2024-05-10T08:19:16.237Z

Kommentar
Licht oder Schatten? Die Verbandsarbeit steckt in der Krise. Foto: Rinke
Licht oder Schatten? Die Verbandsarbeit steckt in der Krise. Foto: Rinke

Bezahlt für eure Geschenke!

Der Verband bugsiert sich selber in eine Vertrauenskrise +++ Die Kosten steigen "auf Kosten" der Vereine +++ Der Unmut an der Basis ist nicht mehr zu überhören

Es brodelt im Fußball-Landesverband FSA. Zum 1. Januar tritt Maik Tränkler den Posten eines IT-Mitarbeiters in der Lizenzverwaltung des FSA an (FuPa berichtete). Angeblich, so der Vorwurf, seien dabei die an Personalentscheidungen beteiligten Personen nicht informiert worden. Ein schwerer Vorwurf, der dem Verband im schlimmsten Fall Vetternwirtschaft unterstellt. Doch die neue Personalie schafft noch weiteren Unmut: Sie schafft Ausgaben, die sich der Verband von seinen Vereinen zurückholt. Und die beginnen zu protestieren!

Auch die Erklärung nach der zeitlichen Dringlichkeit der Entscheidung stellt Fragen: Wie unterscheidet sich der Aufgabenbereich des neuen Lizenzverwalters von den Aufgaben von Markus Scheibel, der erst zum 1. Juli seine Arbeit als Verantwortlicher für das dfbnet beim FSA aufgenommen hat?

Musste tatsächlich so schnell entschieden werden, dass die verbandsinternen Kontrollgremien nicht involviert werden konnten? Und: Maik Tränkler bringt als bisheriger Teamleiter des Invoco-Ablegers in Magdeburg mehrjährige Erfahrung mit aus seiner leitenden Funktion in der Telekommunikationsbranche. Er kommt aus einem gesicherten beruflichen Umfeld - hat er diese sicherlich nicht einfache Entscheidung, diese Aufgabe abzugeben und eine Stelle beim Verband anzunehmen, tatsächlich innerhalb von wenigen Tagen getroffen?

Oder wäre nicht doch genug Zeit gewesen, diese Personalie verbandsintern zu besprechen - wie der Vorwurf gegenüber dem geschäftsführenden Präsidium lautet? Am Montag soll Tränkler bereits auf der Geschäftsstelle des FSA vorgestellt worden sein. Unter normalen Umständen und geltender Kündigungsfrist muss er seinen Dienstantritt beim FSA zum 1. Januar 2015 dem alten Arbeitgeber bis zum 30.11.2014 per Kündigung erklärt haben. Gemeinsam mit der wahrscheinlichen Bedenkzeit, die man für so eine Entscheidung persönlich braucht, also genug Zeit, um alle notwendigen Personen über diesen Schritt zu informieren.

Das ist ein Vorwurf, den der Verband in erster Linie intern klären muss und sich dabei ganz klar von den Vorwürfen distanzieren muss, hier könnte Vetternwirtschaft durch die interne Vergabe Tür und Tor geöffnet worden sein. Aber ein Vorwurf wird immer lauter - und der kommt von den Mitgliedsvereinen des Verbandes: Die Kosten steigen.

Die Vereine können den meisten Veränderungen und Neuerungen nicht zustimmen oder sie ablehnen - wie gut oder schlecht sie auch sein mögen in Sachen Service oder Vielfalt. Der Relaunch von fussball.de im Sommer kostet den DFB und damit auch die Landesverbände viel Geld, 6,5 Millionen jährlich. Der Verband hat dazu eine große Kampagne auf die Beine gestellt - die Unterstützung des Amateurfußballs stehe im Vordergrund. Man wolle dem Amateurfußball eine Heimat bieten.

Was sie verschweigen: Ziel des Relaunch ist es auch, sich neue Märkte zur Online-Vermarktung zu sichern gegenüber aufstebenden privatwirtschaftlichen und professionellen Angeboten, wie es auch FuPa ist. Der DFB will mit fussball.de und dem dfbnet seine Marktposition nach zuletzt schwächelnder Performance wieder ausbauen und stärken. Zur Not auch mit den Instrumenten, über die nur er als Monopolist seiner Sportart verfügt und die in einer freien Marktwirtschaft undenkbar wären.

"Aufgrund der Ausweitung der Angebote im Bereich der Module war einen angemessene Beteiligung der Vereine unumgänglich", heißt es in einer Stellungnahme des FSA. Das ist eine Entscheidung, die die Verbände getroffen haben. Wie die Vereine die "Ausweitung der Angebote" finden? Wer hat sie gefragt? Wer hat sie über die anstehenden Kosten informiert? Die Amateure finanzieren die Kampagne, die die Amateure unterstützen soll?

Der DFB ist einer der reichsten Sportverbände der Welt. Der WM-Titel hat Millionen in die Kassen des DFB gespült. Das verteilt er an seine Landesverbände, die Rede ist von einer Summe zwischen 200.000 und 300.000 Euro für den FSA. Genug Geld eigentlich, um die eigene Kampagne ohne Mehrkosten für die Vereine zu finanzieren für vielleicht zwei Jahre. Darum muss der Verband beginnen, den Ärger der Vereine, Spieler und Fans zu verstehen!

Wer aus dem Verband den Frust der Vereine immer noch nicht versteht, darf sich an Heiligabend gerne hinterfragen: Wie fühlen sich Geschenke an, für die man selber zahlen darf?

Aufrufe: 03.12.2014, 10:38 Uhr
Thomas RinkeAutor