2024-05-02T16:12:49.858Z

WM 2014
Henry spielt zwar nicht mehr mit, aber die Farben stimmen noch: Für Marie-Astrid (links) und Caroline ist vollkommen klar, zu wem sie heute Abend halten. Foto: Vollformat/Volker Dziemballa
Henry spielt zwar nicht mehr mit, aber die Farben stimmen noch: Für Marie-Astrid (links) und Caroline ist vollkommen klar, zu wem sie heute Abend halten. Foto: Vollformat/Volker Dziemballa

Autokorso mit der roten Ente

FUSSBALL-WM Die Französinnen Caroline Litot und Marie-Astrid Dury sind vom Sieg ihrer Mannschaft gegen Deutschland überzeugt

Rüsselsheim. Wer einmal bei einem WM-Spiel der Deutschen in der Ko-Runde im Ausland war, oder besser gesagt im Land des Gegners, der wird sich genau in die Lage von Marie-Astrid Dury hineinversetzen können. Man wünscht sich, zu Hause mit seinen Landsleuten mitfiebern und feiern zu können. Oder, wenn es schlecht läuft, auch gemeinsam trauern zu können.
Die Studentin aus Versailles, ist seit Juni in Deutschland und wird noch bis August bleiben. Sie absolviert ein Praktikum bei der Firma Sodexo im Hasengrund. Alle Spiele ihrer „Equipe tricolore“ hat sie deshalb bislang in Deutschland verfolgt und so wird es auch heute sein, wenn Benzema und Co in Rio de Janeiro gegen die Deutschen auf dem Platz stehen. Ob sie es bereut jetzt in Deutschland zu sein? Die Französin zögert kurz. Ja, sagt sie dann, sie wäre gerne zu Hause und würde das Spiel mit ihren Freunden gucken und auf den Straßen feiern. Hier kennt sie kaum jemanden und wird das Spiel wohl bei ihrer Gastfamilie ansehen. Etwas anders sieht das ihre Betreuerin bei Sodexo, Caroline Litot. Die Französin lebt bereits seit sechs Jahren in Deutschland, nur für kurze Zeit war sie zwischenzeitlich zurück in der Heimat. „Ich finde es toll, wenn man bei einer Weltmeisterschaft die Spiele zusammen mit Menschen anderer Nationalitäten gucken kann, da herrscht eine ganz besondere Stimmung“, sagt sie. Caroline Litot wird das Spiel gemeinsam mit den deutschen Nachbarn gucken. Mit Bier und Saucisson (einer französischen Spezialität), das passe einfach gut zusammen und zum Fußball. „In Frankreich trinkt man eigentlich mehr Wein, aber zum Fußball muss es einfach Bier sein“, bestätigt Marie-Astrid. Zumindest da ist es ein Vorteil in Deutschland zu sein – das Bier schmeckt einfach besser, geben die beiden lachend zu. Und noch bei etwas anderem sind sich die zwei Französinnen einig: Frankreich wird heute auf jeden Fall gewinnen. 2:1 tippen sie. „Aber wir hoffen natürlich, dass es ein 3:0 wird, so wie im Finale 1998 gegen Brasilien“, sagt Litot. Auch wenn die beiden normalerweise keine großen Fußballfans sind, sind sie bei internationalen Turnieren immer mit Begeisterung dabei. Und in diesem Jahr stimmt bei ihrem Team einfach alles. „Sie sind besser organisiert, spielen richtig als Mannschaft zusammen und die Stimmung ist unter dem neuen Trainer einfach besser.“ „Und sie sind frischer als die Deutschen“, fügt Litot mit Blick auf die Erkältungswelle bei den Deutschen und die schwierigen klimatischen Bedingungen, unter denen sie bislang schon spielen mussten, hinzu. Für das Foto mit der Zeitung hat Caroline Litot extra ein altes Trikot ihres Mannes ausgegraben, auch der ist Franzose und fiebert mit der „Equipe tricolore“. Die Franzosen seien nicht so wild auf die ganze Deko, erklärt sie. Fahnen am Auto wie hier in Deutschland gebe es beispielsweise nicht. Auf dem Trikot steht noch Thierry Henry drauf. Der ist zwar in diesem Jahr nicht mehr dabei, aber der Stern von 1998 ist schon drauf und das ist schließlich das Wichtigste. Der Druck, den Titel erneut zu gewinnen, sei aber in diesem Jahr in Frankreich nicht so groß wie in Deutschland, vermuten die beiden. Man habe schließlich, erst recht nach dem Ausfall von Frank Ribery, einfach nicht allzu viel von der Mannschaft erwartet. Um so schöner wird es sein, wenn sie das Finale erreichen, malen sich die beiden aus. „Dann lade ich Marie-Astrid zum Gucken bei mir ein und wir machen danach einen Autokorso mit der roten Ente von meinem Mann“, lacht Caroline Litot. Scheidet Frankreich allerdings gegen Deutschland aus, würde Caroline zu den Deutschen halten und sie gemeinsam mit den Nachbarn anfeuern. Und Marie-Astrid? Sie zögert nur ganz kurz, dann sagt sie: „Nein, dann wäre ich einfach für niemanden mehr.“ Aber zum Glück wird es ja so weit nicht kommen, sind die beiden Französinnen überzeugt.
Aufrufe: 04.7.2014, 12:00 Uhr
Nina HenrichAutor