2024-05-02T16:12:49.858Z

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Cover des Buches / Foto www.paulmedia.lu / © Jean Kettter / Fondation Robert Krieps / Editions d'Lëtzebuerger Land
Cover des Buches / Foto www.paulmedia.lu / © Jean Kettter / Fondation Robert Krieps / Editions d'Lëtzebuerger Land

Einwanderung im Luxemburger Fußball: das Buch

„L‘immigration dans le football luxembourgeois“ von Jean Ketter beleuchtet die Immigration von den fußballerischen Anfangszeiten bis heute

Im vergangenen November wurde dieses Werk bereits vorgestellt, nun hat sich auch FuPa Luxemburg durch das 250-seitige Werk gekämpft – und stellt dabei fest, dass ein solches Buch im Einwanderungsland Luxemburg nicht nur wichtig, sondern auch nötig war und sei es nur, um mit einigen Vorurteilen und „urban legends“ aufzuräumen!
Jean Ketter, Geschichtsstudent an der Uni Luxemburg und Lehrbeauftragter in Geschichte im „Lycée Technique d‘Ettelbruck“ schrieb „L‘immigration dans le football luxembourgeois“ als Abschlussarbeit seines Studiums. Immer schon dem Sport verbunden und selber als Basketballspieler aktiv, konnte Ketter auf die Dienste des bekannten luxemburgischen Historikers Denis Scuto zurückgreifen, der bekanntlich auch jahrelang das Trikot von Jeunesse Esch trug.

Und ziemlich früh wird in Zusammenhang mit Luxemburgs Rekordmeister mit einem Klischee aufgeräumt: Jeunesse wurde nämlich nicht von italienischen Einwanderern gegründet, doch viele Italiener besuchten das Stadion an der „Grenz“ als Zuschauer. Ähnliches gilt für die Alliance Düdelingen, an deren Beispiel Ketter den Integrationsprozess der italienischen Bevölkerung zu Anfang des 20.Jahrhunderts ausführlich darstellt. Insgesamt gründet dieses wissenschaftliche Werk auf drei Säulen: den italienischen, portugiesischen und (ex-) jugoslawischen Einwanderern, drei Gruppen, die bis heute das luxemburgische Gesellschaftsbild prägen.

Wird an eben diesen Immigranten und deren Familien beschrieben, wie viele nach Luxemburg kamen um zu arbeiten und sich über die lokalen Fußballvereine in die Gesellschaft integrierten (so spielten z.B. Vereine wie der FC Wiltz 71 eine besondere Rolle beim Aufnehmen von Spielern aus dem früheren Jugoslawien), so wird auch klar, dass in diesen Fällen meistens erst die zweite Generation, also die Kinder der Einwanderer, richtig Fuß fasste im luxemburgischen Sport. Je weiter man jedoch in der Geschichte voranschreitet, desto mehr ändern sich diese Begebenheiten: Ab den Achtziger Jahren kamen immer mehr Spieler zum Fußballspielen nach Luxemburg, wurden von Vereinen laut Ketters Beschreibung als Profispieler engagiert und liefen später sogar teilweise für die luxemburgische Nationalmannschaft auf.

Diese andere Art der „Einwanderung“ sowie die Integration von Spielern weiterer Herkunftsländer wie z.B. von den Kapverden werden ebenfalls im Buch thematisiert, das natürlich durch seinen wissenschaftlichen Charakter manchmal die Tendenz hat, sich beim Lesen etwas „hinzuziehen“. Doch für den interessierten Fan oder eben auch Historiker sollte der in französischer Sprache erschienene Band stets etwas zu bieten haben, zumal die Lücke zur heutigen Zeit mit aufbereitet wurde und man so auch mit aktuellen Spielern wie z.B. Mathias Jänisch konfrontiert wird. Apropos Sprache: dieses auch heutzutage wieder sehr aktuelle Thema taucht auch immer wieder in Ketters Buch auf. So gibt es für fast alle Gruppen von Immigranten im Fußball dahingehende Aussagen, dass durch das Lernen der luxemburgischen Sprache die Integration in die neue Gesellschaft oft leicht fiel und manche Spieler dadurch nicht einmal mehr als Ausländer wahrgenommen wurden, außer aufgrund ihres Namens. Rassismus ist ein nur am Rande angeschnittenes Thema, das sich für die Betroffenen oft nur als Provokation während eines Fußballspiels manifestiert. Manche Beispiele beschreiben, dass man nach den Begegnungen mit den vermeintlichen Aggressoren sogar noch ein Bierchen trank. Oft wurden vermeintlich rassistische Aussagen kaum ernst genommen.

Anekdoten kommen ebenfalls nicht zu kurz (so wurde 1917 z.B. ein Spiel von Alliance Düdelingen abgesagt, da man keinen – zu der Zeit sehr teuren – Ball zum Spielen hatte) und unterstreichen den insgesamt guten Eindruck dieses Werks, das eigentlich in keiner Sammlung von interessierten Fußballfans fehlen darf!

„L‘immigration dans le football luxembourgeois“ von Jean Ketter erscheint im Verlag „d‘Lëtzebuerger Land“ (BP 2083, L-1020 Luxemburg) mit der ISBN 978-2-919908-13-4 und ist für 25 € im Online-Shop des Verlages erhältlich.
Aufrufe: 08.2.2018, 08:33 Uhr
Paul KrierAutor