2024-05-10T08:19:16.237Z

Querpass
Dr. Rainer Koch im Querpass-Interview. Foto: imago
Dr. Rainer Koch im Querpass-Interview. Foto: imago

So läuft die neue Bayernliga

Querpass im Exklusiv-Interview mit BFV-Präsident Dr. Rainer Koch über die Stärkung des Amateurfußballs durch die Regionalliga-Reform

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Spannend wird die neue Saison in der Bayernliga. Im Querpass Interview des Monats spricht BFV-Präsident und DFB-Vize Dr. Rainer Koch über den mühsamen Weg bis zur sehnlichst erwarteten Reform der Regionalliga. Im Gespräch mit unserem regionalen Fußallmagazin Querpass verrät Dr. Koch wie der Qualifikationsmodus für die neue Bayernliga aussehen könnte.

Ausschnitt aus dem Querpass Exklusiv-Interview mit Dr. Rainer Koch. Das komplette Interview lesen Sie in unserem regionalen Fußball-Magazin Querpass.

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Herr Dr. Koch, bis wenige Tage vor dem DFB-Bundestag dachte ich, der BFV-Antrag hat aufgrund des Vetorechts der Lizenzvereine keine Chance. Warum hatte er letztendlich doch eine?
Dr. Rainer Koch (51)
: Der Antrag hatte immer eine Chance, weil wir ihn engagiert über Monate hinweg ab dem Verbandstag vorgetragen und immer mehr Unterstützer gefunden haben, zuletzt dann auch bei den Lizenzvereinen, von denen ja nicht wenige aus Bayern sind.

Welchen Anteil daran haben Sie als BFV-Präsident, bzw. DFB-Vizepräsident?
Der Erfolg war nur gemeinsam, im Team von Verband und Vereinen möglich. Als Präsident stehe ich natürlich medial mehr im Fokus. Das erhöht aber nicht meinen Anteil, denn ich bin ja gerade dafür gewählt, die Vereine nach außen zu vertreten.

Der Wendelsteiner Anstoß der bayerischen Amateur-Spitzenvereine hat Wirkung gezeigt. Sie haben bereits vorab kommuniziert, dass sie mit einer „überragenden Mehrheit“ rechnen. Was hat Sie so sicher gemacht, dass der Einfluss der „kleinen“ Klubs eine solche Tragweite haben kann?
Die Sachargumente. Wir haben erstmals als große Gruppe gemeinsam, nämlich der BFV und alle seine Amateurspitzenvereine, deutlich wahrnehmbar ausgesprochen, was viele in Deutschland schon seit langem genau so gedacht haben: Unterhalb der 3. Liga beginnt der Amateurfußball! Regionalligaspieler müssen in der Lage sein, neben dem Fußball einer Arbeit nachzugehen und Vereinsführungen müssen ihre Aufgaben jedenfalls weitgehend ehrenamtlich ausüben können. Ohne Senkung der Kosten, übrigens auch bezüglich der Zahlungen an Spieler und Trainer, wird es nicht gehen, will man die Serie von Vereinsinsolvenzen stoppen. Es bestand daher dringender Handlungsbedarf für eine Reform der Regionalliga, die am Ende zu weniger Kosten, einfacheren Zulassungsvoraussetzungen, weniger II. Mannschaften je Liga, und geringeren Wegstrecken führen soll.



Sie haben im Zusammenhang mit der beschlossenen Regionalliga-Reform von „einer der wichtigsten sportpolitischen Entscheidungen“ gesprochen. Sind durch diese Reform die Profis und Amateure wieder enger zusammengerückt?
Ganz sicher trifft das für die Profi- und Amateurvertreter im DFB-Präsidium zu. Ich denke, das sehen auch die meisten Amateurvereine so, jedenfalls alle bayerischen Amateurvereine, deren Wunsch es ja war, dass die Profis einer regionalen bayerischen vierten Liga zustimmen. Einige außerbayerische Regionalligavereine mit langer Tradition mögen das etwas anders sehen, für sie ist vorrangig entscheidend, möglichst leicht in die 3. Liga zu kommen. Das mag jetzt etwas schwerer geworden sein, ist für mich aber nicht entscheidend. Ich denke auch an die zahlreichen kleineren Amateurspitzenvereine, die auch eine Chance haben sollen in der obersten Amateurliga spielen zu können, wie zum Beispiel der SV Schalding-Heining. Im Übrigen: Auch die bayerischen Traditionsvereine wie z.B. die SpVgg Bayreuth, Schweinfurt 05 oder Bayern Hof haben allesamt den Wendelsteiner Anstoß unterschrieben.


Anforderungen auf ein vertretbares Minimum senken


Vereine wie der FC Memmingen, oder speziell in Niederbayern der SV Schalding-Heining, beklagen in der Regionalliga in erster Linie die schwer zu stemmenden Auflagen bzw. das finanzielle Risiko. Schaldings sportlicher Leiter Markus Clemens sprach in Querpass von der Regionalliga in ihrer jetzigen Form als einem „No-Go“ für Schalding. Mit welchen Maßnahmen soll diesen Problemen in der „neuen“ Bayernliga beigekommen werden?
In dem alle Anforderungen an Lizenzierung, Stadioninfrastruktur und Hauptamtlichkeit im Verein auf das vertretbare Minimum heruntergefahren werden. Um es aber auch deutlich zu sagen: nicht vertretbar sind radikale Einschnitte bei den Sicherheitsstandards. Zudem gilt es Strukturen zu schaffen, die Insolvenzen unter der Saison entgegenwirken. Da ist allerdings auch jeder Verein gefordert: er muss die Aufwandsentschädigungen für Trainer und Spieler den Einnahmemöglichkeiten anpassen.

Die „neue“ Bayernliga wird als 4. Liga für die Vereine durch vielfältige neue Vermarktungsmöglichkeiten attraktiver. Wie große sind die Hoffnungen, die sich die Klubs machen dürfen?
Die Erwartungen an große Einnahmesteigerungen möchte ich eher dämpfen, es ist und bleibt die vierte Liga. Weder im Fernsehen noch ansonsten wird sich diese Liga in großem Stil vermarkten lassen, vorrangig müssen wir uns deshalb um Senkung der Ausgaben bemühen. Das schließt die Klubs ein, die Vernunft walten lassen und sich bei der Bemessung der Aufwandsentschädigung an ihren Einnahmemöglichkeiten orientieren müssen.

Kann die Bayernliga durch die Reform wieder annähernd den Stellenwert erhalten, den Sie als dritthöchste Spielklasse bis 1994 hatte?
Es macht keinen Sinn zurückzublicken. In der Zukunft sehe ich jetzt aber eine reale Chance, die Bayernliga als interessante Spitzenliga der bayerischen Regionen zu etablieren, die zumindest auf großes regionales Interesse überall in Bayern stoßen wird. Wir haben die Chance den bayerischen Amateurmeister auszuspielen und werden uns einen attraktiven Anreiz für das Erringen dieser Meisterschaft einfallen lassen. Mit unserer Internetplattform BFV.TV und all den anderen medialen Möglichkeiten und Medienpartnerschaften des BFV werden wir darüber hinaus versuchen, diese Liga mit Spielvideos und umfassender Berichterstattung in Wort und Bild zu setzen. Alles mit dem Ziel, umfassend Imagewerbung für den Amateurfußball zu betreiben. Und dabei setze ich natürlich ganz besonders auf die engagierte Arbeit der Onlineportale des Amateurfußballs wie z.B. FuPa.

Wohl kein Direktaufstieg für die Landesliga-Meister 2011/12


In der „neuen“ Bayernliga sind maximal sieben Zweite Mannschaften zulässig. Ein zu vertretender Kompromiss aus Ihrer Sicht?
Er ist alternativlos. Rechnerisch ergibt fünf Ligen mal sieben Mannschaften die Zahl 35. Das erklärt den Beschluss, denn es gibt maximal 36 Zweite Mannschaften der Lizenzklubs, die auf fünf Ligen zu verteilen sind, wobei allerdings wohl nur rein theoretisch alle in der vierten Liga gleichzeitig spielen werden.

Aufgrund der Eingliederung der fünf bayerischen Regionalligisten wird es in der nächsten Saison wohl zu einem vermehrten Abstieg aus der Bayernliga kommen. Müsste man da den aktuellen Landesliga-Spitzenteams nicht eigentlich raten, mit dem Aufstieg aus taktischen Gründen noch eine weitere Saison zu warten?
Für Spieltaktik sind die Trainer, nicht der BFV-Präsident zuständig. Eine gerechte Qualifikationsregelung zu finden wird nicht einfach werden. Wir wollen deshalb nach unserem Motto "Verband und Vereine - ein Team!" vor einer Entscheidung die verschiedenen Möglichkeiten mit allen betroffenen Vereinen durchsprechen. Ich befürchte allerdings, dass es eher nicht möglich sein wird, die Meister der Landesliga 2011/12 direkt in die Regionalliga Bayern 2012/13 aufsteigen lassen zu können. Wir werden vermutlich eine Aufstiegsrunde benötigen. Von daher, aber auch aus sportlichen Gründen, empfehle ich, eine Chance auf Aufstieg nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.

In der Vergangenheit haben immer wieder sportlich qualifizierte Aufsteiger aus der Bayernliga auf ihr Startrecht in der Regionalliga verzichtet. Glauben Sie, dass so etwas mit dem „neuen“ Ligensystem nicht mehr passieren wird?
Ich hoffe es, denn das ist ja unser Hauptanliegen. Amateurspitzenklubs sollen in jedem Fall in der obersten Amateurliga spielen können, ohne wirtschaftlich Hasardfußball betreiben zu müssen.

Sie sind beim Bundestag als DFB-Vizepräsident bestätigt worden. Werden Sie sich in Ihrer nächsten Legislaturperiode für weitere Stärkungen des Amateurfußballs einsetzen? Oder müssen die Amateure nach den jüngsten Zugeständnissen der Profis wieder kleinere Brötchen backen?
Als BFV-Präsident bewegt man sich immerfort zwischen den Fußball-Welten. Dazu gehört der FC Bayern genauso wie die DJK Eintracht Passau. Deren Probleme und Interessen sind aber total unterschiedlich. Recht machen kann ich es nie allen. Ich kann mich aber für die Einheit von Profi- und Amateurfußball, für einen gerechten Interessenausgleich und für einen zukunftsfähigen Amateurfußball einsetzen. Ich persönlich glaube trotz aller Schwierigkeiten an eine erfolgreiche Zukunft des Amateurfußballs, wenn Vereine und ein starker BFV gemeinsam an einem Strang ziehen und für die Stärkung der Amateurfußballbasis kämpfen. Der Amateurfußball in Bayern, seine Vereine und der BFV sind leistungsstark und verfügen über hohes Ansehen. Das soll so bleiben - trotz des unvermeidbaren demographischen Wandels und aller gesellschaftlichen Veränderungen. Meine einstimmige Wiederwahl als BFV-Präsident und die weiteren Beschlüsse des Verbandstages haben mir ein klares Mandat gegeben, das vor meiner Wahl vorgestellte Programm zum Erhalt der Vereine und zur Stärkung des Amateurfußballs umzusetzen.

Das Interview führte Sebastian Ziegert.

Im kompletten Querpass-Interview lesen Sie wie es der BFV-Präsident geschafft hat die Profivereine vom neuen Regionalliga-Modell zu überzeugen, welchen Einfluss das vor einem Jahr eingeführte "Bundesliga Sonntags-Spiels um 15:30 Uhr" in der Regionalliga-Diskussion hatte und dass der BFV dem Bayernliga-Meister der Saison 2011/12 einen attraktiven Ersatz-Anreiz schaffen will.

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Aufrufe: 011.11.2010, 12:07 Uhr
Sebastian ZiegertAutor