2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Feucht war beweglicher und besser am Tag des Spitzenspiels der Landesliga gegen den TSV Buch (blaue Trikots). Dort wendet man sich nun wichtigeren Fragen zu. F: Johnston
Feucht war beweglicher und besser am Tag des Spitzenspiels der Landesliga gegen den TSV Buch (blaue Trikots). Dort wendet man sich nun wichtigeren Fragen zu. F: Johnston

Auf der Suche nach der Gemeinschaft

Die Bucher Jungs schrieben Erfolgsgeschichte, nun steht der Zusammenhalt infrage

Landesligist TSV Buch beförderte sich durch eine 0:2-Pleite im Spitzen­spiel gegen Primus SC Feucht end­gültig aus dem Aufstiegsrennen. Am Wegfeld diskutiert man dennoch intensiv die Zukunft.
Halbzeit zwei, es ist es verdächtig ruhig auf der Bucher Bank. Helmut Rahner sitzt fast 45 Minuten auf sei­nem Stuhl. Vor seinen Augen verlie­ren seine Jungs gerade gegen den SC Feucht. Auch wenn Rahner im Vor­feld schon nichts mehr von einer ernsthaften Restchance im Aufstiegs­rennen zur Bayernliga wissen wollte, mit dieser Pleite ist es wohl endgültig gelaufen. Die zweite Saison in Folge ist sein Verein oben - aber eben nicht ganz oben dabei. Immerhin: Nach dem Ruhmreichen ist kein anderer Verein der Stadt tabellarisch so hoch angesiedelt.

Dennoch ist sie zu spüren, die Un­zufriedenheit: Bei den Zuschauern, die sich vorsorglich Abgänge zurau­nen, bei den Spielern, die sich ab und an anmeckern, bei Helmut Rahner, der eben dasitzt und nicht mehr das tut, was er für gewöhnlich tut: für Action sorgen. Nur in der ersten Hälf­te, in den ersten Minuten, da waren sie auf der Bucher Bank auf Betriebs­temperatur, Rahner im Jackett, Co-Trainer Litz im Bucher Retro-Dress. Der Schiedsrichter hat ein paar um­strittene Entscheidungen gefällt. Nichts wirklich Spielentscheidendes, aber die Zuschauer lassen sich mitrei­ßen: „Kracher“, „Schieber“, „Voll­pfosten“ - der Treffer von Feuchts Torjäger Schulik sorgt nach einer hal­ben Stunde für Ruhe. Später macht Swierkot den Deckel drauf. Eine ver­diente Pleite für die Heimelf.

Ein bisschen mehr SC Feucht für seinen TSV Buch, dagegen hätte Ex-Profi Rahner wohl nichts einzu­wenden. In Feucht haben sie ein schmuckes Stadion, die Jugendmann­schaften spielen zumeist in der BOL. Ein Amateurverein der ambitionierte­ren Sorte, einer mit Regionalliga-Ver­gangenheit. „Da haben wir gerade den künftigen Meister gesehen“, sagt Rahner nach dem Spiel, „das ist eine klasse Truppe, ein Verein, der da auch hoch gehört.“ Am Bucher Wegfeld haben sie nur eine Bankreihe mit roten Sitzscha­len, der Nachwuchs spielt verstreut in den unteren Klassen. Darüber, was der TSV Buch ist und wo der TSV Buch hingehört, gab es zuletzt ein paar Diskussionen. Ob man sich sportlich nach oben orientieren oder eher zurückrudern und dem Erfolg der ersten Mannschaft nicht alles un­terordnen soll, solche Geschichten eben. Früher hätten sol­che Diskussionen die vier Wände des Vereins­heims wohl nicht verlas­sen, die mediale Reali­tät auch im Amateur­fußball aber hat Konse­quenzen. Das kann man gut finden oder schlecht - zumindest zeigt es, dass sich die Fragestellungen vieler Vereine ähneln. Kürz­lich gab es auch beim TV Büchenbach, einem Bezirksligisten aus dem Landkreis Roth, ver­gleichbare Differenzen: Die endeten mit dem angekündigten Abgang des Trainers.

Hört Rahner auf?

Soweit ist man in Buch nicht - obwohl Rahner einen mögli­chen Abschied auch schon in den Raum ge­stellt hat. Es ging um Querelen um den Ein­satz von Jugendspie­lern, um Kompetenzge­rangel, um kritische Stimmen, die sich über den mangelnden Ein­satz „Einheimischer“ beklagten. „Ohne aus­wärtige Spieler würde es in Buch keinen lang­fristigen Landesligafuß­ball geben“, schrieb Rahner im Vereinsheft diesen „Nörglern“ (Rah­ner) ins Gedächtnis. Dabei muss man wissen: Die Bucher Jungs, das war immer mehr als ein zusammengewürfelter Haufen, da schwang ein besonderer Teamgeist mit. Deswegen ist man für solche Töne hier wohl besonders sensibel. In den letzten Wochen fanden Gesprä­che statt, die die Störfeuer löschen, den Verein auf Kurs bringen sollten.

Langfristiger aufstellen wolle man sich jetzt, sagt Buch-Sportvorstand Leibold. „Wir haben uns ein Konzept überlegt, bei dem die U19, die 1. und 2. Mannschaft enger zusammen­rücken sollen.“ Gemeinsame Trai­ningsinhalte und -einheiten etwa, zu­dem wird Giovanni Marciano, ein alt­gedienter Akteur aus dem Landesliga­kader, die Reserve zur kommenden Saison als Trainer übernehmen. An­sonsten gilt: „Wir wollen wieder ein bisschen bodenständiger werden, nicht back to the roots, dafür sind wir schon zu weit, aber uns ein biss­chen mehr auf Spieler hier aus den Dörfern konzentrieren. Vertragsama­teure wird es nicht mehr geben bei uns.“ Leibold will die Unruhe ohne­hin nicht zu hoch hängen: „Ich glau­be, der Alu hat Druck verspürt, nach­dem zuletzt die Ergebnisse nicht ge­passt haben. Aber den hat er nicht bei uns. Er macht tolle Arbeit.“ Ob Rahners Arbeit den TSV Buch in der kommenden Saison wieder fast nach ganz oben katapultieren kann, wird sich zeigen. Er wäre bereit, sich zu fügen, wenn der Ver­ein einen klaren Kurs fährt.

Ja, sie sind derzeit auf der Suche beim TSV. In der Vereinszeitung ist ein Text abgedruckt, der ein bisschen pauschal und überpointiert die Men­talität einiger Nachwuchsspieler be­klagt. Gesucht wird das Gemein­schaftsgefühl, das die Bucher Erfolgs­geschichte weiterführen hilft.

Aufrufe: 021.4.2015, 11:33 Uhr
Jan MauerAutor