2024-04-19T07:32:36.736Z

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Hat seine sportliche Heimat seit dieser Saison wieder in Mainz gefunden: Ex-Nullfünfer und Schott-Neuzugang Preston Zimmermann (rechts). Archivfoto: hbz/Stefan Sämmer
Hat seine sportliche Heimat seit dieser Saison wieder in Mainz gefunden: Ex-Nullfünfer und Schott-Neuzugang Preston Zimmermann (rechts). Archivfoto: hbz/Stefan Sämmer

Gekommen um zu bleiben

Schott-Neuzugang Preston Zimmerman hat namhafte Stationen hinter sich

Von Martin Imruck

Preston Zimmerman sieht sich durchaus als Wandervogel. Seit dem der gebürtige Amerikaner 2006 nach Deutschland kam, hat er zahlreiche Stationen durchlaufen. Bei vier Vereinen stand der heute 24-Jährige zwischen 2007 und 2012 unter Vertrag, bis er im Juli diesen Jahres beim TSV Schott seine fünfte Station in Europa erreichte.

Bereits im Alter von vier Jahren meldete Prestons Mutter ihn bei einem Verein im US-Bundesstaat Washington an. Da es allerdings nicht erlaubt war Kinder vor dem fünften Lebensjahr in einen Sportverein zu stecken, musste etwas geflunkert werden, damit der Sohnemann bereits ein Jahr vor seinem fünften Geburtstag mit dem Fußballspielen anfangen konnte. Gut zehn Jahr später sollte ein großer Schritt sollte folgen:

„Mit 15 wurde ich von der Nationalmannschaft eingeladen an einem Projekt zur U17-Junioren-WM in Peru teilzunehmen“, berichtet Zimmerman von den Anfängen seiner Karriere. Der amerikanische Fußballverband lud die 40 besten Nachwuchskräfte in ein Leistungszentrum ein und bereitete die Jugendlichen dort auf die bevorstehende Weltmeisterschaft vor. Der Nachteil: Das Sportleistungszentrum befand sich in Florida, mehr als 3.000 Kilometer entfernt von Zimmermans Heimat. „Es war für mich eine Riesenchance, die ich natürlich ergriff“, erklärt der Angreifer. Eine unsichere Zeit erwartete den jungen Offensivspieler im US-Bundesstaat an der Süd-Ost-Küste: „Alle sechs Monate wurden Spieler aussortiert und es kamen neue dazu. Die Gefahr nach Hause geschickt zu werden war immer präsent“, umreißt der ehemalige Juniorennationalspieler seine damalige Situation.

Trotz der zahlreichen Konkurrenz schaffte es Zimmerman über den gesamten Zeitraum dabeizubleiben und spielte 2005 für sein Land bei der U17-WM. In Peru waren auch zahlreiche Scouts aus Europa vertreten, die sich auf der Suche nach jungen Talenten für ihre Clubs befanden. „Mein absoluter Traum war es natürlich Profifußballer zu werden und am liebsten in Europa. Ich war in Amerika aufgewachsen und wollte etwas Neues kennenlernen“, erklärt der Neuzugang des TSV Schott Mainz. Diesem Traum kam Zimmerman bald ein Stück näher, denn er erhielt ein Angebot des Hamburger Sportvereins, welches er annahm und mit 17 Jahren in den Norden Deutschlands zog.

Von dort an begann eine aufregende Zeit für Zimmerman, der nach seiner Ankunft in Hamburg begann Deutsch zu lernen. Allerdings war gerade der Start kein leichter für den jungen Amerikaner: „Gerade in den ersten Jahren habe ich mich oftmals gefragt: Warum machst du das hier? Warum gehst du nicht einfach dahin zurück, wo du dich wohlfühlst?“, berichtet der 24-Jährige von den Zweifeln, die ihn damals ergriffen. In diesen schweren Tagen erhielt Preston die größte Unterstützung aus seiner Heimat: „Meine Eltern haben mir immer Mut zugesprochen und gesagt: Du hast dich für diesen Schritt entschieden und nun musst du es auch durchziehen“. Frei nach dem Motto: Ganz oder gar nicht, überwand Zimmerman seine Gedanken aufzugeben. „Mit der Zeit wurde zum Glück auch mein Deutsch besser und ich konnte mehr unternehmen als zu Beginn“, erklärt Zimmerman, dem in dieser Phase jedes kleine Erfolgserlebnis neue Kraft gab.

An ein besonderes Ereignis im „Supermarkt um die Ecke“ erinnert sich der ehemalige HSV-Profi noch als wäre es gestern gewesen:
„Magste noch ´ne Tüte? Wurde ich an der Kasse gefragt“, berichtet der Offensivspieler lächelnd. „Als ich das auf Anhieb verstand, hat mich das sehr gefreut. Solche Dinge haben mir dabei geholfen mich weiter zu motivieren“.

Auch wenn es privat bergauf ging, musste Preston sportlich einen Rückschlag hinnehmen. „Obwohl ich damals einen Profivertrag beim HSV unterschrieben hatte, kam man auf mich zu und teilte mir mit, dass ich keine Chance in der 1. Mannschaft hätte“, erklärt Zimmerman und fährt fort: „das war zwar sehr ehrlich vom Verein, aber für mich war es natürlich ein Schock.“

Da der Jungnationalspieler nicht weiter in der zweiten Mannschaft spielen wollte, verließ Zimmerman den Traditionsclub Ende 2008 nach Österreich. Bei seinem neuen Verein, dem SV Kapfenberg, war Zimmerman zwar Stammspieler und spielte in der ersten Bundesliga, zufrieden war er allerdings nicht: „Abgesehen davon, dass ich anfangs erneut mit der Sprache Probleme bekam, sah ich mich nicht in der gewünschten Rolle. Wenn du in Österreich nicht für einen der großen Vereine wie Rapid oder Austria Wien spielst, dann ist die Begeisterung und die Aufmerksamkeit, die du bekommst nicht sehr groß“, berichtet der gebürtige Amerikaner. „Zu den Ligaspielen kommen dann genauso viele Zuschauer, wie in Deutschland bei Regionalliga-Spielen“. Einen Zustand, den der damals 21-Jährige nicht länger duldete: „Ich habe damals die Gefahr gesehen, dass ich nicht mehr rauskomme, wenn ich zu lange hier bleibe. Daher wollte ich die ganze Zeit zurück nach Deutschland, um meine Position wieder zu verbessern“, beschreibt Zimmerman seine damalige Situation. Ein Jahr nach seiner Ankunft verließ der den österreichischen Club und wechselte zur U23 des 1. FSV Mainz 05. Dort lernte er mit Marco Rose eine sehr wichtige Person kennen, der später nochmals eine große Rolle spielen sollte: „Ich habe ein super Verhältnis zu Marco. Er ist ein korrekter, ehrlicher und guter Mensch, den ich sehr schätze“, beschreibt Zimmerman den ehemaligen Vereinskollegen.

Dennoch hielt es Zimmerman nicht in Mainz, zu mindestens nicht sportlich. „Ich hatte mir in Mainz ein kleines Zuhause aufgebaut und fühlte mich sehr wohl, weshalb ich hier nicht weg wollte. Daher habe ich mich 2011 dann für den Wechsel zu Darmstadt 98 entschieden, denn den Weg zum Training und den Spielen konnte ich weiterhin von Mainz aus auf mich nehmen“, erklärt der Offensivspieler seine Entscheidung.

Bis 2013 spielte Zimmerman für die Lilien, bis eines Tages Marco Rose, damals in seiner Funktion als Trainer beim TSV Schott Mainz, auf ihn zukam. „Marco und ich wir haben das ein oder andere Mal darüber gesprochen, was wäre, wenn ich zu Schott wechseln würde“, berichtet Zimmerman. Am Ende sah es im Juli dann so aus, dass der ambitionierte TSV Schott den Amerikaner als Neuzugang verkünden konnte, Marco Rose allerdings den Verein verlies und als B-Jugend Trainer bei Red Bull Salzburg anheuerte. „Dass es mit Marco als Coach nicht geklappt hat ist schade, aber das sind Dinge, die im Fußball passieren. Es ist seine persönliche Entscheidung, die jeder respektieren sollte“, vertritt Zimmerman seine Ansicht und fügt an: „Ich bin Marco nach wie vor dankbar, dass er mir geholfen hat“.

Nun ist Zimmerman angekommen beim TSV, seiner vorerst letzten Station. Positiv blickt der ehemalige Juniorennationalspieler der USA auf die sieben Jahre zurück, die vergangen sind, seitdem er sein Zuhause verließ und nach Hamburg aufbrach: „Alles in allem war es der absolut richtige Schritt den ich damals gemacht habe und ich bin mir und allen dankbar, die mich ermutigt haben dranzubleiben und weiterzumachen“, fasst Zimmerman seine Reise abschließend zusammen. Was den Neu-Schottler im Verein erwartet und was er von seinem neuen Club hält, wird uns der sympathische Zimmerman zeitnah noch beantworten.

Die Stationen von Preston Zimmerman im Überblick:

Hamburger Sportverein: 2007 – 2008
SV Kapfenberg: 2008 – 2009
U23 - 1. FSV Mainz 05: 2010 – 2011
SV Darmstadt 98: 2011 – 2013
TSV Schott Mainz: ab Juli 2013

Stationen im Juniorenbereich der USA:

U17-Weltmeisterschaft 2005 in Peru
U20-Weltmeisterschaft 2007 in Kanada

Aufrufe: 017.8.2013, 08:30 Uhr
Martin ImruckAutor