2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
– Foto: Brennpunkt Orange

Der Doppelpacker aus der kasachischen Steppe

Dimitri Puhan ist wohl einer der Kicker, der die Wismut aus Gera so intensiv verkörpert, wie kaum ein anderer in seiner Mannschaft. Trotz seines – mit 25 durchaus noch jungen – Alters, scheint Puhan für einige die fleischgewordene Wismut-Seele in orange zu sein.

Udo Korn schmiss den damals 17-Jährigen direkt ins kalte Wasser des Männerfußballs und behauptet noch heute als „sein Manager“ Dimitri Puhan „aus der kasachischen Steppe geholt“ zu haben. Ob nun aus der Steppe oder von den Junioren, als Torjäger gilt Puhan nun wirklich nicht. Aber heute vor einem Jahr, am 26.04.2019, ließ er seine Qualitäten vor dem Tor aufblitzen... Zumindest ein bisschen.

Es war die Oberliga-Partie gegen die Regionalliga-Reserve von Wacker Nordhausen. An diesem Freitagabend machten sich gut 50-60 Wismut-Fans auf den Weg in die Stadt mit der bundesweit bekannten Schnapsbrennerei. „In dem kleinen Stadion hat man den Support sehr gut gehört. Das pusht mich extrem“, erinnert sich Puhan, der aber bereits vor dem Spiel einen entscheidenden Fehler machte und das falsche Schuhwerk wählte. An einem typischen (lassen wir den aktuellen April mal weg) Apriltag wechselten sich Starkregen und trockene Phasen während des Spiels ab. Puhan rutsche mehrfach weg, hatte so sogar eine Aktie am ersten Gegentor. „In dem Spiel lief es zunächst gar nicht gut“, meint der stolze Vater einer 15 Monate alten Tochter, dem es gelang den Fauxpas beim 0:1 wieder glattzubügeln. „Es war ein Freistoß aus der Halbposition und ich bin irgendwie mit dem Kopf drangekommen.“ Das Ding lag drin zum 1:2-Anschlusstor gegen den aktuellen Regionalliga-Keeper Ruben Aulig (jetzt ZFC Meuselwitz) in den Maschen. „Danach war der Druck weg, da kam schon so ein kleines gutes Gefühl auf“, meint Puhan. Wismut nahm diesen 1:2-Rückstand mit in die Pause.

>> zum FuPa-Profil von Dimitri Puhan

Nur wenige Augenblicke nach dem Seitenwechsel, schallte erneut der Name Puhan durch die Stadionlautsprecher. Freistoß, Tor, der Ausgleich. Wieder Dimitri? Na wenn es der Stadionsprecher sagt... Auf dem Spielberichtsbogen war Puhan der Torschütze und kam zu seinem ersten und bisher einzigen Doppelpack in der Oberliga. Das kuriose bei der Sache: Den zweiten Treffer hatte er gar nicht erzielt. Eigentlich war es Kollege Chris Söllner, der Freistoß mit Schnitt auf den Aulig Kasten verpflanzte. „Ich habe allen gesagt, dass es nicht mein Tor war“, beteuert der Mann mit der Nummer 19. Sein zweiter Treffer ist aber dennoch bis zur Ewigkeit in Stein gemeißelt. Großen Anteil hat daran wohl Wismut-Co-Trainer Norman Teichmann, der nach Abpfiff den Schiedsrichter „Pu“ als Torschütze bestätigte. Irgendwie gönnte es ihm jeder. Dass er nach seinem vermeintlichen Doppelpack dann noch eine Runde schmeißen musste, umging er geschickt. „Ich habe den Jungs gesagt, dass sie wegen mir überhaupt an ihre Punkteprämie gekommen sind“, sagt er zur „Entschädigungsleistung“ für seine Teamkollegen. „Wir waren danach noch in einem dieser Fast-Food-Restaurants. Ob jetzt McDonald oder Burger King, weiß ich gar nicht mehr.“, erinnert er sich noch an den Ausklang seines denkwürdigen Tages. Denn es sollten bis heute seine einzigen Treffer in der Oberliga für Wismut Gera bleiben.

– Foto: Brennpunkt Orange

Puhan musste in seiner noch jungen Laufbahn schon einige Rückschläge wegstecken. Mit 19 Jahren brach er sich in Borsch das Sprunggelenk, musste mit 23 am Knie operiert werden. „Ich habe schon einiges erlebt“, sagt Puhan, der seinem Herzensverein nach seinem Wechsel in der B-Jugend bisher immer die Treue hielt. Und wenn nicht auf dem Platz, dann eben daneben. „Ich kenne jeden bei der Wismut. Ich bin auch schon mit 14 Jahren bei jedem Spiel mitgefahren. Die Auswärtsfahrten waren legendär. Die Fans haben mich immer mitgenommen, auch wenn ich kein Geld hatte“, sagt er heute dankbar. Und wenn sich der Kicker noch mehr Wismut-Gen einverleibt, speist er statt mit Messer und Gabel bald wohl mit Hammer und Hammer...

Aufrufe: 026.4.2020, 17:40 Uhr
André HofmannAutor