2024-05-14T11:23:26.213Z

Halle

Futsal ist für den Vereinsfußball eine riesen Chance

Jörg Meinhardt und Steffen Behlke wollen die Futsal Entwicklung in deutschland fördern und hoffen auch mehr Offenheit der Vereine und Verantwortlichen. Eine deutschlandweite Liga ist Ihr Ziel

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Jörg Meinhardt und Steffen Behlke; Fotos: Webseite Berlin City Futsal

In der Vergangenheit habe ich über einige Spieler berichtet, die neben Ihrem Vereinsleben noch Futsal spielen. Futsal ist eine Art des Hallenfußballs, der in Deutschland erst seit kurzer Zeit einen Aufschwung erlebt, die Gründung einer Nationalmannschaft spricht dafür. Es wird aber noch einige Jahre dauern, bis Futsal hier genau die gleiche Anerkennung findet, wie in anderen Ländern, da viele Vereine und Verantwortliche dem ganzen noch kritisch gegenüberstehen. Anders sieht es da bei Steffen Behlke und Jörg Meinhardt aus. Beide sind beim Futsal-Club Berlin City aktiv und möchten den Sport voranbringen und populär machen. Vor allem Meinhardt ist auf dem Gebiet eine „Ikone“. Er ist im Futsal, vor allem International, kein ungeschriebenes Blatt und möchte mit seinem eigenen Berliner Club, für den er extra zwischen der Schweiz und Berlin pendelt, erfolgreich sein. Für Eurosport und Sport1 ist er als Experte und Co-Kommentator bei Spielen, auch ohne deutsche Beteiligung, unterwegs und für Trainer, Spieler und Interessierte hat er das Buch: „Futsal: Basiswissen und praktische Übungen für Trainer und Spieler“ geschrieben. Lest selber, was die beiden mir zu sagen haben.

Hallo ihr beiden! Bis vor kurzem war euer Club noch als Arsenal Berlin bekannt. Welche Hintergründe gibt es für die Namensänderung?

Steffen: Der Premier League Club FC Arsenal London fürchte eine Verwechslungsgefahr. Die Engländer haben uns Aufgefordert per Anwaltsschreiben unseren Vereinsnamen, Logo und Internetauftritt zu ändern.

Jörg: Ja, es gab eine große Klageandrohung. Auf unserer Webseite www.berlincityfutsal.de haben wir alle Presseartikel gesammelt. Das Ganze hat riesen Wellen geschlagen, sogar Sport Bild, Goal und Spox haben darüber gesprochen.

Habt ihr das zuerst als Scherz gehalten oder sofort die ersten Schritte eingeleitet, damit es nicht zum Rechtsstreit kommt?

Steffen: Wir hielten es natürlich erst als Scherz und haben uns gefragt was das soll, wir sind doch lediglich ein kleiner Futsal Verein mit 20 Mitgliedern. Wir haben gar nicht die Mittel gegen so ein großen Club vorzugehen.

Jörg: Als die Post von den Rechtsanwälten von Arsenal London kam, mussten wir erst mal schlucken. Wir haben eine Erklärung rausgegeben, dass wir lediglich ein kleiner Verein mit, ich merke an, 21 Mitgliedern sind. Den Verein hat das aber nicht interessiert, Sie haben nur gesagt die Rechte liegen bei Arsenal Berlin, wir haben dann die Namensänderung in die Wege geleitet.

Musstet ihr danach komplett neu starten oder wurde "nur" der Name geändert?

Jörg: Nein, es reichte die Namensänderung. Sportlich hatte das kein Einfluss.

Steffen: Wir mussten unseren Namen nach fünf Jahren ändern. Deswegen gehen wir seit Anfang des Jahres unter Berlin City Futsal auf Punktejagd.

Also seid Ihr weiterhin in der Berlin-Liga aktiv. Nach der Hinrunde steht Ihr auf Platz vier, welche Ziele habt ihr für die Rückrunde?

Jörg: Die Rückrunde startet Mitte September. Wir wollen die Rückrunde auf Platz Eins beenden, um am Finalspiel für die Berliner Meisterschaft teilzunehmen.

Steffen: Ja, genau. Die Hinrunde lief nicht optimal für uns. In einigen Belangen denken wir noch zu wenig Futsal und mehr Fußball. Die Rückrunde soll besser werden, wenn es möglich ist, wollen wir, wie Jörg schon sagte, sogar ins Finale um die Berliner Meisterschaft kommen. Dafür müssen wir die Rückrunde aber definitiv auf Platz 1 abschließen. Mit Roman Kassarnig haben wir einen erfahrenen Trainer für uns gewinnen können, der schnell erkannt hat, an welchen Schrauben er drehen muss um uns voran zu bringen. Des Weiteren haben wir uns noch Punktuell verstärkt und sind somit gut gerüstet für die Rückrunde.

Jörg: Ja, das sind wir. Es wird trotzdem zwei bis drei Vereine geben, unter anderem 1899, die uns die Rückrundenmeisterschaft streitig machen werden.

Steffen du erwähntest, dass Ihr euch punktuell verstärkt habt. Wie kommt Ihr an die Spieler ran, geht ihr dafür aktiv auf die Spieler zu oder bringen schon aktive Spieler Freunde mit?

Steffen: Wir sind eher eine „Kumpel-Truppe“, viele kennen sich schon seit Jahren und einige sind neu dazugekommen. Durch den Fußball draußen auf dem Feld kennt man sich, daher brauchen wir da nicht so aktiv auf der Suche gehen.

Gibt es bei euch im Team auch jemanden, der Nationalspieler ist oder das Potential dafür hätte?

Steffen: Aktuell haben wir keinen Nationalspieler im Team, aber einige Spieler, die für die Berliner Auswahl spielen. Die Nationalspieler tummeln sich nur in der Regionalliga Nationalspieler herum.

Die Nationalmannschaft gibt es noch nicht lange, wann wird sie sich auf Augenhöhe mit anderen Nationen begegnen?

Steffen: Das wird noch etwas dauern, denke ich. Die ersten Spiele waren vielversprechend aber man merkt noch die Unerfahrenheit auf dieser Ebene. Aber ich sehe die Nationalmannschaft auf einem guten Weg. Mehr dazu kann sicherlich Jörg sagen.

Jörg: Die Nationalmannschaft gibt es erst seit rund einem Jahr und Sie besitzt großes Potential für eine schnelle Entwicklung. Wir sind eine große Fußballnation mit viel Fußballkompetenz. Es wird zwei bis drei Jahre dauern bis wir oben angekommen sind und noch mal ein bis zwei Jahre bis zur absoluten Weltspitze. Das ist natürlich eine wage Theorie, aber wenn wir die richtigen Schritte einleiten, dann schaffen wir das.

Und was wären die richtigen Schritte?

Jörg: Das Ausland ist uns im Endeffekt Lichtjahre voraus. Seit 1989 wird Futsal, eine von der UEFA geförderte Sportart, in anderen Ländern professionell betrieben. Nur der DFB hat hierzulande auf den normalen Hallenfußball gesetzt. Im Nachhinein ein großer Fehler, wir sind eines der Länder und das als große Fußballnation, die den Futsal im Land fördern. Die Popularität in anderen Ländern ist unglaublich, es gibt solch spielstarke Mannschaften. Nur wir haben das Nachsehen, dabei würden auch die Vereine Profitieren.

Steffen tut mir Leid, aber ich muss da weiter nachhaken. Jörg, inwiefern würden die Vereine davon profitieren?

Jörg: Die Vereine sind einfach skeptisch, aber auch nur, weil Sie kein Fachwissen besitzen. In meinem Buch habe ich für Trainer und Spieler die Grundlagen niedergeschrieben. Aber es interessiert niemanden, dass Spieler wie Messi, Neymar oder auch Ronaldo Ihre Wurzeln im Futsal-Bereich haben. Auch dadurch sind Sie zu Weltstars geworden. Was denken die, woher das Tiki-Taka, das Barcelona so hervorragend mit Xavi und Iniesta ausgeführt hat, kommt? Die Vereine müssen verstehen, dass wir keine Konkurrenz sind, sondern eine Hilfe. Fußball und Futsal können parallel betrieben werden, die technische und taktische Ausbildung eines Spielers würde sich dadurch nochmal deutlich steigern. Die Verantworlichen sind jetzt an der Reihe, am Besten den Futsal schon für kleine Kinder anbieten. Das wäre die richtige Förderung. Das ist eine große Chance für den Fußball in Deutschland, andere Nationen sind dort deutlich weiter als wir. Wir können in Zukunft große Erfolge feiern, wenn die Spieler im Jugend und Amateurbereich gefördert werden.

Das Buch gibt es unter https://www.stiebner.com/copress/sonstige-sportarten/futsal/futsal.html
Das Buch gibt es unter https://www.stiebner.com/copress/sonstige-sportarten/futsal/futsal.html

Wir werden das ganze weiter beobachten. Welche Entwicklung erhofft und haltet Ihr in den kommenden Jahren für möglich?

Steffen: Darf ich jetzt auch mal wieder? Es ist schwer zu sagen, da es immer noch ein hin und her zwischen dem normalen Hallenfußball und Futsal gibt. Dies wird sich sicher auch nicht so schnell ändern, aber ich hoffe und denke, dass sich Futsal vor allem im Technichen Bereich gut mit einbringen kann und auch wird.

Jörg: Das hoffe ich auch. Aber es fängt damit an, dass wir Hallenzeiten brauchen. Nur im Sommer bekommen einige Teams Zeiten für ein regelmäßiges Training angeboten, im winter ist es nahezu unmöglich ein Training abzuhalten. Für reine Futsal-Teams ist das aber von nöten, auch andere Teams vollen sich gemeinsam entwickeln. Wir müssen da alle an einem Strang ziehen, sonst können sich die Spieler nicht weiterentwickeln. Dann hoffe ich, dass die Vereine sich für den Sport öffnen und uns fördern. Sie können sich auch mein Buch zulegen, dort erfahren Sie wichtige erste Schritte. Eventuell kommen wir dann unserem Ziel, eine deutschlandweite Bundesliga zu gründen, ein großen Schritt näher. Auch das ist unser Ziel, aber besten wäre es natürlich wenn unser Team daran teilnehmen könnte. Das ist mein Ziel, ich möchte den Futsal hier fördern und entwickeln, dafür habe ich das Team 2010 gegründet. Die ersten Schritte haben wir bewältigt, nun müssen weitere folgen, damit sich die besten Spieler regelmäßig messen können, dann können wir auch in die Weltspitze aufrücken.

Es gibt noch keine Deutschlandweite Liga, Wie ist der Spielbetrieb im Futsal geregelt?

Steffen: Wir haben eine Berlin Liga und einen Landesliga. Des Weiteren gibt es noch die NOFV Regionalliga, die aktuell die höchste Liga im Futsal ist. Wie gesagt: In den kommenden Jahren ist auch eine Futsal Bundesliga in Planung, aber das dauert noch.

Gibt es noch etwas, dass die Leser wissen sollten?

Jörg: Ich bin seit sieben, acht Jahren International viel unterwegs und im Bereich Futsal tätig, es ist eine fantastische Sportart, die wir nun auch in Deutschland fördern müssen. Die Vorurteile müssen endlich abgelegt werden, das könnte ein großer Vorteil für den Fußball in Deutschland. Auf meiner Webseite, können alle interessierten viel erfahren.

Die Webseite von Jörg findet ihr unter: http://www.fantasticfutsal.com/

Und das Buch könnt ihr hier erwerben: https://www.stiebner.com/copress/sonstige-sportarten/futsal/futsal.html

Ich danke euch beiden und wünsche euch für die kommenden Projekte und die Rückrunde viel Erfolg. Ich werde den Weg den Ihr und die Sportart einschlägt, weiter verflogen.

Aufrufe: 018.8.2017, 23:50 Uhr
Marcel PetersAutor