2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Sascha Köppen

Der Lehrling zaubert

Famana Quizera gegen Verl feierte sein Tordebüt für die Profis von Borussia Mönchengladbach. Das freute auch Raffael, der sich das Tor via Facebook angeschaut hat.

Es war ein Moment zum Schwärmen. Eine fließende Bewegung voller Eleganz, die Drehung, nachdem der Ball auf Umwegen zu Famana Quizera gekommen war, der Blick, der Chip und schon flog das Spielgerät im hohen Bogen ins Tor des SC Verl. Genau so hatte es der 18-jährige Portugiese gewollt.
Natürlich hat sich Raffael die Szene angeschaut. Der „Maestro“ ist der Mentor des jungen Senhor Quizera, er hat sich seiner angenommen, seit dieser 2018 von Benfica Lissabon, dem größten Klubs Portugals, ins Internat der Borussen wechselte. Die beiden sprechen nicht nur eine Sprache, sie leben Fußball auch auf die gleiche Weise: Sie lieben es, das Spiel zu zelebrieren. „Es war ein super Tor, ich freue mich sehr“, ließ Raffael, dessen Vertrag nun endete, aus dem Italien-Urlaub wissen.

Wie es beim 35-Jährigen weitergeht, wird sich ab nächste Woche entscheiden, wenn der ausgedehnte Urlaub vorbei ist. Findet er einen neuen Klub in Deutschland? Geht er zum Ausklang seiner Karriere nochmal nach Brasilien? Oder hat er vielleicht inzwischen ganz andere Pläne. Noch hält er sich alle Optionen offen und genießt die freie Zeit mit seiner Familie.

Raffael ist im Herbst seiner Karriere, sein fußballerischer Ziehsohn Quizera hingegen ist gerade dabei erst richtig aufzublühen. Der Kerl ist wie er spielt: immer gut gelaunt und für einen Spaß zu haben. Auf seiner Instagram-Seite ist eine Story zu sehen, die seine Ballfertigkeit zeigt – und eben auch in der Zusammenfassung des Testspiels gegen den Drittligisten Verl, in dem er beim 4:0-Sieg der Borussen das 2:0 erzielte.

„Famana hat das sehr schön gemacht und sich mit seinem Tor selbst belohnt. Ich sehe Individualität und Kreativität sehr gerne“, sagte Trainer Marco Rose. Quizera ist der große Künstler in seinem Kader, ein Feingeist aus dem Land, das wunderbare Spieler wie Eusebio, Luis Figo und Cristiano Ronaldo hervorgebracht hat. Seit 2018 ist Quizera in Deutschland, im Internat der Borussen, und nun ist er auf dem Weg in die Bundesliga.

„Er ist jetzt näher dran“, sagte Rose, verwies aber auch darauf, dass der Weg nach ganz oben für Quizera ebenso wie für die anderen Talente aus dem Fohlenstall, „natürlich nicht einfach sei“. Indes: Die jungen Borussen wissen den Cheftrainer auf ihrer Seite: „Wir werden sie fordern und fördern“, versicherte Rose.

Zum Fördern gehört die Kritik, denn erst die Kritik macht den guten Fußballer. „Wir sind froh, dass wir ihn haben. Trotzdem gibt es für ihn noch viel zu tun. Man sieht zwischendrin immer wieder, dass er auch mal unsauber ist“, sagte Rose. Spielkunst ist schön, doch darf sie nicht um ihrer selbst Willen aufgeführt werden und so zum Ästhetizismus verkommen. Rose mag es klar und straight und anspruchsvoll. Doch er hat auch gesehen, dass Quizera nicht nur schön, sondern auch effektiv arbeitete bei seinem Tor. Er hatte die Chance und nutzte sie, das ist die Essenz seines Tores, die Ästhetik kam dazu.

Und auch, dass dieser Treffer die Konsequenz guter Pressing-Arbeit der Borussen war. Verl wollte sich befreien, bekam dazu aber keine Räume, wurde eingeschnürt und verlor dann den Ball, so kam Quizera an den Ball, schaltete schnell und richtig und tat etwas, dass nicht nur Raffael begeisterte – der Lehrling zauberte

Aufrufe: 014.8.2020, 18:00 Uhr
RP / Karsten KellermannAutor