2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Im Trikot des TSV Schott fühlt sich Preston Zimmerman (links) gut aufgehoben. Im Spiel gegen den TDSV Mutterstadt wird der gebürtige Amerikaner von Gegenspieler Kadir Seker (rechts) attackiert. Foto:hbz/Jörg Henkel
Im Trikot des TSV Schott fühlt sich Preston Zimmerman (links) gut aufgehoben. Im Spiel gegen den TDSV Mutterstadt wird der gebürtige Amerikaner von Gegenspieler Kadir Seker (rechts) attackiert. Foto:hbz/Jörg Henkel

"Brauche des Wohlgefühl"

Ex-Profi Preston Zimmerman fühlt sich beim TSV Schott Mainz pudelwohl

MAINZ. Die Karriere des Amerikaners Preston Zimmerman hat in den vergangen sieben Jahren oft Halt gemacht. Unter anderem in Hamburg, Kapfenberg und Darmstadt. Doch es ging immer weiter für den jungen Pfofi-Fußballer. Bis er 2013 schließlich zum TSV Schott Mainz kam. In jene Stadt, in der er bereits seit 2010 wohnt, eine Saison für das Regionalliga-Team von Mainz 05 kickte. Und am Rhein nun endgültig seine sportliche Zukunft sieht.

Erst seit Juli ist der 24-jährige ehemalige Drittliga-Spieler nun beim TSV Schott. Und fühlt sich bereits pudelwohl. Schließlich wohnt der gebürtige Amerikaner schon seit 2010 in Mainz und hat sich hier so etwas wie ein zweites Zuhause aufgebaut. Seine europäische Heimat. Warum sich der Offensivspieler in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt sowohl privat als auch sportlich gut aufgehoben fühlt, hat er uns im Interview verraten.

Preston, normalerweise ist es nicht typisch, dass sich ein junger Spieler mit 24 Jahren schon aus dem Profigeschäft zurückzieht. Was hat Dich zu diesem Schritt veranlasst, Darmstadt den Rücken zu kehren und zum TSV Schott in die Verbandsliga zu wechseln?

Da gab es mehrere Gründe. Zum einen fiel die Entscheidung aufgrund meiner finanziellen und beruflichen Situation. Wenn man mit 23 noch nicht den Durchbruch in die erste oder zweite Bundesliga geschafft hat, wird es von dort an immer schwieriger sich im schnelllebigen Fußballgeschäft zu behaupten. Für mich ist eine Situation in der ich finanziell und beruflich sicher planen konnte nicht zu Stande gekommen. Außerdem hat mir ein gutes Gefühl gefehlt. Für mich war Fußball damals mehr Beruf, als Spaß und soweit wollte ich es nie kommen lassen. Mir war die Liebe zum Sport immer sehr wichtig und deshalb entschied ich mich neu aufzustellen. Von meinem Masterabschluss an der Uni wollte ich profitieren und allen zeigen, dass ich auch etwas anderes kann, als nur Fußballspielen. Daher der Schritt in die Verbandsliga. In Zukunft kann ich sicher planen und wieder so viel Spaß am Fußball haben, wie als kleine Junge.

Du wohnst in Mainz und bist jetzt auch sportlich wieder hier beheimatet. Was macht die Stadt für Dich so besonders?
Es sind viele Dinge, die Mainz für mich besonders machen. Meine beste Zeit, meine besten Erinnerungen, die ich in Europa gemacht habe, waren immer hier. Sie alle sind verbunden mit der Stadt, den Menschen, den Orten und der gesamten Umgebung. Das sind alles Dinge, welche ich lange nicht hatte, nachdem ich mit 17 Jahren aus Amerika weg bin. In Mainz geht es mir gut, ich habe hier ein tolles Privatleben und deshalb ist Mainz für mich so etwas wie meine europäische Heimat, die ich mir hier aufgebaut habe. Und daher will ich hier auch erstmal gar nicht weg.

Der TSV ist Deine erste Station außerhalb des Profi-Geschäftes. Für Dich ist es doch sicherlich eine große Umstellung?
Das stimmt, bis zur letzten Saison habe ich mein Geld immer nur durch Fußballspielen verdient. Jetzt lerne ich hier Leute kennen, die das nicht hauptberuflich machen. Fußball ist hier für alle Nebensache, da alle ihr Geld abseits des Platzes verdienen. Wovon ich wirklich begeistert bin ist, dass die Menschen hier genauso viel Leistung und vor allem auch genauso gute Leistung bringen, wie Leute, die das hauptberuflich machen. Auch ich bin jetzt im Berufsleben angekommen und kann nur sagen: Hut ab vor jedem Fußballer, der jeden Abend nach der Arbeit noch auf den Platz kommt, trainiert und vielleicht erst um zehn Uhr nach Hause kommt. Ich bin der Meinung, dass diese Spieler allgemein viel zu wenig Anerkennung bekommen. Wenn man die Tagesabläufe sieht, ist es erstaunlich, dass es alle so hinbekommen. Und generell ist der Fokus des Vereins ein anderer. Bei den Vereinen, wo ich zuvor gespielt habe, lag der Schwerpunkt ganz klar auf Fußball. Hier liegt er auf zahlreichen Sportarten, die alle parallel und zudem erfolgreich betrieben werden, was mich sehr begeistert. Darüber hinaus gibt es so viele Menschen, die hier alles verantworten und vorantreiben. Jeder, der hier etwas in Bewegung bringt, hat meinen größten Respekt.

Du fühlst Dich also offenbar schon wohl im Verein. Welche Rolle spielen dabei Deine neuen Mannschaftskollegen?
Für mich ist dieses Umfeld sehr wichtig. Die besten Menschen, die ich in Deutschland kennengelernt habe, waren immer in Mainz. Vor allem während meiner Zeit bei Mainz 05. Was ich bislang beim TSV Schott erlebe, ist genau dasselbe. Die Menschen sind alle ehrlich und man weiß, was man an ihnen hat. Das steht für mich an erster Stelle, macht das Arbeiten hier angenehm und bereitet mir vor allem sehr viel Spaß.

Die Verbandsliga ist für Dich vollkommenes Neuland. Kannst Du dennoch einschätzen, was Deine Mannschaft in dieser Spielzeit leisten kann?
Ich bin bewusst völlig ohne Erwartungen in die neue Saison gestartet und kann daher auch keine Einschätzung treffen. Wobei ich auch sagen muss, dass wir für die Verbandsliga top aufgestellt sind. Unser Ziel ist ja schließlich auch klar formuliert. Bei den Spielern, die wir in der Mannschaft haben und auch den Leuten drum herum sollten wir schon schauen, dass wir den Aufstieg schaffen. Ich finde es ist absolut kein unrealistisches Ziel, da die Spieler echt gut sind.

Wie ist Dein eigener Leistungsstand?
Ich bin ein Mensch, der das Wohlgefühl braucht. Dabei achte ich sehr genau auf die Menschen und das Umfeld. Wenn das stimmt, kann ich meine beste Leistung abrufen. Hier beim TSV Schott gibt es absolut keine Probleme, ich sehe der Saison also sehr positiv entgegen.

Aufrufe: 028.8.2013, 12:00 Uhr
Martin ImruckAutor