2024-04-25T14:35:39.956Z

Querpass

Mit einem Finger immer am Abzug

+++ Fotograf Mehmet Dedeoglu im Interview +++

An den Wochenenden ist Mehmet Dedeoglu auf den Berliner Fußballplätzen auf der Jagd nach dem richtigen Moment. Wir haben uns mit ihm getroffen und wollten wissen, was den deutschen Mittfünziger (mit türkischen Wurzeln) antreibt.

Fotos sind fantastisch! Sie können eine enorme Wucht entwickeln. Anders als ein Video, hält ein Foto den einen Moment für immer fest. Eine Millisekunde, in der ein Spiel entschieden, die Freude so klar oder die Enttäuschung so greifbar wird. Fotograf Mehmet Dedeoglu ist immer auf der Jagd nach solchen Fotos. Vermutlich haben ihn viele Berliner Kicker schon bei einem ihrer Spiele wahrgenommen und es gibt wohl kaum einen Bolzplatz, den der liebenswürdige Fotograf noch nicht gesehen hat. Aber auch wenn Mehmet nicht seiner liebsten Freizeitbeschäftigung nachgeht, hat er immer was zum knipsen dabei. Seit der ersten Stunde von FuPa-Berlin liefert Mehmet euch Galerien von euren Spielen. Nicht selten sind es auch zwei oder drei Spiele pro Wochenende und wenn es mal schnell gehen muss, werden die Schnappschüsse schon mal direkt nach dem Abpfiff hochgeladen. Auch wenn ein Verein mal kurzfristig einen Fotografen braucht, schnappt er sich sein Equipment und ist zur Stelle. Ein Phänomen!

FuPa: Mehmet, Hand aufs Herz! Wie viele Kameras und Objektive hast Du tatsächlich? Musste Deine Frau dafür das Nähzimmer räumen?

Mehmet: Ja, das ist eine gute Frage! Ich habe wirklich viele Kameras und Objektive. Angefangen von Nikon F-Kameras bis hin zu der ersten Nikon Digitalkamera. Es haben schon viele Kameras mit mir gearbeitet und durch mich auch ihren Besitzer gewechselt. Nein, meine liebenswerte Frau musste nicht ihr Nähzimmer räumen, aber dafür das gemeinsame Büro. Da ich beim Arbeiten viel Musik höre und Sie sich konzentrieren muss, geht es eben nicht anders. Ja, so sind die Männer halt.

Egal wo man Dich sieht, eine Kamera hast du immer dabei. Wo kann man Deine Bilder denn sehen und wann hast du mit dem Fotografieren überhaupt angefangen?

Es ist für mich ein Ausgleich, um dem Stress im Leben zu entfliehen. Schon seit meiner Studienzeit bin ich kreativ. Ich bin Theaterpädagoge von Beruf, habe aber auch als Onlineredakteur und Fotojournalist gearbeitet. Nach meiner Ausbildung zum Spielleiter, wollte ich unbedingt noch etwas akademisches draufsetzen. Nach verschiedenen Studiengängen an der FU, bin ich auf die HDK gewechselt und habe meinen Abschluss in Theaterpädagogik gemacht. Während des Studiums habe ich auch mit dem Fotografieren begonnen und viel über Theaterfotografie gelernt. Meine Bilder findet man hauptsächlich auf meiner Webseite - sie ist noch im Aufbau - und auf meinen Facebook-Seiten Dedepress und Dedejazz

Was machst Du, wenn Du mal nicht auf dem Fußballplatz bist - was ja ziemlich selten vorkommt?

Ich bin ein vielseitiger Mensch. Vor allem beschäftige ich mich mit Kultur, wenn es mal nicht der Fußball ist. Eine Kamera habe ich aber fast immer dabei. Ich liebe die Berliner Jazz-Szene und kenne mich gut aus. Davon gibt es wohl auch die meisten Bilder in meiner Sammlung. Als gelernter Pantomime mache ich manchmal auch Pantomime mit Kindern oder eine Jonglage. Das nennt man wohl kreative Ablenkung. Nach der Wendezeit hatte ich auch alle großen Politiker vor meiner Linse, von Kohl bis Gorbatschow. Außerdem ist die Berlinale ein Pflichttermin für mich. Dort fotografiere ich die Stars. Wie man sieht, fotografiere ich nicht nur Fußball.


Vor knapp 3 Jahren sind wir mit FuPa-Berlin an den Start gegangen und du warst einer der ersten, der seine Bilder bei uns hochgeladen hat. Du bist also Fotograf der ersten Stunde. Wir sind ein Mitmach-Portal und Du bekommst - außer Anerkennung - nichts für deine Fotos. Wie bist Du auf uns gestoßen und warum versorgst Du die FuPa-User so akribisch mit Galerien?

Ja, mit der Fußballfotografie ging es eigentlich erst durch die TSM Fußballakademie und Burak (Isikdaglioglu Anm. Red.) richtig los. Ich fühlte mich angestachelt und dachte an meine Zeit als Fußballer zurück. Nur ganz nebenbei bemerkt: Ich habe knapp zehn Jahre für Hertha BSC und für die Berliner Auswahl gespielt. Meine Temakollegen hießen Pierre Littbarski und Ilyas Tüfekci. Ich wollte die Jugendlichen mit meiner Fotografie unterstützen. Zu unserer Zeit gab so etwas wie FuPa noch nicht und auch die FuWo existierte nicht online. Sich selber aber auf einem Foto in voller Action zu sehen, ist schon etwas besonderes. Deshalb lade ich auch die Galerien hoch. Mit FuPa haben meine Fotos eine riesige Reichweite. Und warum sollen die Fotos denn auf einer Festplatte verrotten. Ich finde den Teamgeist beim Fußball phänomenal. Eine Nationalität spielt keine Rolle. Der Spieler ist Mensch und Teil einer Gemeinschaft, die zusammen ein Ziel hat und dafür kämpft. Das ist leider außerhalb des Feldes oft nicht der Fall.

Du bist seit Kurzem der Vereinsfotograf vom Berliner AK. Dürfen wir den Transfer überhaupt schon verkünden? Freust Du Dich auf Deine neue Aufgabe und glaubst Du, dass Du auch mit Deinen Fotos auf FuPa auf Dich aufmerksam gemacht hast?

Ja, ihr dürft den Transfer verkünden (lacht). Dass die Wahl auf mich gefallen ist, macht mich sehr glücklich. Ich habe den BAK ja schon immer unterstützt, aber jetzt ist es ganz offiziell. Zu verdanken habe ich meine neue Aufgabe dem fußabllverrückten Burak Isikdaglioglu, FuPa und tivitürk. Ich glaube schon, dass man durch euch auf sich aufmerksam machen kann.

Gibt es jetzt eigentlich nur noch Fotos vom BAK von Dir?

Nein, es geht weiter wie bisher. Im Vordergrund steht natürlich der Fußball vom BAK 07. Wann immer es geht, versuche ich aber auch andere Spiele zu besuchen.

Vielen Dank für das Interview!




Aufrufe: 09.2.2017, 09:15 Uhr
arabAutor