2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
– Foto: Sascha Köppen
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Alemannias U19 sagt ab, und Borussia Dortmund tritt nach

U19-Bundesliga: Die Aachener Verantwortlichen bemühten sich aus Fürsorgepflicht um eine Verlegung der Bundesliga-Partie, die der BVB aber ablehnte

Fair Play sieht anders aus: Fast eine Woche lang hatten die Verantwortlichen von Alemannia Aachen sich darum bemüht, das Bundesliga-Spiel der U 19 bei Borussia Dortmund zu verlegen. Doch die Verantwortlichen des BVB winkten ab und traten auch noch nach, nachdem Aachen seinerseits auf die Partie verzichtete, die nun mit 2:0 für Dortmund gewertet wird.

Nach einem Corona-Fall eines Spielers aus dem Leistungsbereich hatte der Trainingsbetrieb im Nachwuchszentrum der Alemannia zwei Wochen lang geruht. Erst knapp 48 Stunden vor dem Spiel in Dortmund am Sonntagmorgen durfte die U 19 wieder auf den Platz. „Nach 14 Tagen ohne Mannschaftstraining in eine Saison zu starten, ist aus unserer Sicht aufgrund der Verletzungsgefahr verantwortungslos. Schließlich haben wir als Club eine Fürsorgepflicht“, begründete U 19-Coach Dietmar Bozek die Absage. Für Aachen wäre es die erste Saisonpartie gewesen, da das Auftaktspiel gegen den Wuppertaler SV ebenfalls wegen der Quarantäne abgesagt werden musste – mit Zustimmung der WSV-Verantwortlichen.

Ganz anders in Dortmund, obwohl die Alemannia-Verantwortlichen alle Kontakte nutzten. „Ich habe mehrfach mit Lars Ricken telefoniert“, suchte Aachens Sportdirektor Thomas Hengen den offiziellen Dienstweg zum BVB-Nachwuchskoordinator. Profi-Coach Stefan Vollmerhausen kontaktierte U 19-Trainer Mike Tullberg. „Er hat gesagt, dass der BVB der Verlegung zustimmen würde, wenn die Uefa ihre Youth League verschieben würde“, erläutert Hengen. Am Freitag verschob die Uefa den Start der Youth League auf März. „Doch dann wollte Tullberg von einer Verlegung nichts mehr wissen.“

Der DFB hält sich raus

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hielt sich raus. Denn die DFB-Spielordnung sieht eine Absetzung eines Spiels von Amtswegen weder bei einer Corona-Infektion noch bei einer daraus resultierenden Quarantäne vor. Daher kann eine Partie nur mit Zustimmung des Gegners verlegt werden.

„Der Staffelleiter hatte Verständnis, aber ihm waren die Hände gebunden“, sagt Marc Gillessen, Koordinator der Aachener U 19. „Es ist bedauerlich, dass der DFB nicht die gleiche Regelung wie der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) hat, dass eine Mannschaft nach einer Quarantäne sieben Tage lang trainieren darf, ehe sie ein Meisterschaftsspiel bestreiten muss.“

Bis Samstagmorgen bemühten sich die Aachener um eine Lösung, dann sagten sie ab. Überrascht musste Hengen gestern aber in den „Ruhrnachrichten“ lesen, dass der BVB von der Absage dieses Spiels nichts gewusst habe und die Dortmunder Spieler am Sonntagmorgen auf dem Platz gestanden hätten.

„Ich habe um 12.35 Uhr den DFB-Staffelleiter über unsere Absage informiert und um 12.47 Uhr Lars Ricken vom BVB“, ist Gillessen zu Recht verärgert. Denn Ricken sagte den „Ruhrnachrichten“ auch: „Wir versuchen, in dieser Phase der Saison jedes Spiel zu spielen . . . Und es ist ja nicht so, dass Aachen direkt aus dem Urlaub bei uns angetreten wäre. Das Team hatte ja eine normale Vorbereitungszeit auf die Saison.“

Und gegenüber der Deutschen Presseagentur zeigte auch Coach Mike Tullberg für die laut Alemannia „aus Fürsorgepflicht“ getroffene Entscheidung kein Verständnis. „Wir wissen alle, dass die Zeit, die jetzt auf uns zu kommt, schwierig wird. Es gibt aber genügend Beispiele von anderen Vereinen, die Spieler nicht einsetzen können, weil diese sich in Quarantäne befinden.“

Beim BVB handelte man übrigens schnell, denn obwohl man von der Absage nichts gewusst haben will, konnte statt der ausgefallenen Bundesliga-Partie zeitgleich noch schnell ein Trainingsspiel gegen Akteure der U 23 und U 17 organisiert werden.

Aufrufe: 028.9.2020, 13:30 Uhr
Helga Raue | AZ/ANAutor