2024-05-02T16:12:49.858Z

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Michael Heinloth machte seine ersten Schritte im Herrenbereich bei der Reserve des 1. FC Nürnberg. F: Zink
Michael Heinloth machte seine ersten Schritte im Herrenbereich bei der Reserve des 1. FC Nürnberg. F: Zink

Allersberger Heinloth in holländischen Abstiegsturbulenzen

Ehemaliger Club-Spieler muss mit dem NEC Nijmegen in die Relegation

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Der Club ist sein Herzensverein, dem SC Paderborn drückt er die Daumen und in der niederländischen Ehrendivision (1. Liga) kämpft er mit dem NEC Nijmegen gegen den Abstieg. Der Allersberger Profifußballer Michael Heinloth hat, wie in den vergangenen vier Jahren, wieder ein spannendes Saisonfinale vor der Brust.

Davon ausgehen darf man, dass der 25-Jährige seine Karrierepläne neu überdenkt, wenn es ihm und seinen Mannschaftskameraden in der am Donnerstag beginnenden Relegation nicht gelingen sollte, den Rettungsanker zu werfen. Dabei fühlt sich der bekennende Mittelfranke pudelwohl in Nijmegen, wo er auf Anhieb zum Stammspieler avancierte.

Seit 21 Jahren spielt Michael Heinloth Fußball. Was nicht unbedingt eine außergewöhnlich lange Zeitspanne ist. Allerdings zählt der gebürtige Rother gerade mal 25 Jahre. Der Vater hatte Klein-Michael im zarten Alter von vier Jahren zum Üben auf den Rasenplatz der DJK Allersberg geführt und musste dann wenig später miterleben, wie sein in Tränen aufgelöster Sohn den neuen Spielkameraden den Rücken kehrte. "Nie wieder", schniefte Michael. Hielt aber zum Glück nicht Wort. Heutzutage träumt fast jeder Fußball-Knirps davon, ein Großer zu werden. Michael ist es gelungen. Der trotz tränenreicher Anlaufschwierigkeiten talentierte G-Jugend-Spieler durchlief zunächst bei seinem Heimatverein in Allersberg und anschließend beim 1. FC Nürnberg alle Jugend-Altersklassen, um dann zum Profi-Fußballer aufzusteigen. Seit gut vier Jahren ist er Vertragsfußballer und hatte in dieser Zeit nicht nur eine Reihe wunderschöner Momente erlebt, sondern musste sich auch schon mit den Tiefen des durch und durch kommerzialisierten Fußballsports auseinandersetzen.

Beim Club zum U16-Nationalspieler avanciert

Am Valznerweiher hatte man dem ehemaligen U16-Nationalspieler nach zwei Jahren in der Regionalliga-Mannschaft zwar erneut einen Vertrag als Amateur angeboten, aber kaum Hoffnungen auf einen Einsatz bei den Profis gemacht. Michael Heinloth aber wollte als 21-Jähriger einen weiteren Schritt in seiner Karriere machen und absolvierte beim SC Paderborn ein Probetraining sowie einige Testspiele. Dabei fand er in André Breitenreiter einen Trainer, der von seinem Talent überzeugt war. Michael enttäuschte seinen Fürsprecher nicht und wurde in einer gut harmonierenden und hochmotivierten Zweitligamannschaft auf Anhieb zum Leistungsträger.

Bei seinem Debüt vor 12.397 Zuschauern in der Benteler-Arena bereitete Heinloth das 1:0 des SC Paderborn gegen den 1. FC Köln vor. Erst in der Nachspielzeit gelang der Stöger-Elf der Ausgleich. Als Padernborn im ersten Spiel nach der Winterpause mit Michael Heinloth als Stammspieler in Köln mit 1:0 gewonnen hatte, wurde der Außenseiter zu den Aufstiegskandidaten gezählt. Und erfüllte alle Vorschusslorbeeren.

"Aufstieg mit Paderborn mein absolutes Highlight"

Am Sonntag, 11. Mai 2014, 17.20 Uhr, sangen dann 15.000 Paderborner Fans "We are the Champions". Die Spieler schunkelten zur Siegeshymne mit eigens bedruckten T-Shirts "Aufstiegshelden". Der erste Aufstieg des SC Paderborn in die erste Bundesliga war perfekt und das letzte Kapitel eines Fußball-Märchens geschrieben. Auf den Rängen tanzten die Fans, auf dem Rasen türmten sich die Spieler und weinten Freudentränen. Mit dem 2:1 gegen Aalen hatten die Ostwestfalen den zweiten Tabellenplatz im Fernduell gegen die Sp Vgg Greuther Fürth verteidigt und den großen Traum wahr gemacht.

Zu den Akteuren, die für eine der größten Sensationen im deutschen Profi-Fußball verantwortlich zeichneten (so der Sport-Informationsdienst), zählte der Allersberger Michael Heinloth. Die Momente, in dem das Paderborner Stadion schier zu explodieren drohte, werden für immer der emotionale Höhepunkt seiner Karriere bleiben, blickt der sympathische Sportsmann zurück.

Als Tabellenführer in die Allianz-Arena

Unvergesslich eine Saison später der Auftritt in der Allianz-Arena (Heinloth und Co. waren im September 2014 als Bundesliga-Spitzenreiter nach München gereist) oder das Spiel im April 2015 vor 80.667 Zuschauern in Dortmund. Unvergesslich auch die Atmosphäre auf Schalke, als wegen der schwachen Vorstellung der glücklich mit 1:0 siegreichen Gastgeber das komplette Stadion Paderborn nach dem Schlusspfiff feierte. Und dann die Begeisterung in der stets ausverkauften Benteler-Arena. Beispielsweise über das 1:1 gegen Dortmund oder den Heimsieg gegen Hannover. Am letzten Spieltag endete das Paderborner Märchen. Die 1:2-Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart bedeutete den sofortigen Abstieg.

In den folgenden Jahren zeigte sich wieder einmal, wie schnelllebig der Fußball sein kann. Der SC Paderborn kämpft am Wochenende gegen den drohenden Absturz in die Viertklassigkeit. Von der einstigen Bundesligamannschaft stehen heute nur noch Torwart Lukas Kruse und Marc Vucinovic im Kader. Nach dem Bundesliga- Abstieg waren nicht nur einige der wichtigsten Spieler gegangen, sondern auch Trainer André Breitenreiter. Nach Schalke 04 landete der ehemalige HSV-Spieler bei Hannover 96 und ist auf dem besten Weg zu einer Bierdusche, wie er sie zuletzt in Paderborn über sich hat ergehen lassen müssen.

Michael Heinloth zählte in Paderborn nach dem Abstieg aus dem Fußball-Paradies zu den Spielern, die es noch einmal wissen wollten. Nach einer misslungenen Phase unter Trainer Markus Gellhaus verpflichteten der damalige Sportchef Michael Born und Präsident Wilfried Finke mit Stefan Effenberg einen großen Namen. Das Trainerdebüt des dreifachen deutschen Meisters und Weltpokalsiegers erschütterte die ostwestfälische Fußballwelt ganz gewaltig. Effenbergs Dienstantritt im Oktober 2015 war einer der spektakulärsten Tage in der Geschichte des SC Paderborn. Nie zuvor hatten mehrere Tausend Menschen bei einer Trainingseinheit zugesehen. Effenberg aber konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Am Ende schimpfte sogar der Präsident auf ihn. Michael Heinloth allerdings gab sich beeindruckt und lobt heute noch Charakter, Mentalität und Autorität des ehemaligen Kapitäns des FC Bayern München. Doch die Talfahrt der Ostwestfalen konnte auch die ehemalige Reizfigur des deutschen Fußballs nicht stoppen.

Nach dem erneuten Abstieg suchte auch Heinloth den Absprung und landete beim niederländischen Erstligisten NEC Nijmegen. Er fühlt sich in der 160.000-Einwohnerstadt an der Waal sehr wohl, lobt die Freundlichkeit der Niederländer und das gute Klima im Verein, der seinen ausländischen Spielern einen Sprachkurs in Niederländisch spendiert. Ein Angebot, das der Allersberger gerne wahrnimmt. Er kann sich vorstellen, seinen Vertrag mit dem NEC Nijmegen über den Sommer 2018 hinaus zu verlängern. Vorausgesetzt, es gelingt der Mannschaft, in den nächsten zehn Tagen die sportliche Delle des zweiten Halbjahres auszumerzen.

An der Relegation für Europa League geschnuppert

Nach der Vorrunde schnupperte der Traditionsverein mit Michael Heinloth als rechtem Außenverteidiger sogar an einem Relegationsplatz für Europe League. Die ersten drei, vier Mannschaften sind in der niederländischen Ehrendivision eine Klasse für sich. Doch mit dem Rest des Feldes konnte der Traditionsverein aus Nijmegen ganz gut mithalten. Nach der Jahreswende aber erfolgte mit elf Niederlagen in zwölf Spielen der freie Fall nach unten. "Wir steckten total im Negativ-Flow und hatten jegliches Selbstvertrauen verloren", versucht Heinloth, eine Erklärung zu finden. Zum einzigen Lichtblick in dieser Zeit (ein 3:1-Sieg über Heracles Almelo) hatte der Allersberger mit einem unhaltbaren Distanzschuss sein erstes Tor als Profi beigesteuert. Als es am drittletzten Spieltag gegen einen direkten Konkurrenten eine 2:3-Heimniederlage gesetzt hatte, handelte der Verein. Der deutsche Trainer Peter Hyballa (41), zuvor in Aachen und Leverkusen tätig, musste dem Coach der zweiten NEC-Mannschaft, Rou de Groot, weichen.

In den letzten zwei Rundenspielen gelangen zwar Siege über Alkmaar (1:0) und Heerenveen (2:0), doch Mitkonkurrent Sparta Rotterdam gewann ebenfalls zweimal und sicherte sich letztlich dank des besseren Torverhältnisses den Ligaverbleib. Der punktgleiche NEC Nijmegen dagegen muss in die Relegation und tritt zunächst in Vor- und Rückspiel auf den Zweitliga-Neunten FC Emmen. Wird diese erste Hürde gemeistert, treffen die beiden Sieger der ersten Runde ebenfalls in Hin- und Rückspiel zum entscheidenden Duell aufeinander. Insgesamt acht Zweitliga-Mannschaften kämpfen mit dem 16. und 17. der Ehrendivision in drei Relegations- Runden um den Aufstieg. Bei Punktgleichheit zählt die Auswärtstorregel. Die Vereine auf den Plätzen sechs bis neun sind für die erste Runde qualifiziert, die auf den Plätzen fünf bis zwei sowie der 16. und 17. der Ehrendivision für die zweite Runde.

In Nijmegen hofft man auf Rückenwind durch die letzten beiden Erfolge. Michael Heinloth, der die Rückrunde komplett absolviert hat und das Vertrauen des neuen Trainers genießt, gibt sich zuversichtlich. Sollte es aber schief gehen, will er sich mit seinem Berater den nächsten Schritt in seiner Karriere genau überlegen. Kein Geheimnis macht Michael Heinloth daraus, dass er stets sehr gerne seine alte Heimat besucht. Außerdem kann er sich vorstellen, in späteren Jahren seine Zelte für immer in der Region Nürnberg aufzuschlagen. Ob dabei das runde Leder eine Rolle spielen wird, lässt er offen. Die Zeit, ab und zu als Kiebitz beim Nachwuchstraining auf dem Allersberger DJKPlatz aufzutreten, wird sich Michael Heinloth auf alle Fälle gönnen.

Aufrufe: 018.5.2017, 12:14 Uhr
Hans Pühn (RHV)Autor