Jantschke, den die Fans in Gladbach „Fußballgott“ rufen, ist ein Musterprofi, der ohne öffentliches Murren seine Rolle annimmt. Und die ist in der Regel die des Ergänzungsspielers in der Verteidigung hinter den Nationalspielern Ginter und Nico Elvedi. Der Schweizer fehlte zu Saisonbeginn verletzt, weshalb Jantschke die ersten drei Bundesligaspiele über die volle Distanz bestritt und auch bei der 2:4-Niederlage in Berlin begann, dort aber zur Pause ausgewechselt wurde. Die Konkurrenzsituation im Borussen-Kader sei „brutal“, gab Jantschke nun zu und fügte an: „Auch für mich, wenn du die ersten Spiele machst und dann doch nur die Nummer drei hinten bist.“
Was für ihn gilt, gelte für andere ebenso: „Wir haben viel Qualität auf der Bank und viel Qualität, die wir noch nicht einmal mitnehmen können“, erinnerte Jantschke. „Ein Fabi Johnson, der heute nicht mal im Kader war, oder ein Josip Drmic oder die Jungen, die mit den Hufen scharren. Oder Patrick Herrmann, der in München noch das dritte Tor schießt und dann wieder raus ist. Das ist schon Wahnsinn, dieses Jahr. Wir haben einen sehr, sehr guten Kader und jeder wird gebraucht. Wie Denis Zakaria, der heute reinkommt und das entscheidende vierte Tor macht. Das ist unsere große Stärke und das müssen wir alle akzeptieren.“
Genau das tut Jantschke, und wenn er gebraucht wird, ist er da. So wie gegen Hannover, als 96 nach der Pause keine wirkliche Torchance mehr hatte, was auch an Jantschkes klarer Zweikampfführung lag. Schon vor dem Seitenwechsel hatte der Verteidiger mit der Vorlage für Lang seinen ersten Assist in dieser Saison und seinen erst sechsten in 201 Bundesligaspielen für Borussia gesammelt.
Die Szene, als der abgefälschte Pass zur perfekten Vorlage wurde, beschrieb Jantschke so: „Wir verstehen es momentan ganz gut, den Gegner müde zu spielen. Hannovers Stürmer hatten ein hohes Laufpensum, das hat sich ab der 30. Minute bemerkbar gemacht. Ich dribble dann an und habe zunächst noch andere Optionen. Dann habe ich gesehen, dass einer startet, auch wenn ich da noch nicht gesehen habe, dass es Michi ist, und wollte den Ball flach spielen. Ich kriege einen Schubser und dadurch wird es ein perfekter Chip – ein bisschen Glück muss man auch mal haben.“
Angesichts der schweren Verletzung Ginters ist davion auszugehen, dass Jantschke in den kommenden Wochen häufiger die Gelegenheit haben wird, seine Qualitäten unter Beweis zu stellen. Hecking nannte am Montag zwar auch Tobias Strobl als möglichen Vertreter, doch Jantschke dürfte die erste Option sein. „Tony hat schon häufiger in dieser Saison bewiesen, dass er schnell reinfindet und sofort seine Leistung bringt. Auf ihn ist zu 100 Prozent Verlass, da genießt er unser vollstes Vertrauen“, sagte Hecking.
Direkt nach der Partie gegen Hannover, als die Schwere der Verletzung Ginters noch nicht bekannt war, sah Jantschke seinen Einsatz in Leipzig noch nicht als sicher an und fügte hinzu: „Wir haben einen sehr guten Kader, es ist eigentlich fast egal, wer da spielt.“ Sollte er es tatsächlich nicht sein, wird Jantschke seinen Platz wieder räumen. Ohne zu murren. Er ist eben ein Musterprofi.