2024-05-02T16:12:49.858Z

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Trainer Alfons Higl (von links) mit den Bahlinger Zugängen David Bergmann, Timo Wehrle, Santiago Fischer, Laurentiu Petean, Lennart Bauer und Robin Risch.  Foto: Patrick Seeger
Trainer Alfons Higl (von links) mit den Bahlinger Zugängen David Bergmann, Timo Wehrle, Santiago Fischer, Laurentiu Petean, Lennart Bauer und Robin Risch. Foto: Patrick Seeger

Bahlinger SC: Raus aus der Komfortzone

Oberligist heizt mit ausgeglichenem Kader Konkurrenzkampf an +++ Zarter Flirt mit Spitzenregion der Liga +++ Präsentation im Kaiserstuhlstadion

Eine Qualitätsoffensive mit stark jugendlicher Note soll dem Bahlinger SC in der kommenden Saison einen Platz im Spitzenfeld der Oberliga ermöglichen. Wie weit es für den Tabellenfünften der vergangenen Saison in der am 12. August beginnenden Spielzeit tatsächlich nach vorne geht, dürfte von drei Fragen abhängen.

Frage eins: Kann die Mannschaft einen so so außergewöhnlichen Gemeinschaftsgeist entwickeln wie vor drei Jahren, als über die Vizemeisterschaft der Sprung in die Regionalliga gelang? Frage zwei: Bleibt der kleine Kader von langfristigen Ausfällen verschont? Frage drei: Wie stark ist die Konkurrenz, die in diesem Jahr so breit gefächert und ausgeglichen daherkommt wie lange nicht mehr? Immerhin: Bei der Präsentation des Oberligisten am Sonntagmittag im Kaiserstuhlstadion durchzog eine positive Grundstimmung alle Interviews, bei denen der zweite Vorsitzende Hans-Joachim Meyer und Pressesprecher Stefan Ummenhofer die neuen Gesichter des BSC launig im verbalen Doppelpass präsentierten.

Keiner soll sich seines Stammplatzes sicher sein

Der Ansatz der Verantwortlichen ist sicher richtig: Nachdem sich in der vergangenen Runde die Startelf auf vielen Positionen von selbst ergab und der Druck von der Bank fehlte, soll die Rotation Sechs für Sechs dem internen Konkurrenzkampf neues Leben einhauchen. „Wir wollen einen ganz engen Kader auf allen Positionen mit hohem Wettkampfcharakter“, erklärt Teammanager Bernhard Wiesler den Plan. „Wir sind in der Breite wesentlich stärker besetzt“, ist der sportliche Leiter August Zügel überzeugt.
Trainer Alfons Higl stellt klar, dass es in der beinharten Vorbereitung keine Erbhöfe gibt: „Wir haben aus der Region junge Burschen geholt, die richtig Feuer in die Truppe reinbringen.“ Die Mannschaft sei so aufgestellt, dass sich kein Akteur seines Stammplatzes sicher sein könne. Higl sucht Spieler mit Biss und Durchsetzungsvermögen: „Wir müssen schauen, wer richtig die Ellbogen ausfährt.“

Das größte Sorgenkind: der verletzte Kapitän Tobias Klein

Was natürlich nicht zu Zwist oder Verletzungen führen soll. Angeschlagene Akteure haben die Bahlinger genug. So trabten Vincent Keller, Trainersohn Felix Higl, Lennart Bauer und Timo Wehrle am Sonntag nur in Turnschuhen über den gut gepflegten Rasen des Kaiserstuhlstadions. Auch Pierre Göppert ist nach seinem Kreuzbandriss, der ihn die gesamte vergangene Runde kostete, noch nicht bei hundert Prozent. Problemfall Nummer eins ist indes Tobias Klein. Den Mittelfeldspieler, als Kapitän von Trainer Higl gesetzt, plagt noch immer eine Knöchelverletzung aus der Vorsaison. „Das macht mir ein bisschen Sorgen, wir brauchen ihn unbedingt“, sagt Higl.
Auch Timo Wehrle schleppt noch Altlasten aus der vergangenen Spielzeit beim FC Denzlingen herum. Ein Muskel will einfach nicht richtig heilen. Dabei ist der flinke Glottertäler mit dem Hauch von Drittliga-Erfahrung bei der Spvgg. Unterhaching („ein paar Minuten“) sicher einer der neuen Hoffnungsträger des BSC. „Ich versuche mir einen Stammplatz zu erarbeiten, werde aber noch ein bisschen brauchen“, sagt der Flügelflitzer.

Verbesserte Jugendarbeit wirkt sich aus

Der Flirt von Santiago Fischer mit den Rot-Weißen geht bereits ein paar Jahre. Doch erst in diesem Frühjahr wurde aus dem Techtelmechtel eine ernsthafte Beziehung. Nach sieben Jahren beim SV Endingen klopfte der Angreifer bei den Bahlingern an. Den Unterschied zur Verbandsliga hat der Angreifer, der in einer Bahlinger WG mit dem Ex-BSCler Manuel Gleichauf wohnt, gleich erkannt: „Man muss nicht nur schneller in den Beinen sein, sondern auch mit dem Kopf.“
Die Übernahme von Lennart Bauer symbolisiert die verbesserte Jugendarbeit der Kaiserstühler. Das 19-jährige Eigengewächs weiß aber um den riesigen Sprung aus der A-Junioren-Verbandsliga und will sich erst mal „bestmöglich weiterentwickeln“, notfalls auch mit Spielzeiten in der zweiten Mannschaft, die der Verein in der Bezirksliga nun als U23 ausweist.
Keine großen Ansprüche kann auch der 19-jährige Keeper David Bergmann stellen, der zuletzt in der U23 des Team Aargau in der fünfthöchsten Schweizer Liga beschäftigt war. Bergmann, der an der PH in Freiburg ein Lehramtsstudium beginnt, will sich „erst mal im Herrenbereich akklimatisieren“.
Diesen Schritt haben Laurentiu Petean und Robin Risch bereits hinter sich. Während Abwehrkraft Risch vom kommenden Pokalgegner Freiburger FC kommt, bringt der 29-jährige Ex-Profi Petean Erfahrung als rumänischer Meister 2011 bei Otelul Galati mit. Weil es um die Zahlungsmoral rumänischer Klubs schlecht bestellt ist, kam er als Handwerkskraft auf dem Bau nach Südbaden, und nun vom B-Kreisligisten SV Jechtingen zum BSC. Das Niveau der Oberliga sei so hoch wie bei unteren Klubs in der höchsten rumänischen Liga, schätzt Petean. „Dann sollten wir vielleicht schnell rüberwechseln“, scherzte Ummenhofer.

Dennis Bührer jetzt spielender Co-Trainer

Rübergewechselt ist auch Dennis Bührer: vom Spieler zum spielenden Co-Trainer. Das Feld mag der 34-Jährige nicht kampflos räumen („die Jungs müssen zeigen, dass sie besser sind“), eigentlich aber will Bührer das Team „nur punktuell bei Formschwäche und Verletzungsmisere“ unterstützen. Der Weg in die zweite Laufbahn als Trainer scheint vorgezeichnet. „Wir sind froh, dass du den Verlockungen aus Ottoschwanden nicht erlegen bist“, sagte Meyer zu Bühlers Heimatofferte.
Wohin der BSC mittelfristig will, ist klar. Die Regionalliga hat vor zwei Jahren den Horizont neu abgesteckt, eine heftige Liebe ist entbrannt. Doch bevor es nach dem One-Night-Stand ein zweites Abenteuer geben kann, müssen alle eine Schippe drauflegen. Vorsitzender Dieter Bühler glaubt: „Wir werden nächste Saison sehr viel Freude haben und einiges erleben.“ Und August Zügel umweht der Wind der Veränderung: „Wenn man so lange in der Oberliga drin ist, will man da irgendwann raus. Wenn möglich nach oben.“


Zugänge: David Bergmann (19 Jahre, Torhüter, vom Team Aargau U23), Laurentiu Petean (29, Abwehr/Mittelfeld, SV Jechtingen), Robin Risch (20, Abwehr, Freiburger FC), Timo Wehrle (21, Angriff, FC Denzlingen), Santiago Fischer (26, Angriff, SV Endingen), Lennart Bauer (18, Angriff, eigene Jugend). Abgänge: Artur Fellanxa, Johannes Fiand (beide zum FC Denzlingen), Aslan Ulubiev (Freiburger FC), Anes Vrazalica (FC Waldkirch), Michael Walz, Piakai Henkel (beide Ziel unbekannt).

Aufrufe: 010.7.2017, 11:01 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor