2024-05-08T14:46:11.570Z

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Einen  Schritt vor den Kickers: Fabian Nopper (links) und der Bahlinger SC. | Foto: Patrick Seeger
Einen Schritt vor den Kickers: Fabian Nopper (links) und der Bahlinger SC. | Foto: Patrick Seeger

Zweikampf in der Titelfrage von der Ober- bis zur Landesliga

Die Fernduelle zwischen dem Bahlinger SC und den Stuttgarter Kickers, dem 1. FC Rielasingen-Arlen und dem Freiburger FC und dem FC Teningen und dem SV Weil haben prominente Vorreiter

Liverpool gegen Manchester City, Ajax Amsterdam gegen PSV Eindhoven. Und natürlich: Bayern gegen Dortmund. Prickelnde Duelle elektrisieren in diesen Tagen landauf, landab die Fußballwelt. Das gilt auch für den Amateurbereich: Gleich in drei maßgeblichen Ligen verjüngt sich das Titelrennen auf der Zielgeraden zu einem Zweikampf, in dem Vereine aus dem Bezirk Freiburg aussichtsreich unterwegs sind. Zwischen Bayern und Dortmund fällt am Samstag in der Bundesliga die Entscheidung. Womöglich klärt sich dann auch die Meisterfrage in der Ober- und Landesliga.

Oberliga Baden-Württemberg: Bahlinger SC vs. Stuttgarter Kickers

Einen duellartigen Charakter nahm der Kampf um die Krone in der Oberliga erst vor zwei Wochen an: Da entledigte sich der Bahlinger SC im direkten Vergleich eines unmittelbaren Verfolgers (3:1 beim FSV 08 Bissingen) und hüpfte an die Tabellenspitze, weil der Motor der Stuttgarter Kickers eine weitere Fehlzündung hatte (2:4 beim FC 08 Villingen).

Er sah aus wie ein leicht zu reparierender Betriebsunfall, der plötzliche Fall der Kickers, die in der Regionalliga zwei Spieltage vor dem Ende der vergangenen Runde sechs Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsrang hatten – und im Gefühl der Selbstsicherheit baden gingen. In der Oberliga schienen die Verhältnisse klar: Chancenlos hatte sich das Feld hinter den Blauen aus Degerloch einzureihen. Platz eins war für den namhaften Absteiger aus der Landeshauptstadt reserviert. Tatsächlich erklommen die Kickers mit ihrem Millionenetat am elften Spieltag die Tabellenspitze, die sie fast durchweg behaupteten. Bis zum 31. Spieltag. Da trat der BSC aus dem Windschatten.

Die Formkurve der Kaiserstühler verlief eigentlich genau entgegengesetzt: Ein flotter Saisonstart spülte sie zunächst ganz nach vorne, ehe durch unglückliche Niederlagen und das Ausscheiden im südbadischen Pokal der Rhythmus verloren ging. So hingen die Bahlinger nach der Hinrunde als Tabellenzehnter am Ende einer langen Kette von Mannschaften, die sich noch vage Hoffnungen auf einen Spitzenplatz machen durften.

Neun Punkte Rückstand. Was die Bayern auf Dortmund wettmachten, verwandelten die Bahlinger gegenüber den Kickers mit einer imposanten Rückrunde zwei Spieltage vor Schluss in einen Drei-Punkte-Vorsprung (und die um 13 Treffer bessere Tordifferenz). Das Trainerduo Dennis Bührer und Axel Siefert hatte in der Winterpause die Reset-Taste gedrückt, der Mannschaft ein intensives Fitnessprogramm verordnet und sie taktisch neu ausgerichtet. Spielstarke Zugänge stabilisierten zusätzlich das Gefüge, sodass die Rothosen einen Konkurrenten nach dem anderen schluckten. Und nun vor dem großen Moment stehen: Ein Sieg am Samstag beim SV Oberachern – und der zweite Regionalliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte ist angesichts der positiven Torbilanz so gut wie eingetütet.

Restprogramm: Bahlinger SC (32 Spiele, 65 Punkte, Tordifferenz +44): SV Oberachern (Auswärts), 1. Göppinger SV (Heim). Stuttgarter Kickers (32, 62, +31): SSV Reutlingen (A), FSV 08 Bissingen (A).

Prognose: Der Bahlinger SC schwimmt auf einer Welle der Euphorie, während die Kickers auch verletzungsgeplagt weder mental noch körperlich zu einer Wende in der Lage sind. Bahlingen macht den Meister, wenn nicht in Oberachern, dann eine Woche später am letzten Spieltag daheim gegen Göppingen.

Verbandsliga Südbaden: 1. FC Rielasingen-Arlen vs. Freiburger FC

Ach ja, unser FFC. Eine dreiseitige Nostalgie-Geschichte samt Situationsanalyse wärmte zum Wochenbeginn im Sportmagazin kicker die Herzen aller leidgeprüften Fans der Rotjacken. Sepp Glaser, Kalla Bente, Christian Streich – die bekannten Protagonisten einer untergegangenen Zeit durften in dem Beitrag der Serie „Abgestürzt – wo Traditionsvereine heute stehen“ nicht fehlen. Im Zentrum standen aber die innovativen Ideen, mit denen ein Improvisationskünstler und Charismatiker wie Ralf Eckert dem Deutschen Meister von 1907 nun schon seit etlichen Jahren Beine macht. Und das mit beschränkten finanziellen Mitteln.

Dass es Cheftrainer Eckert immer wieder schafft, mit jungen Spielern und lupenreinen Amateuren mutigen Angriffsfußball durchzusetzen, nötigt großen Respekt ab. Dabei ist ihm nicht jedes Mittel recht. Es geht Eckert weniger um das Was als vielmehr um das Wie, das Ideal des schönen Fußballs, das das Scheitern als Möglichkeit impliziert. Und so ist es nicht verwunderlich, dass der FFC zweimal hintereinander in der Aufstiegsrunde zur Oberliga hängen blieb – im vergangenen Jahr fast schon auf tragische Art mit 1:3 in der Verlängerung beim TSV Ilshofen.

Das Schicksal, es prüft den FFC mal wieder hart: Im dritten Jahr hintereinander baut sich ein mächtiger Duellant vor den wackeren Jungs vom Dietenbach auf. Nach dem FC 08 Villingen 2017 und dem SV Linx 2018 droht nun der 1. FC Rielasingen-Arlen den Freiburgern den Titel wegzuschnappen. In vielem sind die Hegauer das Gegenstück zum FFC: Im Kader der ersten Mannschaft finden sich im Vergleich zum Freiburger FC (kaum) Spieler aus der eigenen Jugend, es fließt für Verbandsligaverhältnisse reichlich Geld, und es herrscht vorwiegend Erfolgsdenken, das notfalls zügig zu Trainerwechseln führt.

Unter Michael Schilling, der Mitte September 2018 kam, verlor Rielasingen-Arlen bislang nur einmal (1:2 gegen Kehl) und spielte einmal Unentschieden beim FFC (0:0). Alle anderen Spiele gewannen die Emporkömmlinge aus dem Landkreis Konstanz zumeist klar. Sie stehen im südbadischen Pokalfinale gegen den FC 08 Villingen und haben vor vier Spieltagen die Tabellenspitze übernommen, als sich die Eckert-Elf beim FC Radolfzell einen Ausrutscher leistete (1:3). Mit vier Punkten mehr und der um 26 Treffer besseren besseren Tordifferenz gehen die Rielasinger ins Saisonfinale. Der Druck liegt also beim FFC, der freilich noch ein Spiel mehr Gelegenheit hat zu punkten. Denn die Rielasinger absolvierten ihre Partie vom vorletzten Spieltag gegen den FC Denzlingen wegen des Pokalfinales bereits am Mittwoch (10:0!, siehe unten stehenden Artikel). Am gleichen Abend lief in den Niederlanden zum Rundenende Ajax vor Eindhoven als Meister ein.

Restprogramm: 1. FC Rielasingen-Arlen (28, 69, +76): Kehler FV (A), Offenburger FV (A). Freiburger FC (27, 65, +50): SV Waldkirch (A), FSV RW Stegen (A), SV 08 Kuppenheim (H).

Prognose: Rielasingen-Arlen rauscht so stabil durchs Frühjahr, da dürfte es für den FFC auf die dritte Vizemeisterschaft in Folge hinauslaufen. Es sei denn, Kehl gelänge mit Trainer-Rückkehrer Bora Markovic am Samstag daheim gegen Rielasingen noch mal ein Paukenschlag.

Landesliga, Staffel II: FC Teningen vs. SV Weil

Das Duell um die Landesligaspitze hat etwas von einem Aufziehauto. Nimmt man als Startpunkt die Tabellenspitze, die lange Zeit der SV Weil innehatte, so hat sich der FC Teningen zunächst zurückgezogen, um Schwung zu holen, ehe er in einem Affenzahn am Startpunkt vorbeigezogen ist und uneinholbar enteilt scheint. Zwölf Siege aus zwölf Rückrundenspielen – die Bilanz der Elf von Pascal Spöri im Jahr 2019 ist makellos. Gewinnt der FC Teningen auch seine noch ausstehenden drei Rückrundenpartien, ist ihm tatsächlich die perfekte Rückrunde gelungen. Diese wäre gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die Verbandsliga.

Fünf Punkte liegt der Liganeuling vor dem Tabellenzweiten aus dem Dreiländereck, der sich nach schwankendem Rückrundenbeginn wieder gefangen hat. Am elften Rückrundenspieltag gelang es dem im vergangenen Herbst so souveränen SV Weil, erstmals in der zweiten Saisonhälfte zwei Spiele in Folge für sich zu entscheiden. Zuletzt gab es zwar drei Siege für die Mannschaft von Tobias Bächle, der den Verein nach der Runde verlassen wird. Dennoch spricht viel für die Spöri-Elf, die am abschließenden Spieltag noch zum Spitzenspiel nach Weil muss.

Neben einer variablen Angriffsreihe, die im bisherigen Saisonverlauf bereits für 91 Treffer gut war, hat Aufsteiger Teningen vor allem defensiv extrem zugelegt. Lediglich neun Gegentreffer kassierte der Tabellenführer in der zweiten Saisonhälfte – in der Hinrunde waren es mit 36 viermal so viele.

Restprogramm: FC Teningen (27, 61, +46): SC Wyhl (A), SV Kirchzarten (H), SV Weil (A). SV Weil (27, 56, +32): SV Ballrechten-Dottingen (H), FV Herbolzheim (A), FC Teningen (H).

Prognose: Der Eindruck, den der FC Teningen bisher in der zweiten Saisonhälfte hinterlassen hat, lässt nur einen Schluss zu: Da brennt nichts mehr an. Lediglich wenn bei der Spöri-Elf das Nervenflattern beginnt, droht ein Showdown zum Saisonfinale im direkten Duell.

Aufrufe: 016.5.2019, 18:10 Uhr
Matthias Kaufhold und Lukas Karrer (BZ)Autor