2024-05-10T08:19:16.237Z

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Drei Punkte gegen Tennenbronn: Bonndorfs  Trainer Björn Schlageter freut sich nach dem Schlusspfiff mit Torschütze Jonas Bernhart. | Foto: Wolfgang Scheu
Drei Punkte gegen Tennenbronn: Bonndorfs Trainer Björn Schlageter freut sich nach dem Schlusspfiff mit Torschütze Jonas Bernhart. | Foto: Wolfgang Scheu

Bonndorfer Bollwerk nicht zu knacken

Eisenbach überrascht Grafenhausen +++ FCN-Reserve trotzt Hinterzarten

Titelfavorit, das ist ein Wort wie Donnerhall. Was ist dagegen ein Abstiegskandidat. Ein gefühltes Nichts. Fans denken häufig in diesen Kategorien, vor allem wenn es um Fußball geht. Den einen zu überhöhen und den anderen zu missachten, kann allerdings gründlich schiefgehen. Was im Buch der Bücher möglich ist, geht auch auf dem Platz. Der Fußball zieht seine Faszination nicht zuletzt daraus, dass die Ersten auch mal gegen die Beinahe-Letzten untergehen.
Zwei Spiele, zwei Siege. Die durch ein Winterintermezzo gestörte Frühlingseinstiegsbilanz des TuS Bonndorf ist makellos. Dem 4:2-Heimerfolg gegen Riedböhringen folgte am Sonntag ein 3:0-Heimsieg gegen den FV Tennenbronn. Die Schächle-Elf ist nicht ein Irgendwer-Team und so ist der neue TuS-Trainer Björn Schlageter hochzufrieden. Die Leistungskurve seiner Mannschaft zeige nach oben, „da ist eine Tendenz erkennbar, die sehr erfreulich ist“. Die Balance zwischen Abwehr und Angriff stimmt, dass seine Mannschaft keinen Gegentreffer kassierte, ist aus Schlageters Sicht mindestens so viel wert wie die drei Ausrufezeichen im Angriff. „Wir haben hinten sehr wenig zugelassen“, lobt der Trainer und hebt die zwei Innenverteidiger hervor sowie Mario Kurth, der auf der linken Abwehrseite eine sehenswerte Partie bot und die Tennenbronner Angreifer ein ums andere mal stoppte. Nur zu Beginn der zweiten Halbzeit geriet der TuS-Abwehrverbund eine Viertelstunde lang unter Druck, danach habe sein Team Ball und Gegner im Griff gehabt. Am Ende schien sogar ein deutlich höherer Sieg möglich, vier klug herausgespielte Topchancen blieben aber ungenutzt. „Wir haben zweimal eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt“, so Schlageter, „darauf lässt sich aufbauen“.

Die Ausgangslage? Eindeutig! Vor zwei Wochen waren die Kreisliga-A-Fußballer des FC Neustadt II im heimischen Jahnstadion gegen den SV Grafenhausen mit 0:9-Toren untergegangen. Und jetzt sollten sie den Tabellenführer SV Hinterzarten, dem sie im Hinspiel mit 1:7 unterlegen waren, Paroli bieten? Papperlapp, denkt sich der laienhafte Fußball-Fan und liegt prompt daneben. Statt Straftraining anzudrohen, hatte FCN-Trainer Oliver Mahler nach der Klatsche gegen den SVG seine Mannschaft stark geredet. Zwei intensive Trainingswochen später gab es mit dem 2:2 gegen den SV Hinterzarten eine Punkteteilung, die sich für Mahler fast wie ein Sieg anfühlt. Der eine Zähler könnte für die FCN-Reserve im Abstiegskampf Gold wert sein. „Es war ein Spiel zur richtigen Zeit“, so Mahler, seine Mannschaft habe gezeigt, was in ihr stecke, „wir waren zusammen giftig“. Die Hinterzartener seien auf soviel Gegenwehr nicht vorbereitet gewesen, mutmaßt Mahler, „bei denen war kein guter Spielfluss erkennbar“.

Ein bisschen anders bewertet Hinterzartens Spielertrainer Kay Ruf die Partie, auch wenn er den Neustädtern den Punktgewinn durchaus gönnt. Seine Mannschaft habe in dieser Saison zwar schon bessere Spiele gezeigt, „aber wenn wir fünfzig Prozent unserer Chancen genutzt hätten, wäre das ein 4:2-Auswärtssieg geworden“. Doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit stand Rick Kiefer. Auf der Linie. Mehrfach hob er zu spektakulären Flügen zwischen den Pfosten ab. Der Schlussmann, sonst die Nummer eins im Tor der Neustädter Verbandsliga-Elf, habe dem Mahler-Team den Punkt gerettet, so Ruf. „Das ist einer der besten Keeper, die es im Schwarzwald gibt“, lobt der HSV-Trainer, „was Kiefer rausgeholt hat, war für Kreisliga-A-Verhältnisse außergewöhnlich.“

Der Mann muss doch jetzt abheben vor Glück, sich überschlagen vor Begeisterung, denkt sich der Anrufer. Doch Mario Heinrich, Trainer des A-Kreisligisten SV Eisenbach, gibt sich nach dem zweiten Saisonsieg betont nüchtern. Dabei hat der SVE auf dem Höchst nicht irgendein Team mit 2:0 besiegt, sondern den Titelmitfavoriten SV Grafenhausen, der vor zwei Wochen in Neustadt mit einem 9:0-Erfolg in die Frühjahrsrunde gestartet war. Eine Sensation!? „Hmmmm“, lautmalt Heinrich und schiebt eine Denkpause nach, ehe er antwortet: „Wir waren ja jetzt in der Bringschuld.“ Wenn es was werden soll mit dem Klassenerhalt, dann müsse seine Mannschaft jetzt eben Zählbares erreichen. So einfach kann Fußball sein. Und so kompliziert. Mit Ballarbeit ging auf dem Höchst in diesem noch immer wintergrauen Jahr fast nichts, „wir waren zuletzt immer wieder nur die Schneeschaufelträger“, so Heinrich. Und doch wurde intensiv gearbeitet. Mit dem Kopf. Eine Systemumstellung hat der Trainer seinem Team verordnet, „weil wir uns alle einig sind, dass wir kein kick and rush wollen“. Auch schwierige, komplexe fußballerische Aufgaben gelte es spielerisch und nicht im Hauruck-Verfahren zu lösen. „Wir wollen in Eisenbach keine Bolzertruppe sein.“ Was er genau geändert hat, will Heinrich nicht verraten, „weil das ja auch der jeweilige Gegner wissen will.“ Und er verhehlt nicht, dass einige seiner Kicker durchaus ein bisschen skeptisch gewesen seien. Doch nach dem 2:0 gegen Grafenhausen waren die Zweifler überzeugt: „Da hieß es 1:0 für dich Trainer“, sagt Heinrich und lacht. Es ist ein befreiendes Lachen nach einer geschlossenen Mannschaftsleistung, die auch ein anderer Sportsmann anerkennt. Roberto Wenzler, Trainer des SV Grafenhausen, schüttelte Heinrich nach dem Schlusspfiff die Hand und verabschiedete sich mit einem Kompliment: „Glückwunsch, Eisenbach hat verdient gewonnen.“

Die Serie hält. Vier (deutliche) Heimsiege in Folge liegen hinter den Fußballern des A-Kreisligisten SV Gündelwangen, die am Sonntag den FC Löffingen II mit 2:1 besiegten. SVG-Trainer Nurhan Ardiclik ist stolz auf seine Mannschaft. „Wir hatten den Gegner voll im Griff und hätten auch 5:1 gewinnen können.“ Der Löffinger Führungstreffer resultierte nach 180 Sekunden aus einem Eigentor, danach, so Ardiclik, habe sein Team dominiert. Das soll so bleiben. „Jeder Gegner muss Angst haben, wenn er nach Gündelwangen kommt“, so der SVG-Trainer, „weil er weiß, dass da eine Mannschaft wartet, die richtig heiß aufs Fußballspielen ist.“
Aufrufe: 026.3.2018, 18:30 Uhr
Johannes Bachmann (BZ)Autor