2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines

Die Könige der Altpapiertonne

Emsländische Fußballer drehen in der Corona-Pause Videos

Meppen Die Zwangspause wegen der Corona-Pandemie macht auch Fußballer erfinderisch. Im Internet sorgen Videos für Schmunzeln oder Anerkennung. Gedreht wurden sie nicht nur als eine Alternative zur sportlichen Langeweile.

Das gilt ganz besonders für die U-11-Kreisauswahl Emsland Süd. Die jungen Talente absolvieren vor laufender Kamera ihrer Eltern Trainingsaufgaben. Eine Abwechslung, die auch beim JLZ Emsland gut ankommt, gerade in einer Zeit, in der gemeinsames Training nicht möglich ist.

Die Aufgaben stammen von Kreistrainer Ingo Schröder, der die Herausforderungen seit März wöchentlich in die Whatsapp-Gruppe der Kicker stellt. „Da hat er wirklich gute Ideen“, lobt Partner Uwe Lowack. „Wir haben überlegt, was wir den Kindern anbieten können“, sagt Schröder, der auch die Spieler des Jahrgangs 2013 vom Stützpunkt Baccum mit Übungen versorgt. Dazu gehören Balljonglieren oder andere technische Übungen. Die Spieler lösen die Anforderungen mit Eifer. „Das ist ein Selbstläufer“, freut sich Lowack über die Kreativität der jungen Fußballer.

Das bekannteste Video dürfte die Paperbin-Challenge sein, das der Kreisfußballverband Emsland auf seiner Homepage zeigt und das mehrfach auf Facebook geteilt worden ist. Die elf Spieler hatten die Aufgabe, einen Ball möglichst spektakulär in eine Altpapiertonne zu befördern. Sie durften sich fühlen wie die Könige, entwickelten bei der Umsetzung viele Ideen, trafen per Fallrückzieher von einem Trampolin, über den Umweg einer Hauswand (Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel), nach Jonglieren, über eine Rutsche vom Balkon, per Hacke, durch einen Basketballkorb oder über eine Hecke in die Tonne.

Über die beste Umsetzung haben nicht die beiden Trainer, sondern die Spieler per Online-Voting entschieden. Dabei sammelte der Speller Lennart Meß die meisten Stimmen. Er beförderte das Leder per Salto rückwärts in die Tonne. Auch andere Aufgaben erfüllten Kicker. 51-mal jonglierte ein Talent die Toilettenpapierrolle. Nur ein einziges Mal stießen sie an ihre Grenzen: Nicht alle schafften es, beim Hochhalten des Balles ein Trikot zu wenden und zu wechseln.

Die Fußballer des Kreisligisten Haselünner SV belegten mit einem viel beachteten Video in einer bundesweiten Fupa-Challenge einen vorderen Platz. Die Idee hatten „Instagram-Beauftragter“ Bastian Lake und Trainer Kevin Landgraf. Das Motto „Ohne Fußball ist alles scheiße“ entstand als Konsequenz aus Gesprächen mit den Spielern. „Sie wollten nicht mit Klopapierrollen jonglieren, sondern die Situation so darstellen, wie wir sie empfinden“, erklärt Landgraf. Die Akteure bekamen Aufgaben und wurden nacheinander zum Dreh ins Stadion geladen. „Für uns war es lustig, aber wir wussten nicht, wie es ankommt.“ Der Coach registrierte nur positives Feedback. „Das hat sich gut angefühlt.“ Aus Spaß haben sich die Fußballer mit einer Fortsetzung beschäftigt. „Aber jetzt können wir vielleicht bald wieder auf den Platz und das machen, was uns Spaß bereitet. Dann müssen wir nicht mehr vor der Kamera rumturnen“, grinst Landgraf.

Die Zweitliga-Fußballerinnen des SV Meppen empfanden die Umsetzung ihres Videos „als nicht schwierig. Das haben wir kurz mit der Mannschaft besprochen“, sagt Kapitänin Sarah Schulte. Zwei Tage später waren die Videos (aufgenommen von Familienmitgliedern oder Bekannten) gedreht, weitere zwei Tage danach wurde alles ins Internet geladen. Die Idee hatte Offensivspielerin Emma Richter.

Zwei organisatorische Voraussetzungen waren zu beachten: Auftritt nur in erkennbarem SV-Meppen-Outfit, und der Ball musste links aus dem Bild gespielt werden. Die Szene wie das Leder ins Tor geht, war stets gleich. Bis dahin verwandelte sich selbst ein Tennisball oder ein Rugby-Ei in einen Fußball. „Wir mussten den Ball im Grunde nur ins Tor befördern“, grinst Schulte, die die Aktion als „Dank an Sponsoren und Fans“ bezeichnet. Jalila Dalaf traf selbst per Gehhilfe.

Die Bundesliga-B-Juniorinnen des SVM überbrachten eine Botschaft: „Wir bleiben zu Hause, bleibt ihr es bitte auch.“ Dann folgte der Schlachtruf: „Einer für alle, alle für einen.“ „Da wir nicht trainieren können, haben wir gedacht, wir drehen ein Video mit der Botschaft, und jeder kann seine Tricks zeigen,“ sagt Emma Gersema, die von jeder Fußballerin ein Video erhalten und alles zusammengeschnitten hat. Die Mittelfeldspielerin, die 2016 vom SV Bokeloh zum SVM gekommen ist, verfügt schon über Erfahrung. „Das ging fix.“

Aufrufe: 012.5.2020, 22:30 Uhr
EmslandsportAutor