2024-05-10T08:19:16.237Z

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Spielt jetzt in Blau-Weiß: Lennart Czyborra (l.) - hier gegen Bayer Leverkusen - läuft für Schalke 04 auf.  ©Volker Barth
Spielt jetzt in Blau-Weiß: Lennart Czyborra (l.) - hier gegen Bayer Leverkusen - läuft für Schalke 04 auf. ©Volker Barth

Beide neu, beide Stammspieler

Vom Amateur zum Profi: Lennart Czyborra und Lucas Schmidt sind auf einem guten Weg, sich diesen Traum zu verwirklichen.

Vor einem halben Jahr haben die Barnimer Fußball-Talente Lennart Czyborra und Lucas Schmidt die nächste Sprosse zur Verwirklichung ihres Profifußball-Traums genommen. Im Sommer verließen die beiden Energie Cottbus. Der eine spielt seitdem bei Schalke 04, der andere bei RB Leipzig. Und wie läuft es für die beiden?

Die Aussicht, die Lucas Schmidt von seinem Fenster aus hat, ist nicht übel. Jedenfalls nicht, wenn man auf Fußballstadien steht. Er guckt nämlich direkt auf das Leipziger Zentralstadion, das seit einiger Zeit Red-Bull-Arena heißt. "Ich brauche gar nicht hin, ich höre auch von hier aus, wenn die Tore fallen", erzählt der 17-Jährige mit breitem Grinsen.

Lucas Schmidt ist seit dem vergangenen Herbst bei RB Leipzig. In der großen Arena darf er zwar noch nicht ran, die ist den Profis des Zweitligisten vorbehalten, dafür aber spielt er beim U-17-Team der Leipziger, das in der B-Junioren-Bundesliga (Nord/Nordost-Staffel) antritt. Hier will der junge Mann aus Finowfurt in Sachen Profifußball den nächsten großen Schritt machen.

Das gleiche Ziel verfolgt ein paar Hundert Kilometer weiter westlich auch sein Kumpel aus Wandlitz, Lennart Czyborra. Der 16-Jährige spielt jetzt im U-17-Team von Bundesligist FC Schalke 04, das ebenfalls in der B-Junioren-Bundesliga kickt, in der West-Staffel.

Lucas und Lennart kennen sich gut. In der frühen Jugend haben sie schon beim FV Motor Eberswalde zusammengespielt, später beim FC Energie Cottbus. Genau vier Jahre waren sie zuletzt bei den Lausitzern, bis zum vergangenen Sommer. Dann trennten sich ihre Wege. Der eine ging nach Leipzig, der andere nach Gelsenkirchen.

Und wie geht es ihnen dort jetzt? "Es gibt wenig zu meckern", sagt Lucas Schmidt. "RB macht eine gute Nachwuchsarbeit, die Trainer sind jung und voller Euphorie. Jeder zieht an einem Strang. Und ich bin gut dabei. Ich habe schnell ins Team gefunden und gehöre zu den Stammspielern", so der gebürtige Finowfurter. Er kann bei den Leipzigern, die in ihrer Staffel momentan Dritter hinter dem VfL Wolfsburg und Hertha BSC sind, auf seiner angestammten Position im zentralen Mittelfeld spielen

Und wie sieht es bei Lennart aus? "Im Großen und Ganzen ist es richtig gut", sagt er. Czyborra wirbelt bei den Königsblauen, die in ihrer Staffel aktuell ebenfalls Dritter sind (hinter Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen), als Linksverteidiger. Und auch er gehört zum Stammpersonal des U-17-Teams, was bei einem 23-Mann-Kader nicht gerade eine Selbstverständlichkeit ist. In der Hinrunde hat er kein einziges Spiel verpasst.

Allerdings musste Lennart Czyborra in dem knappen halben Jahr bei Schalke auch schon ein heftiges Negativerlebnis verdauen. Es passierte im letzten Spiel vor der Winterpause gegen den MSV Duisburg. Da wurde Czyborra in der 90. Minute übel umgegrätscht. Die Folge: Alle drei Außenbänder im linken Fuß waren durch, und dazu noch das Syndesmoseband. Zweimal musste er deshalb operiert werden. Sein Glück ist, dass die Heilung recht schnell verlief, er steht schon wieder kurz vor seinem Comeback.

Auch Lucas Schmidt hatte bisher mit kleineren Verletzungen zu kämpfen, aber nichts Ernstes. Probleme macht ihm eher die Schule. "Es ist ein großer Unterschied zwischen Brandenburg und Sachsen", sagt der Gymnasiast. Vor allem bei den Fremdsprachen Englisch und Russisch tut er sich schwer. Damit er trotzdem den Kopf frei hat für Fußball, bekommt er von Vereinsseite Hilfe. Dreimal in der Woche kümmert sich RB um Nachhilfe.

Was den Alltag angeht, ist der Tagesablauf der beiden ähnlich straff durchkomponiert wie zuvor in Cottbus. Unter der Woche gibt es täglich praktisch immer das gleiche Schema: Schule, Training, Lernen, Schlafen. Und am Wochenende, da sind die Spiele.

Es gibt aber auch ein paar feine Unterschiede. Czyborra etwa hat während der Woche immer einen Ruhetag, den Mittwoch. "Schalke will, dass wir auch mal einen freien Tag machen", sagt er. Dann ist Zeit für Play Station, Shopping, Social Media - oder dafür, den Bundesligastars beim Training zuzugucken.

Doch auch bei der Unterbringung gibt es Unterschiede. Lucas Schmidt wohnt in Leipzig auf die für Nachwuchskicker klassische Art: mit knapp 50 anderen Jugendspielern von RB Leipzig in einem funkelnagelneuen Fußball-Internat, das direkt neben den Trainingsplätzen steht. Bei Kumpel Lennart Czyborra auf Schalke geht es hingegen etwas familiärer zu. "Das ist hier nicht wie in Cottbus, mit 200 Leuten in einem Internat. Ich wohne mit sechs Teamkollegen in einem ganz normalen Haus, in dem auch eine Familie lebt. Die passen auf uns auf. Bis zum Trainingsgelände sind es nur fünf Minuten mit dem Rad." Das Besondere an dem Haus ist: Hier hat der Schalker Bundesligist vor einigen Jahren seinen damaligen "Brasilien-Import" Lincoln einquartiert.

Lucas Schmidt kennt diese Details von Lennart natürlich schon, beide tauschen sich immer wieder aus, übers Telefon oder Whatsapp.

Und beide werden nach jetzigem Stand auch Anschlussverträge bei ihren neuen Klubs bekommen, fürs A-Junioren-Team (U 19). Dort wird sich dann endgültig zeigen, ob es für eine Profilaufbahn reicht.

Ein bisschen Profiluft könnten beide vielleicht schon diese Saison schnuppern. Das Finale der B-Junioren soll 2016 nämlich in Leipzig stattfinden, in der Red-Bull-Arena. Um sich zu motivieren, braucht Lucas Schmidt also nur aus dem Fenster zu gucken.

Aufrufe: 09.4.2016, 19:45 Uhr
MOZ.de / Christian HeinigAutor