2024-05-08T14:46:11.570Z

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Die Blickrichtung von August Zügel  und dem Bahlinger SC ist unmissverständlich.   Foto: Patrick Seeger
Die Blickrichtung von August Zügel und dem Bahlinger SC ist unmissverständlich. Foto: Patrick Seeger

August Zügel: "Wir haben die Ligaspitze noch im Blickfeld"

BZ-Interview mit August Zügel, dem sportlichen Leiter des Oberligisten Bahlinger SC, vor dem Heimauftakt im Frühjahr.

Es hat sich in den Wintermonaten viel getan beim Bahlinger SC: ein neuer Fitnessraum, innovative Trainingsmethoden und neues Personal. Und auch wenn es noch etwas Fantasie bedarf, den Tabellenachten als Aufstiegskandidaten einzustufen, ist rund um die Ponderosa nach dem 4:1 beim 1. FC Normannia Gmünd zum Oberliga-Auftakt gute Laune und Zuversicht zu erkennen. Mit dem sportlichen Leiter August Zügel sprach Lukas Karrer vor dem Heimspiel gegen Neckarsulm über neue Erkenntnisse und Sehnsüchte.

BZ: Der bisherige Saisonverlauf lieferte eine Berg- und Talfahrt. Mit welchen Gefühlen blicken Sie dem ersten Liga-Heimspiel des Jahres 2019 entgegen?
Zügel: Mit großer Vorfreude. Dieses Gefühl beschreibt auch den Zustand des ganzen Vereins. Die guten Eindrücke, welche die Mannschaft in der Vorbereitung hinterlassen hat, wurden in Gmünd bestätigt. Nun wollen wir nachlegen.

BZ: Der Verein geht innovative Wege. Sie kennen das Geschäft schon eine ganze Weile. Beobachten Sie diese Dinge wohlwollend oder überwiegt Skepsis?

Zügel: Kurz gesagt: Ich finde es klasse. Initiiert vom Trainerteam und Teammanager Bernhard Wiesler hat der Verein hier im Frühjahr für ein tolles Angebot gesorgt. Vom Trainingsaustausch mit den Handballern der SG Köndringen-Teningen profitieren gerade unsere Torhüter. Der Fitnessraum wird bereits in seiner Anfangsphase toll angenommen. Auch im Jugendbereich wollen wir innovativ bleiben und das Erreichte nachhaltig bestätigen. So könnte ich mir neben der fußballerischen Ausbildung, Kooperationen mit regionalen Betrieben in Sachen Berufsausbildung sehr gut vorstellen.

BZ: Als Achter der Oberliga hat der Bahlinger SC lediglich sieben Punkte Rückstand auf den Tabellenführer Stuttgarter Kickers, sechs sind es auf den Tabellenzweiten Freiberg. Was ist nach oben noch möglich und warum fehlt es der Liga an einem echten Spitzenteam?

Zügel: Ich dachte zu Saisonbeginn, dass die Kickers eine Ausnahmestellung in der Liga einnehmen können. Doch das Team hat mich auch beim Gastspiel in Bahlingen nicht überzeugt. Qualitativ sind die anderen Mannschaften, die sich Chancen im Aufstiegsrennen ausrechnen, nicht unbedingt besser besetzt als wir. Daher traue ich uns in der Rückrunde zu, einige Plätze gutzumachen. Die Teams, die vor uns stehen, verfügen zumeist über einzelne Spieler, welche in entscheidenden Situationen den Unterschied ausmachen. Das fehlte bei uns bisher.

Neue Qualitäten mit Hasan Pepic und Shqipon Bektasi

BZ: Heißt das, Sie erhoffen sich von den beiden Winterneuzugängen Hasan Pepic und Shqipon Bektasi genau diese Rolle?

Zügel: Hasan und Shqipon können zu Unterschiedsspielern werden. Hasan Pepic hat von Beginn an eine Leaderrolle im Team übernommen. Durch ihn sind wir auch bei Standards gefährlicher. Gleich unser erstes Tor im neuen Jahr resultierte aus einer Freistoßflanke von ihm. Einen Spieler wie Shqipon nach Bahlingen zu holen, ist Teil unserer Philosophie, wenn es neben dem Fußball auch um eine berufliche Perspektive geht. Das war unsere Chance und diese haben wir genutzt. Er fordert die Bälle, geht in die entscheidenden Räume und ist sehr abschlussstark.

BZ: Die fußballerischen Qualitäten des Duos wurden in Verbindung mit dem Wechsel zum BSC weniger in Frage gestellt, eher, ob die beiden nicht immer leicht zu händelnden Spieler ein Risiko für das Klima im Team darstellen.

Zügel: Da habe ich überhaupt keine Bedenken. Beide sind emotionale Spieler, im positiven Sinn fußballverrückt und wollen den sportlichen Erfolg. Zudem sehen sie die Chance, die ihnen der Verein bietet, neben dem Fußball auch in der Arbeitswelt Fuß zu fassen, was für die Integration von enormer Wichtigkeit ist.

BZ: Die Verträge mit dem Trainerduo Dennis Bührer und Axel Siefert wurden in der Winterpause verlängert. Wie bewerten Sie deren bisherige Arbeit?

Zügel: Als äußerst engagiert und erfolgshungrig. Es ist ihnen gelungen, junge Spieler einzubauen und das Team auch in einer schwierigeren Phase zu erreichen.

BZ: Jene Durststrecke brachte den Bahlinger SC mit lediglich acht Zählern aus neun Partien um eine deutlich bessere Ausgangsposition. Was war Ihrer Meinung nach ursächlich dafür?

Zügel: Nach dem herausragenden Saisonstart kam die Mannschaft im Anschluss an die erste Saisonniederlage (0:3 in Linx, d. Red.) ins Stolpern. Neben Rückschlägen in der Liga mussten wir auch das Pokal-Aus in Rielasingen verdauen. Wir waren in diesen Spielen stets gleichwertig, versäumten es jedoch, unsere vielen Möglichkeiten zu nutzen.

BZ: Verspüren Sie so etwas wie Sehnsucht, wenn Sie an die Regionalligasaison 2015/16 zurückdenken?

Zügel: Die Sehnsucht nach der Regionalliga ist nicht nur bei mir vorhanden. Die Auftritte gegen Teams wie Waldhof Mannheim haben Lust auf mehr gemacht. Um das zu wiederholen, müssen wir alle im Verein fleißig weiterarbeiten. Wir benötigen mehr Sponsoren und weitere finanzielle Mittel, sowie ein glückliches Händchen bei Personalentscheidungen.

Zur Person: Der langjährige Geschäftsführer der Firma Männer befindet sich beruflich inzwischen im Ruhestand. Bei seinen Heimatverein Bahlinger SC ist der 69-jährige Zügel, der in Nimburg wohnt, jedoch ungebrochen aktiv und stark engagiert, seit nunmehr fünf Jahren wieder als sportlicher Leiter.

Kompakt: Am Samstag, 15 Uhr, empfängt der Bahlinger SC die Neckarsulmer Sport-Union. Gegen den Tabellen-13. glückte in der Hinserie ein 5:0-Auswärtssieg. „Wir müssen nachlegen und unser Selbstvertrauen bestätigen“, sagt Zügel. Nicht zuletzt das 1:1 der Neckarsulmer zum Jahresauftakt gegen den Tabellendritten Göppingen sollte als Warnung dienen. Personell kann Bahlingen voraussichtlich aus dem Vollen schöpfen.

Aufrufe: 021.2.2019, 16:15 Uhr
Lukas Karrer (BZ)Autor