2024-05-10T08:19:16.237Z

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Derzeit kämpft der FV Biberach (links Ilyas Aksit) in der Bezirksliga um die Rückkehr in die Landesliga.  Archivfoto: Volker Strohmaier
Derzeit kämpft der FV Biberach (links Ilyas Aksit) in der Bezirksliga um die Rückkehr in die Landesliga. Archivfoto: Volker Strohmaier

Fußball in Biberach: Bolzplatz oder Bundesliga?

Gesprächstoff

Die Situation im Fußball in und um Biberach stellt sich mit Blick auf die überregionalen Ligen überschaubar dar. Mit Tabellenführer Olympia Laupheim, dem SV Mietingen und dem SV Ochsenhausen sind aus dem Bezirk Riß nur drei Teams in der Landesliga vertreten, jedoch kein Verein aus der Kreisstadt. Das einstige Bezirks-Flaggschiff FV Biberach, in den 1990er-Jahren noch Oberligist, ist wieder in die Bezirksliga abgerutscht, wo sich ebenso langjährige Landesligisten wie der SV Reinstetten oder die SF Schwendi tummeln.

"Es ist schade, dass der Bezirk Riß derzeit nur drei Landesligisten stellt und dass der FV Biberach wieder so weit unten angekommen ist", sagt Gerhard Kloos. Der 62-Jährige aus Ingoldingen ist ein Kenner der hiesigen Fußballszene, war selbst mehr als 30 Jahre als Trainer bei Vereinen im Männer- und Jugendbereich aktiv und hat 27 Jahre in Biberach gearbeitet.

"In der Oberliga habe ich kein Heimspiel des FV verpasst und war auch bei vielen Auswärtsspielen dabei", erinnert sich Kloos. "Das waren tolle Zeiten. Wenn Ulm gekommen ist, waren 5000 Zuschauer im Stadion. Damals war ich ein echter FV-Fan." Diese Leidenschaft sei mittlerweile deutlich abgekühlt. "Wenn ich heute guten höherklassigen Fußball sehen will, dann muss ich nach Ulm oder Ravensburg fahren, was schade ist." Das Geschehen beim FV Biberach verfolgt er aber nach wie vor sehr intensiv.

Als Grund für den Niedergang des FV führt Kloos an, dass nicht mehr so viel Geld da ist wie früher. "In den 1990er-Jahren gab es noch den großen Mäzen Karl Frey, der finanziell eingesprungen ist, wenn es Geldprobleme gab", so der 62-Jährige. Frey starb im Jahr 1999, 2002 musste der Verein Insolvenz anmelden. Es folgte der Abstieg bis in die Bezirksliga, ab 2006 führte der Weg wieder zurück bis in die Verbandsliga.

Längst schuldenfrei, spielt der FV Biberach seit Saisonbeginn nun in der Bezirksliga, ist im Umbruch, der bisher sehr erfolgreich verläuft. Der Club holte sich den Herbstmeistertitel, hat erst einmal verloren. Kloos rechnet fest damit, dass der FV nächste Saison wieder in der Landesliga spielt. "Dann müssen sie ein richtig gutes Team zusammenbekommen, um vorn mitzuspielen und wieder mehr Zuschauer anzulocken", sagt er. Ob mehr möglich ist, bleibe abzuwarten. "Es wäre schön, den FV perspektivisch höher als in der Landesliga zu sehen. Dafür braucht es einen langen Atem." Eigentlich gehöre der FV mindestens in die Verbandsliga.

Wichtig wäre es laut Kloos auch in puncto Nachhaltigkeit, dass der FV die Jugendarbeit wieder mehr intensiviert, um wieder in die A- und B-Jugend-Verbandsstaffel zu kommen. "Eigengewächse sind viel billiger als gute Spieler, die man von außen holen muss", so Kloos, der den FV-Verantwortlichen beim Umbruch viel Erfolg wünscht. Er findet auch, dass in Biberach finanziell mehr möglich sein sollte, bei all den großen Firmen: "Aber diese interessieren sich leider nicht für ein großes Sponsoring im Fußball. Warum das so ist, ist unverständlich."

Regio TV befragte zu diesem Thema auch Vereinsvertreter im Bezirk Riß, hier der Videobeitrag: http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Gespraechsstoff-Fussball-in-Biberach-_arid,10767673_toid,112.html

1 Stand­punkt: Von Fe­lix Ga­ber, Sport­re­dak­teur Schwä­bi­sche Zei­tung Bi­berach

Es ist ein doppeltes Dilemma, in dem der Biberacher Fußball steckt. Die großen Firmen sind kaum an Sponsoring des Fußballs in der Kreisstadt interessiert. Bleibt nur die Chance, schwerpunktmäßig auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Doch das ist schwieriger geworden. Der Großverein TG Biberach macht den Kindern ein riesiges Angebot. Zudem gibt es drei Fußballclubs, die in der Kernstadt in der Nachwuchsarbeit konkurrieren. Hinzu kommen die Vereine aus den Stadtteilen. Das Beispiel Ravensburg zeigt, wie es gehen könnte. Dort gibt es einen großen Verein in der Oberliga als Magnet mit einem Großsponsor. Auch dessen Nachwuchs spielt höherklassig. Davon profitieren ebenso die umliegenden Vereine.


3 Fra­gen: an Alois Humm­ler, Vor­sit­zen­der des Fuß­ball­be­zirks Riß

„Es ist in unserem Bezirk ein großes Problem, dass sich vor allem die großen Firmen für ein großes Sponsoring im Fußball nicht interessieren“, sagt der Vorsitzende des Fußballbezirks Riß, Alois Hummler, im Interview mit SZ-Redakteur Felix Gaber. Der Bezirksvorsitzende wünscht sich, dass es wieder einen Verbandsligisten geben wird.

Der FV Biberach war einmal als Oberligist das sportliche Aushängeschild des Fußballbezirks Riß. Worauf führen Sie es zurück, dass es der Verein nicht mehr ist?

Ich führe es zurück auf die Insolvenz im Jahr 2002. Danach war kein finanzieller Spielraum mehr da, große Sponsoren waren nicht mehr zu finden. Seither gab es auch große Wechsel in der Vorstandschaft. Das, was durch die Insolvenz an Schaden entstanden ist, hat der Verein bis heute nicht aufholen können, auch wenn der Club schon lange schuldenfrei ist. Auch im Jugendbereich hat der FV Biberach einiges aufzuholen.

Was muss sich im Fußballbezirk tun, damit es wieder mehr höherklassige Mannschaften gibt, die dann auch längerfristig dort spielen?

Dass es derzeit nur drei Vereine sind, die überbezirklich spielen, ist schade. Da sind die Vereine gefordert. Sie müssen von Grund auf aufbauen, eine gute Jugendarbeit betreiben. Ab der Verbandsliga ist heutzutage ein starkes Sponsoring nötig. Mein Ziel ist es, dass es wieder einen Verbandsligisten geben wird und vier Landesligisten.

Erhoffen Sie sich von Firmen wie Liebherr, Handtmann, Boehringer Ingelheim, KaVo oder Vollmer künftig mehr Sponsorenaktivität, um den Fußball voranzubringen?

Das wäre wünschenswert, keine Frage. Es ist Sache der Vereine, mit den Firmen in Kontakt zu treten. Dass das nicht einfach ist, ist klar. Auch bei den großen Firmen müsste ein Umdenken in Sachen Sponsoring stattfinden.

Die Grafik zeigt die Vereine aus dem Landkreis Biberach in der Landesliga und Verbandsliga.Quelle: Fußball.de

Aufrufe: 011.11.2017, 13:48 Uhr
Felix GaberAutor