2024-05-10T08:19:16.237Z

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So weiß wird’s nicht mehr: Das zerrüttete Verhältnis zwischen dem Vorsitzenden Dieter Bühler (rechts) und seinem Stellvertreter Achim Meyer (links) konnte auch Sportvorstand August Zügel nicht mehr kitten. | Foto: Patrick Seeger
So weiß wird’s nicht mehr: Das zerrüttete Verhältnis zwischen dem Vorsitzenden Dieter Bühler (rechts) und seinem Stellvertreter Achim Meyer (links) konnte auch Sportvorstand August Zügel nicht mehr kitten. | Foto: Patrick Seeger

Zerwürfnisse beim Bahlinger SC: Es ging nicht mehr

Vor dem Topspiel in der Oberliga gegen die Stuttgarter Kickers gipfeln die Vorstandsquerelen beim Bahlinger SC in einen Rücktritt

Das Kontrastprogramm könnte in diesen Tagen beim Bahlinger SC kaum größer sein. Sportlich ist der Oberligist unter dem neuen Trainergespann Dennis Bührer/Axel Siefert vor allem mit zwei spektakulären Auswärtssiegen blendend in die Runde gestartet und erwartet am Samstag, 15.30 Uhr, als Tabellenführer den langjährigen Profiklub Stuttgarter Kickers. Intern aber eskalierten Zerwürfnisse im Vorstand und gipfelten im Rücktritt des zweiten Vorsitzenden Hans-Joachim Meyer am vergangenen Freitag.

Es ging nicht mehr. Zumindest auf diesen Satz können sich wohl alle Beteiligten der Auseinandersetzung verständigen. Meyers Entscheidung, als zweiter Vorsitzender, Stadionsprecher und Geschäftsführer der BSC Werbung GmbH nach 13-jähriger Tätigkeit zurückzutreten und damit auch das Engagement seiner Frau Beate (Betreuung des VIP-Raums Mewa-Lounge im Kaiserstuhlstadion) und seines Sohns Robin (Redaktion des Stadionhefts Ponde-Echo) zu beenden, war Schlusspunkt einer schleichenden Entwicklung, die immer stärker den Verein belastete.

„Die Situation war angespannt und hat sich auch aufs Umfeld niedergeschlagen“, sagt der sportliche Leiter August Zügel, der als Person und Vorstandsmitglied zwischen den Stühlen sitzt und lange Zeit zwischen Meyer und dem Vorsitzenden Dieter Bühler zu vermitteln suchte. Denn hier lag das Problem. Zügels Erkenntnis: „Irgendwann musste man eine Entscheidung treffen, denn es muss mit dem Verein wieder in eine klare Richtung gehen.“

Diese Entscheidung traf Meyer in der vergangenen Woche. Schluss, Aus, Ende. Es ging nicht mehr. Am Abend des ersten Saisonheimspiels gegen Gmünd war der Streit auf den Bierbänken der Stadiongaststätte Ponderosa eskaliert. Es sollen beleidigende Worte gefallen sein zwischen Meyer und Bühlers Frau Elvira, die Gaststätte und Geschäftsstelle managt. Meyer berief ein Treffen mit Zügel und Dieter Bühler ein, verlangte eine Entschuldigung, die Bühler („Deftige Worte kamen von beiden Seiten“) nicht gab. So sah sich Meyer zum Rücktritt gezwungen – und in seiner Meinung bestätigt: „Das Hauptproblem ist die Kommunikation. Wir haben keine lösungsorientierte Streitkultur.“

Es gab viele Reibungspunkte. Meyer kümmerte sich für die BSC Werbung um die Akquise und Pflege der Sponsoren, entwickelte Vermarktungskonzepte mit Agenturen und auswärtigen Geldgebern, was Bühler („Der Star ist der Verein, dem alles unterzuordnen ist“) in Teilen zu weit ging und zuweilen gerne selbst regeln wollte. Elvira Bühler umsorgt fürs feiernde Volk die Ponderosa, Beate Roth-Meyer die Mewa-Lounge für Promis und zahlungskräftige Geldgeber. Auch diese Konstruktion („die da oben, die da unten“) barg Konfliktpotenzial. Dazu sorgte auch Meyers berufliche Position für Diskussionen. Als Leiter des Polizeireviers Emmendingen fielen polizeiliche Einsätze rund um die bier- und weinselige Ponde in sein Einsatzgebiet. Die Trennung von Berufs- und Privatleben fällt hier nicht leicht. „Es wurde immer schwerer, hier die Balance zu halten“, räumt Meyer ein. Als im Zuge einer Fahrerflucht aus Befangenheit Kollegen aus Freiburg eingeschaltet wurden, konnte die harten Ermittlungen nicht jeder in Bahlingen nachvollziehen.

Das Hauptproblem waren aber persönliche Animositäten zwischen Bühler und Meyer. Denn Bühler bescheinigt der BSC Werbung, die als zweitem Geschäftsführer neben Meyer vom Unternehmer Martin Ernst getragen wird, durchaus „gute Arbeit“. Die Zuweisungen der GmbH an den Verein wuchsen in den vergangenen Jahren kontinuierlich und machen etwa 60 Prozent des Spieleretats aus. Auch die Mewa-Lounge möchte Bühler erhalten. Welche Punkte ihm genau aufstießen, will der Vorsitzende nicht verraten. Nur so viel: Der BSC gehöre seit fast 50 Jahren zu den führenden Amateurfußballvereinen in Südbaden und hatte in dieser Zeit nur zwei Chefs: Wilfried Kaufmann (26 Jahre) und Dieter Bühler, seit nunmehr 19 Jahren im Amt. „Mit dieser Kontinuität sind wir weit gekommen“, sagt Bühler „Dieser Weg war in Gefahr.“

Auf einer Gesellschafterversammlung am 9. September soll über die zukünftige Gestalt der BSC Werbung GmbH entschieden werden. Martin Ernst ist dann wieder zurück aus dem Urlaub. Eine Vorstandssitzung des Vereins am 13. September soll weitere Personalfragen klären. „Es wird kein Vakuum entstehen“, versichert Dieter Bühler. Und August Zügel ist zuversichtlich, dass alle Steine nach einer Übergangsphase aus dem Weg geräumt sind: „Bis zum Saisonende sollte der Verein auf neue Füße gestellt sein.“

Ein Kommentar zu den Querelen beim Bahlinger SC von Matthias Kaufhold ist am Freitag in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung zu lesen.

Aufrufe: 030.8.2018, 20:00 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor