2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Andrea Brunner (r.) verwandelte den entscheidenden Elfmeter zum Final-Einzug. Archivfoto: FuPa
Andrea Brunner (r.) verwandelte den entscheidenden Elfmeter zum Final-Einzug. Archivfoto: FuPa

Brunner schießt DFB-Elf ins EM-Finale

Großmußer Nationalspielerin schreibt mit U17 an Frühlingsmärchen – sie verwandelt im Halbfinale den entscheidenden Elfer.

Irgendwo unter dieser Traube lag sie, ganz unten, wo die Grasnarbe am Platz wächst. Spielerinnen und Betreuer warfen sich auftürmend über Andrea Brunner. Die 17-jährige Nationalspielerin aus Großmuß hatte eben im Elfmeterschießen den entscheidenden Versuch im EM-Halbfinale gegen Norwegen zum 4:3-Endstand verwandelt. Nervenstark schoss sie Deutschlands U17-Juniorinnen ins Endspiel, das am Sonntag, 18.30 Uhr, in Pilsen gegen Spanien steigt (live auf Eurosport).

„Ich bin überglücklich“, strahlte die junge Fußballerin vom FC Bayern München nach der Partie am Donnerstagabend in Pribram, als sie von ihren Eltern Christa und Bernhard Brunner in die Arme genommen wurde. Mama und Papa waren – wie auch schon zu den Gruppenspielen – zur EM nach Tschechien gereist, um ihrer Tochter die Daumen zu drücken. „Es war mehr als spannend“, gestand Christa Brunner. Als Andrea zum entscheidenden Elfmeter schritt, „hab’ ich mal gedacht, sie macht’s, dann wieder, sie macht’s nicht. Eigentlich weiß ich gar nicht mehr, welche Gedanken mir durch den Kopf gingen.“

Norwegen vergibt drei Matchbälle

Nach dem dramatischen Spiel herrschte im Team um die Großmußerin pure Euphorie. Zuvor waren die DFB-Mädels eigentlich schon aus dem Rennen. Bei 1:1 (0:1) nach regulärer Spielzeit ging es ins Elfmeterschießen, bei dem ein neuer Modus erprobt wurde. Zuerst schießt Mannschaft A, dann Mannschaft B zweimal in Folge, dann A zweimal, so lange, bis die je fünf Schützen durch sind – „ABBA“ nennt sich das neue System, das die UEFA im Jugendbereich testen lässt.

Den deutschen Spielerinnen flatterten die Nerven. „Ich ziehe vor jeder den Hut, die da hingeht und schießt. Das ist eine große Belastung“, meinte Mama Brunner. Die ersten drei DFB-Mädels vergaben. Deutschlands Torfrau Stina Johannes holte einen Elfmeter der Norwegerinnen raus. Nach jeweils drei Schützinnen führte der Gegner also mit 2:0 und hätte nur noch einmal treffen müssen. Aber den ersten Matchball vereitelte Keeperin Johannes. Und die beiden deutschen Spielerinnen Melissa Kössler und Sjoeke Nüsken glichen im folgenden Doppelpack zum 2:2 aus – nur ein Fehlschuss hätte das Aus bedeutet. Noch ein Matchball lag für Norwegen bereit, doch erneut zerbrachen die Skandinavierinnen an den Nerven und Torfrau Johannes.

Damit waren die jeweils fünf Schützinnen durch. Norwegen nahm seinen sechsten Versuch in Angriff und scheiterte wieder an der DFB-Schlussfrau. Die nächste deutsche Spielerin hatte die Chance, den Sack zuzumachen – es war Andrea Brunner. Äußerlich völlig cool legte sie sich das Leder zurecht und verwandelte satt flach ins linke Eck. Der Rest war grenzenloser Jubel.

„Der Moment war unbeschreiblich“, sagten Christa und Bernhard Brunner. Mit der Elfmeter-Heldin selbst konnte unser Medienhaus keinen Kontakt aufnehmen. Auch den Eltern war nur eine Viertelstunde am Spielfeldrand gestattet, dann zog sich der DFB-Tross schon wieder ins Hotel zurück. „Mehr als Worte des Glücksgefühls brachte sie sowieso nicht heraus“, erzählten die Eltern schmunzelnd.

Als echte Fußball-Kennerin erwies sich Andreas Mutter, die das Spiel auf den treffenden Nenner brachte: „In der ersten Halbzeit war Deutschland nicht gut, nach der Pause wurden die Mädels immer stärker und hätten schon in der regulären Spielzeit den Siegtreffer verdient gehabt.“

Im Endspiel „ist alles drin“

Die Großmußer Nationalspielerin lief trotz leichter Adduktorenprobleme in der Innenverteidigung auf und versuchte sich in der zweiten Hälfte mehrmals erfolgreich im Spielaufbau. In der Schlussphase feuerte sie auch einen Schuss auf den Kasten der Norwegerinnen ab, das Leder strich aber vorbei. Nicht gut sah die komplette Hintermannschaft beim 0:1 durch Olaug Tvedten (7.) aus. Nach einer Ecke glich Sydney Lohmann (44.) per Kopf aus. Weitere Chancen konnte die DFB-U17 nicht nutzen.

Enttäuscht waren nicht nur die Brunners über die maue Zuschauerkulisse. „In den Gruppenspielen gab’s eine bessere Stimmung, auch weil Schulklassen da waren. Bis auf Eltern der Spielerinnen saß kaum jemand auf der Tribüne“, berichteten die Großmußer. Beim Endspiel am Sonntag in Pilsen soll das anders werden. Natürlich werden Mama und Papa erneut nach Tschechien reisen.

Im Finale „ist alles drin“, wissen Spielerin und ihre Eltern. Die DFB-U17-Juniorinnen trafen in der Gruppenphase bereits auf Spanien und siegten mit 4:1. „Das war zu hoch und deshalb sollte man den Gegner nicht an diesem Resultat messen“, erklärte Christa Brunner fachkundig. „Glück und Tagesform“ würden entscheiden – vielleicht kommt am Montag eine Europameisterin zurück nach Großmuß.

Aufrufe: 013.5.2017, 00:05 Uhr
Martin RutrechtAutor