2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview

"Auszeichnung zum Amateursportler des Jahres ist einmalig"

Christoph Zorn über seine schwerwiegende Verletzung, einen Spruch seines ehemaligen Trainers und einen Partymarathon im Falle der Berliner Meisterschaft.

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner Christoph Zorn; Fotos redaktion Berlin, Christoph Lehner

Herr Zorn, vor einigen Wochen haben Sie die Auszeichnung zum „Amateursportler des Jahres“ erhalten. Wie stolz sind Sie auf diese Auszeichnung?

Hallo Herr Peters, diese Auszeichnung ist natürlich was ganz Besonderes. Es macht mich stolz, dass meine Leistungen von so vielen Menschen anerkannt und geschätzt wird. Es ist ja schließlich eine Auszeichnung, die wahrscheinlich einmalig in einem Amateur-Fußballerleben ist. In diesem Zusammenhang möchte ich aber nochmal meinen Mannschaftskollegen und Trainern für die Unterstützung während der letzten Saison danken.

Na klar, ohne das Team ist auch der beste Spieler verloren. 40 Tore und 18 Vorlagen sprechen für sich – Ihr Konkurrent Erhan Bahceci sagte mir vor kurzem „Entweder man hat die Qualität oder eben nicht“ – Stimmen Sie dem zu?

Meine Ausbeute in der letzten Saison war natürlich sehr zufriedenstellend, gerade unter dem Gesichtspunkt, dass ich "nur" 28 Spiele dafür benötigt habe. Das hat sicherlich mit individueller Qualität zu tun, wobei man aber nicht vergessen darf, dass dafür auch viel Arbeit bzw. Training und Ehrgeiz nötig ist, um überhaupt dahin zu kommen. Aber Erhan hat schon Recht. Wenn man Qualität hat, kommen normalerweise auch gute Leistungen zustande.

Kaum jemand, wenn nicht sogar niemand, hat eine ähnlich faszinierende Torquote in der Berlin-Liga wie Sie. Woher nehmen Sie den Ansporn?

Gute Frage. Mein Ansporn ist einfach der Ehrgeiz immer besser zu werden und das Bestmögliche zu erreichen. Die Ansprüche an meine Person und mein eigener Anspruch sind in den letzten Jahren gestiegen. Dem will man natürlich gerecht werden. Was aber nicht fehlen darf, ist der Spaß. Wenn man Spaß am Spiel oder beim Training hat und sich wohlfühlt, kommt vieles auch von ganz alleine.

Eigentlich ist es doch immer so, dass man in jungen Jahren hungrig und ehrgeizig ist und im Alter gelassener auf das Ganze blickt. Sieht es bei Ihnen also eher anders aus?

Das kann man so sehen. Es ist halt eine Frage der Persönlichkeit, inwieweit man sich mit dem Erreichten zufrieden gibt oder den Drang hat, sich stetig weiterzuentwickeln und zu verbessern. Mir ist da ein Satz unseres ehemaligen Trainers Torsten Boer in Erinnerung geblieben. Der lautete: "Wenn man denkt, man ist gut, ist man bereits schlechter geworden!" Der trifft das Ganze perfekt.

Trotz Ihrer Tore hat es für die Mannschaft Eintracht Mahlsdorf nie für den ganz großen Coup gereicht – Wollen Sie gar nicht nach oben, oder gab es immer die eine Mannschaft, die den einen Ticken besser war?

Man muss dazu sagen, dass Eintracht Mahlsdorf ein Verein ist, in dem kontinuierlich und ruhig gearbeitet wird. Wir legen viel Wert auf Gemeinschaft und Identifikation. Angriffs- oder Aufstiegsparolen wird man von uns nicht hören. Wir versuchen einfach guten und erfolgreichen Fußball zu spielen und allen Beteiligten eine gute Atmosphäre zu bieten. Das gelang uns in den letzten Jahren recht gut, aber es gab halt immer wieder Mannschaften, die besser waren. Das muss man akzeptieren und dann konzentriert weiterarbeiten, um irgendwann mal die Mannschaft zu sein, die am Ende der Saison ganz oben steht. Daraus kann man ableiten, dass wir dem Berliner Meistertitel und dem damit verbundenen Aufstieg in die Oberliga nicht abgeneigt wären.

Das Wettrüsten hat auch die unteren Ligen erreicht – Wird es also immer ein Team geben, dass aufgrund vieler Einkäufe besser ist oder haben Sie ein gutes Gefühl bezüglich eines Aufstieges?

Vereine, die viel investieren, steigern höchstens ihre Chancen, jedoch ist es keine Garantie für die Meisterschaft. Bestes Beispiel dafür ist der letztjährige Meister SC Staaken oder auch wir als Vizemeister. Beide Teams sind vor der letzten Saison nicht mit namhaften Spielerverpflichtungen in Erscheinung getreten und haben jeweils eine Rekordsaison hingelegt. Das wird natürlich nicht jedes Jahr funktionieren, aber die Vergangenheit zeigt, dass es möglich ist, auch mit weniger Budget/Etat erfolgreichen Fußball zu spielen. Es bringt ja auch wenig, schon vor der Saison die Meisterschaft abzuschenken. Wir wollen und können ein ernsthafter Konkurrent sein. Sollten wir am Ende der Saison ganz oben stehen, wäre das trotzdem eine Sensation.

Wenn wir schon dabei sind, wem trauen Sie dieses Jahr den Meistertitel zu und in welchen Regionen wird man Ihr Team wiederfinden?

Der Topfavorit ist natürlich Blau-Weiß 90, aber ich denke, dass es bis zum Schluss spannend bleiben wird. Es gibt genug Mannschaften, die sich hohe Ziele gesteckt haben und auch in der Lage sind, diese zu erreichen. Ich bin der Meinung, dass Eintracht Mahlsdorf am Ende der Saison unter den TOP 5 zu finden sein wird. Wie bereits erwähnt, wollen und können wir mithalten!

In dieser Saison hat man Sie bisher vergeblich auf dem Spielbogen gesucht. Erzählen Sie uns die Hintergründe?

Ja leider. Ich habe mir in der letzten Saison, vor ca. 3 Monaten, beim Topspiel gegen den SC Staaken einen Riss der Adduktorensehne (Adductor longus) zugezogen. Das ist während des Warmmachens nach einem Torschuss passiert. Im ersten Augenblick bin ich nicht von solch einer schweren Verletzung ausgegangen. Doch nach wenigen Tagen und einer MRT-Untersuchung gab es dann die Gewissheit. Inzwischen ist die Sehne wieder zusammengewachsen und ich befinde mich im Aufbautraining. Allerdings sind noch nicht alle Bewegungen, die beim Fußball nötig sind, möglich. Ich bin aber in guter Verfassung und hoffe demnächst wieder auf dem Platz zu stehen. Die Ungeduld ist zugegeben, sehr groß!

Wie lange wird Sie die Verletzung noch außer Gefecht setzen?

Das kann ich leider nicht voraussagen. Ich hoffe im September oder Oktober. Schauen wir mal, was die Zeit bringt.

Ich wünsche eine schnelle und gute Genesung und das Sie am Ende Ihr Team mit Toren wieder erfolgreich unterstützen können. Meine letzte Frage: Was wäre wenn…am Ende der Saison Mahlsdorf auf Platz eins steht?

Dann wären wir Berliner Meister und würden wahrscheinlich einen mehrtägigen Partymarathon starten. Vielen Dank.

Ich habe zu Danken und wünsche viel Erfolg für die kommenden Aufgaben!

Aufrufe: 04.9.2017, 11:38 Uhr
Marcel PetersAutor