Dennoch ist sie zu spüren, die Unzufriedenheit: Bei den Zuschauern, die sich vorsorglich Abgänge zuraunen, bei den Spielern, die sich ab und an anmeckern, bei Helmut Rahner, der eben dasitzt und nicht mehr das tut, was er für gewöhnlich tut: für Action sorgen. Nur in der ersten Hälfte, in den ersten Minuten, da waren sie auf der Bucher Bank auf Betriebstemperatur, Rahner im Jackett, Co-Trainer Litz im Bucher Retro-Dress. Der Schiedsrichter hat ein paar umstrittene Entscheidungen gefällt. Nichts wirklich Spielentscheidendes, aber die Zuschauer lassen sich mitreißen: „Kracher“, „Schieber“, „Vollpfosten“ - der Treffer von Feuchts Torjäger Schulik sorgt nach einer halben Stunde für Ruhe. Später macht Swierkot den Deckel drauf. Eine verdiente Pleite für die Heimelf.
Ein bisschen mehr SC Feucht für seinen TSV Buch, dagegen hätte Ex-Profi Rahner wohl nichts einzuwenden. In Feucht haben sie ein schmuckes Stadion, die Jugendmannschaften spielen zumeist in der BOL. Ein Amateurverein der ambitionierteren Sorte, einer mit Regionalliga-Vergangenheit. „Da haben wir gerade den künftigen Meister gesehen“, sagt Rahner nach dem Spiel, „das ist eine klasse Truppe, ein Verein, der da auch hoch gehört.“ Am Bucher Wegfeld haben sie nur eine Bankreihe mit roten Sitzschalen, der Nachwuchs spielt verstreut in den unteren Klassen. Darüber, was der TSV Buch ist und wo der TSV Buch hingehört, gab es zuletzt ein paar Diskussionen. Ob man sich sportlich nach oben orientieren oder eher zurückrudern und dem Erfolg der ersten Mannschaft nicht alles unterordnen soll, solche Geschichten eben. Früher hätten solche Diskussionen die vier Wände des Vereinsheims wohl nicht verlassen, die mediale Realität auch im Amateurfußball aber hat Konsequenzen. Das kann man gut finden oder schlecht - zumindest zeigt es, dass sich die Fragestellungen vieler Vereine ähneln. Kürzlich gab es auch beim TV Büchenbach, einem Bezirksligisten aus dem Landkreis Roth, vergleichbare Differenzen: Die endeten mit dem angekündigten Abgang des Trainers.
Soweit ist man in Buch nicht - obwohl Rahner einen möglichen Abschied auch schon in den Raum gestellt hat. Es ging um Querelen um den Einsatz von Jugendspielern, um Kompetenzgerangel, um kritische Stimmen, die sich über den mangelnden Einsatz „Einheimischer“ beklagten. „Ohne auswärtige Spieler würde es in Buch keinen langfristigen Landesligafußball geben“, schrieb Rahner im Vereinsheft diesen „Nörglern“ (Rahner) ins Gedächtnis. Dabei muss man wissen: Die Bucher Jungs, das war immer mehr als ein zusammengewürfelter Haufen, da schwang ein besonderer Teamgeist mit. Deswegen ist man für solche Töne hier wohl besonders sensibel. In den letzten Wochen fanden Gespräche statt, die die Störfeuer löschen, den Verein auf Kurs bringen sollten.
Langfristiger aufstellen wolle man sich jetzt, sagt Buch-Sportvorstand Leibold. „Wir haben uns ein Konzept überlegt, bei dem die U19, die 1. und 2. Mannschaft enger zusammenrücken sollen.“ Gemeinsame Trainingsinhalte und -einheiten etwa, zudem wird Giovanni Marciano, ein altgedienter Akteur aus dem Landesligakader, die Reserve zur kommenden Saison als Trainer übernehmen. Ansonsten gilt: „Wir wollen wieder ein bisschen bodenständiger werden, nicht back to the roots, dafür sind wir schon zu weit, aber uns ein bisschen mehr auf Spieler hier aus den Dörfern konzentrieren. Vertragsamateure wird es nicht mehr geben bei uns.“ Leibold will die Unruhe ohnehin nicht zu hoch hängen: „Ich glaube, der Alu hat Druck verspürt, nachdem zuletzt die Ergebnisse nicht gepasst haben. Aber den hat er nicht bei uns. Er macht tolle Arbeit.“ Ob Rahners Arbeit den TSV Buch in der kommenden Saison wieder fast nach ganz oben katapultieren kann, wird sich zeigen. Er wäre bereit, sich zu fügen, wenn der Verein einen klaren Kurs fährt.
Ja, sie sind derzeit auf der Suche beim TSV. In der Vereinszeitung ist ein Text abgedruckt, der ein bisschen pauschal und überpointiert die Mentalität einiger Nachwuchsspieler beklagt. Gesucht wird das Gemeinschaftsgefühl, das die Bucher Erfolgsgeschichte weiterführen hilft.