Bezirksliga: Als Einstiegspräsent ein halbes Dutzend Tore

Im Gleichschritt, marsch. Am ersten kompletten Spieltag nach der Winterpause haben die großen Vier der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga der Konkurrenz gleich gezeigt, was Sache ist. Alle vier Aufstiegsanwärter verbuchten Siege – und können sich zugleich endgültig sicher sein, dass für den Meistertitel praktisch nur noch einer aus ihrem Quartett in Frage kommt. Denn der einzige bislang noch halbwegs Ernst zu nehmende Verfolger, der TSV Plattenhardt, ließ Punkte liegen. Im Tabellenkeller gelang derweil dem neuen Möhringer Trainer Karl-Heinz Fuhrmann ein Einstand nach Maß. Das heißt: nicht nur ihm, sondern vor allem auch einem seiner Winterpausen-Zugänge.

MTV Stuttgart - SV Bonlanden 0:3

Na also, geht doch. Eine Woche nach seinem holprigen Start im Nachholspiel gegen den SC Stammheim hat der Aufstiegsfavorit SV Bonlanden ein anderes Gesicht gezeigt – zumindest 45 Minuten lang. Jene genügten, um den MTV Stuttgart auf dessen Platz den Hosenboden stramm zu ziehen. Endstand für die Gäste: 3:0. Es war eine humorlose Machtdemonstration, mit welcher der Ex-Oberligist erstmals in diesem Jahr auch leistungstechnisch seine Titelambitionen unterstreicht. „Die Mannschaft hat diesmal von Beginn an das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten“, sagt der Trainer Klaus Kämmerer.

Nicht von ungefähr fielen die Treffer denn auch alle schon in der ersten halben Stunde. Die Schützen? Erst Stefan Adam, der einen Einwurf von Mike Baradel ins Netz verlängerte. Dann Julian Schwarz aus kurzer Distanz nach Vorlage von Steffen Schmidt. Und schließlich Nico Presthofer, der nach einer Flanke von Rüchan Pehlivan zur Stelle war. Presthofer, klar. Hätte ja sonst auch etwas gefehlt. Der 27-Jährige hat damit seine Führung in der Torschützenliste untermauert – und seinen Lauf fortgesetzt. Getroffen hat er in neun der vergangenen elf Bonlandener Punktspiele.

„Wir müssen in erster Linie auf uns selbst schauen"

Dass der zweite Durchgang mühsamer geriet? Dass auch die unmittelbaren Konkurrenten an der Tabellenspitze Siege landeten? Kämmerer, der seinen privat verhinderten Abwehrchef Ronald Ried durch Benjamin Taubald ersetzte, nimmt es mit Gelassenheit. „Wir müssen in erster Linie auf uns selbst schauen und unsere eigenen Hausaufgaben erledigen“, sagt er. „Solange wir das tun, sind wir dabei – und irgendwann kommen dann ja die direkten Duelle.“ Genau gesagt: gegen NAFI Stuttgart am 23. April. Und gegen Türkspor am 7. Mai, in beiden Fällen zuhause. Gegen den Vierten im Bunde, den SC Stammheim, haben die Bonlandener bereits zweimal gespielt.

Schiedsrichter: Ken Fauser (Burladingen) - Zuschauer: k.A.
Tore: 0:1 Stefan Adam (2.), 0:2 Julian Schwarz (26.), 0:3 Nico Presthofer (28.)

TSVgg Plattenhardt - SV Sillenbuch 1:1

Allzu groß war sie eh nicht mehr gewesen, die Hoffnung, doch noch einmal ins Aufstiegsrennen eingreifen zu können. Schließlich sind sie keine Träumer im Weilerhau. Schon der bisherige Acht-Punkte-Rückstand auf das Führungsduo war ja eine Menge Holz. Nun, da der Abstand gar auf zehn Zähler angewachsen ist, lässt sich endgültig konstatieren: aus und vorbei. Neuer Anlauf für ganz vorn dann in der nächsten Saison. Mit dem 1:1 am Sonntag gegen den SV Sillenbuch hat sich der TSV Plattenhardt vollends aus der Verlosung gekickt. „Schade“, sagt der Trainer Sascha Krammer, „über dieses Auftaktergebnis sind wir etwas enttäuscht.“

Bestimmend traten die Seinen zwar auf. In puncto Ballbesitz lagen sie deutlich vorn. Nur das, worauf es vor allem ankommt, das Kreieren von Torchancen und das Toreschießen, wurde zur kaugummizähen Angelegenheit. „Zu ungeduldig und nicht zwingend“ habe seine Elf agiert, attestiert Krammer. Für den einzigen eigenen Treffer bedurfte es bezeichnenderweise eines gegnerischen Geschenks. Paulo Bayrak erlief einen missratenen Pass des Gästekeepers Dominik Ziegler, und Christian Mayer staubte ab.

Wüllbier sieht Rot

Die drei bitteren Pillen kamen danach. Erstens mit dem vermeintlichen 2:0, das der Schiedsrichter nicht anerkannte, weil im Strafraumgetümmel ein Foul vorausgegangen sein soll. Zweitens mit dem Sillenbucher Ausgleich – diesmal ein Plattenhardter Präsent. Christian Kienle vertändelte den Ball, wusste sich dann nur noch durch ein Foul zu helfen, und der Ex-Plattenhardter Sascha Blessing verwandelte den fälligen Elfmeter. Drittens, indem der eingewechselte Niels Wüllbier in der Nachspielzeit die rote Karte sah. Der Grund: Beleidigung eines Gegenspielers.

Spätestens damit war es ein schlechter Plattenhardter Nachmittag. „Der Gegner hat zwar nicht viel zum Spiel beigetragen, aber bis zum Umfallen gekämpft. Insofern ist das Remis nicht ganz unverdient“, räumt Krammer ein – dies im Wissen, dass es auch noch dicker hätte kommen können. In der Endphase schnupperten gar die Gäste am Siegtreffer. Kalidou Ousmane Gaye scheiterte aber an der Querlatte.

Schiedsrichter: John Bender - Zuschauer: 100
Tore: 1:0 Christian Mayer (9.), 1:1 Sascha Blessing (42. Foulelfmeter)
Platzverweise: Rot gegen Niels Wüllbier (91./TSVgg Plattenhardt)

SC Stammheim - TSV Rohr Stuttgart 4:3

Soll beim TSV Rohr keiner sagen, dass er den Burschen nicht bereits gekannt hätte. Schließlich ist das Hinspiel gerade einmal drei Monate her. Damals war Folgendes passiert: ein Liga-Greenhorn, soeben von der A-Jugend aufgerückt, hatte dem Aufsteiger quasi im Alleingang eine lange Nase gedreht. Gestatten: Armando Barbieri. Mit drei Treffern ballerte der Youngster seinerzeit den SC Stammheim zum 4:3-Auswärtserfolg.

Und dieses Mal, beim Wiedersehen? Erneutes Rohrer Ächzen, erneutes Stammheimer Hurra. Am Sonntag ergab sich im Emerholz eine kuriose Duplizität der Ereignisse. Endresultat: abermals 4:3 für die Nord-Stuttgarter. Dreifacher Torschütze: richtig, ebenso abermals Barbieri. Die Rohrer bekamen also ein unliebsames Déjà-vu-Erlebnis. Immerhin aber: „Unsere Spieler haben toll gekämpft. Und man muss sehen, dass der Gegner eine der Topmannschaften der Spielklasse ist“, sagt der Trainer Moudachirou Amadou.

Barbieri trifft das sechste Mal gegen Rohr

Gegen jene hielten die Seinen eine knappe Stunde lang ein 0:0 – bis der als Ersatz für Kai Hansen (beim Karneval in Köln) zwischen den Pfosten stehende Winterpausen-Neuzugang Henri Dieterle einen Flankenball fallen ließ. Daraus resultierte die gegnerische Führung. Und bis dann das Rohrer Schreckgespenst Barbieri als Einwechselspieler auf den Rasen kam. Gegen dessen Torhunger waren schließlich auch die drei eigenen Treffer von Alexandros Kourlos, Adnan Ajdinovic und Ramin Sina nicht genug. Insgesamt hat Barbieri in dieser Saison nun acht Tore erzielt – sechs davon gegen den TSV Rohr.

Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:0 Matthias Kassaye (59.), 1:1 Alexandros Kourlos (63.), 2:1 Armando Barbieri (75.), 3:1 Armando Barbieri (79.), 3:2 Adnan Ajdinovic (81.), 4:2 Armando Barbieri (90.), 4:3 Ramin Sina (90.)

FC Stuttgart-Cannstatt - SpVgg 1887 Möhringen e.V. 2:6

Gut, der Gegner war nur der neue Letzte. Eine Mannschaft, die nun sage und schreibe zwölf Punktspiele in Serie verloren hat. Doch wer wollte sich daran stören bei der Spvgg Möhringen? Für den Filderclub kam dieser FC Stuttgart-Cannstatt zur richtigen Zeit. Zum einen, um im Tabellenkeller mit einem 6:2-Schützenfest die erhoffte Aufholjagd zu starten. Zum anderen, um dem neuen Trainer Karl-Heinz Fuhrmann einen perfekten Ligaeinstand zu bescheren. „Es war kein spielerischer Leckerbissen, aber mit dem Ergebnis ein schöner Auftakt“, sagt jener. Schön vor allem auch für einen seiner Spieler. Die Rede ist von Daniel Milojkov. Daniel wer? Ja, den Namen wird man sich merken müssen. Der 19-Jährige, von Fuhrmann in der Winterpause aus der eigenen dritten Mannschaft in die „Erste“ befördert, wartete gleich mit einem Toredoppelpack auf. Damit legte er den Grundstein zum Auswärtssieg.

Malchow und Abalo sorgen für mächtig Wirbel

Doch trumpften auch noch andere auf. Beispiel Marvin Kuhn. Der im Dezember aus Kassel zum Kader gestoßene ehemalige Oberliga-Kicker traf ebenfalls zweimal. Beispiel Bastian Malchow und Ali Abalo. Dieses Duo hat laut Fuhrmann nach seiner Einwechslung „für mächtig Wirbel gesorgt“. Nicht zuletzt deshalb vermochten die Möhringer es zu kompensieren, dass in Johannes Löw, Christopher Müller und Matthias Rätzke gleichzeitig drei gestandene Figuren angeschlagen ausfielen – und dass die eigene Defensive vor allem bei Standardsituationen schwächelte.

„Da müssen wir uns noch deutlich verbessern“, sagt Fuhrmann, der dem nächsten Spiel nun aber erst einmal entspannt entgegenblicken kann. Nicht, weil es im Klassement für die Seinen sogleich rosig aussähe. Dort besteht immer noch eine Vier-Punkte-Kluft zum sicher rettenden zwölften Platz. Sondern weil der Gegner am kommenden Sonntag NAFI Stuttgart heißt. Und gegen den Tabellenführer wäre alles andere als eine Niederlage eine faustdicke Überraschung.

Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 0:1 Daniel Milojkov (10.), 0:2 Daniel Milojkov (11.), 1:2 Konstantin Junakov (18.), 2:2 Konstantin Junakov (48.), 2:3 Marvin Kuhn (59.), 2:4 Alieu Abalo (66.), 2:5 Marvin Kuhn (81.), 2:6 Bastian Malchow (84.)

Ausführliche Tabelle in der Bezirksliga

1. N.A.F.I. Stuttgart 17 13 1 3 58 : 22 36 40 2. Türkspor Stuttgart 17 13 1 3 50 : 24 26 40 3. SV Bonlanden 17 12 3 2 46 : 21 25 39 4. SC Stammheim 17 11 3 3 42 : 22 20 36 5. TSVgg Plattenhardt 17 9 3 5 37 : 26 11 30 6. Spvgg 1897 Cannstatt e.V. 17 7 4 6 40 : 34 6 25 7. TSV Rohr Stuttgart 17 7 3 7 40 : 37 3 24 8. Sportvg Feuerbach 17 6 3 8 36 : 38 -2 21 9. SV Sillenbuch 17 5 5 7 38 : 40 -2 20 10. VfB Obertürkheim 17 5 5 7 34 : 44 -10 20 11. TSVgg Stuttgart-Münster 1875/99 17 5 5 7 26 : 36 -10 20 12. MTV Stuttgart 17 4 7 6 31 : 33 -2 19 13. SpVgg 1887 Möhringen e.V. 17 4 3 10 32 : 37 -5 15 14. SSV Zuffenhausen 17 3 3 11 27 : 55 -28 12 15. Croatia Stuttgart 17 2 4 11 18 : 45 -27 10 16. FC Stuttgart-Cannstatt 17 3 1 13 14 : 55 -41 10

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