrscht. Keiner gerät in Panik, und es ziehen alle an einem Strang. Und ansonsten gilt es die technischen Kommunikationsmittel zu nutzen. Und das tun wir und lachen dabei sehr viel. Die Mädels sind da sehr kreativ.

Wie sieht es mit den konkreten Konsequenzen für Deinen Verein aus? Ist schon klar, dass es womöglich nun Probleme, etwa in der Finanzierung, geben könnte?

Dolan: Das kann ich nicht beurteilen, und das ist auch nicht mein Thema.

Erwartest Du für den Fall, dass die Saison nicht regulär beendet werden kann, größere Diskussionen um den Auf- und Abstieg?

Dolan: Ich halte im Moment alles für möglich, und letztlich müssen wir es so nehmen, wie es kommt. Wir müssen einfach respektieren und akzeptieren, dass wir ein Stück weit nicht mehr von innen heraus die Themen unmittelbar in der Hand haben, sondern fremdbestimmt sind. Das fällt uns allen schwer, aber entspricht den Tatsachen und ist alternativlos. Damit müssen wir alle ein Stück weit leben.

Wie sollte aus Deiner Sicht mit dem „großen“ Fußball im Profibereich verfahren werden? Sollte man in der Bundesliga die Saison abbrechen? Kann die EM verschoben werden? Welche Ideen dazu sagen Dir am meisten zu?

Dolan: Im Profi- Fußball ist die Thematik sicherlich wesentlich komplizierter weil wirtschaftlich viel mehr daran hängt. Sicherlich auch bei den Klubs, aber vor allem bei den vielen, vielen Mitarbeitern der Klubs und darüber hinaus, z.B. in den Cateringbetrieben. Ich glaube auch, dass der nationale Wettbewerb wichtiger ist als eine Fußball-EM und bin auch der Meinung, dass die Absage der EM im Moment alternativlos war.

Gibt es sonst zu diesem Themenkomplex noch etwas, dass Dir wichtig zu sagen wäre?

Dolan: Es ist für uns alle ein ungewohntes Gefühl, ein Stück weit die Kontrolle über unsere Themen zu verlieren bzw. in die Hände von Dritten zu geben. Ich glaube aber, dass wir, gerade im Amateurbereich, eine große Chance haben, den Zusammenhalt in der Mannschaftund in den Vereinen neu zu beleben. Schwierige Situationen schweißen auch zusammen und geben neue Kraft und Identität.