2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
SC-Spielleiter Andreas Strehle feuert die Mannschaft an. Foto: Schwabenpress
SC-Spielleiter Andreas Strehle feuert die Mannschaft an. Foto: Schwabenpress
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Abteilungsleiter Andreas Strehle über den Abstieg des SC Geislingen

„Wir alle haben Fehler gemacht“

Abteilungsleiter Andreas Strehle spricht über die Ursachen und die Folgen des Abstiegs seines SC Geislingen aus der Fußball-Landesliga.

Der 46-jährige Andreas Strehle leitet als verantwortliches Vorstandsmitglied die Geschicke der Fußballabteilung und ist zudem als Co-Vorsitzender einer der Nachfolger des verstorbenen Präsidenten Reinhard Binder.

Von Abstiegskampf haben wir vor Saisonbeginn aus den Reihen des SC Geislingen nichts gehört. Haben alle, Vorstand plus Trainerteam, die Qualität des Kaders überschätzt?

Wir wussten schon, dass es eine holprige Saison werden kann. Es gab schließlich einen personellen Umbruch, wir hatten einige Stammspieler verloren. Wegen unserer Baumaßnahmen mussten wir unser Budget dieses Jahr etwas anders verteilen.

Trotzdem hat der SC gewisse Saisonziele formuliert, die er grandios verfehlt hat.

Unser internes Ziel war von Anfang an, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. Das wollten wir nach außen hin aber so nicht kommunizieren und gaben daher einen Platz im gesicherten Mittelfeld als offizielles Saisonziel aus. Wir sind trotz des Umbruchs aber schon davon ausgegangen, einen Landesliga-tauglichen Kader ins Rennen schicken zu können.

Den haben Verletzungen gründlich zerzaust.

Ja, das Verletzungspech spielte eine erhebliche Rolle, sowohl in der Vor- als auch in der Rückrunde. Es fehlten uns immer mindestens fünf Stammspieler, das kann man nicht immer kompensieren.

Hätte der Verein im Winter nicht noch mehr nachjustieren müssen?

Wir haben uns ja in der Winterpause sinnvoll verstärkt. Dass uns dann gleich danach so viele Spieler wegbrechen, konnte keiner ahnen. Die Ende der Vorrunde so starken Umut Sat und Niklas Kalafatis haben in der Rückrunde gar nicht mehr spielen können, Lennart Ruther erwischte es im dritten Spiel nach der Pause.

Es gab aber sicher noch andere Ursachen für den Abstieg als nur die lange Verletztenliste.

Natürlich. Es kamen so viele Umstände zusammen wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Die Mannschaft geriet nach dem siebten oder achten Spieltag ständig mehr unter Druck, da spielten irgendwann auch die Nerven nicht mehr so mit. Dann gab’s auch eine Menge Fehlentscheidungen der Schiedsrichter. In einer normalen Saison gleichen die sich am Ende aus, in dieser eben nicht. Wir haben unheimlich viele Spiele knapp verloren, nur ganz selten war der Gegner wirklich eindeutig stärker als wir. Und dann haben wir alle miteinander Fehler gemacht, sowohl das Trainerteam als auch der Vorstand.

Was werfen Sie sich persönlich vor?

Ich war wie viele meiner Vorstandskollegen durch das Bauprojekt und dann die Nachfolgeregelung für Eia Binder so extrem überlastet, dass ich mich nicht genug um die Fußballabteilung kümmern konnte. Wir hatten fast täglich 18-Stunden-Tage, da habe ich die Fußballer eben notgedrungen etwas vernachlässigt.

Das ändert sich künftig wieder?

Klar. Wir sind dabei, uns personell wieder breiter aufzustellen, sodass jeder in seinem Bereich wieder mehr machen kann.

Welche finanziellen Auswirkungen hat der Abstieg? Springen womöglich Sponsoren ab?

Wir haben ohnedies seit Längerem schon zweigleisig geplant. Außerdem gibt es bei uns keine Sponsorenverträge, die an eine Ligazugehörigkeit gebunden sind. Jedes Jahr springen Sponsoren ab und es kommen neue hinzu. Einen Umbruch wird es sicher nicht geben.

Welche Spieler wollen den Verein verlassen, welche sollen gehen?

Sven Sönmez hat sich ja vor vier Wochen schon verabschiedet. Er war nach einer Auswechslung beleidigt und ist einfach nicht mehr gekommen. Zudem verlassen uns Umut Sat und Fabian Falzone zum TSV Bad Boll, Okan Akcay geht aus beruflichen Gründen und wahrscheinlich verlässt uns auch Niklas Kalafatis,,da steht ein abschließendes Gespräch aber noch aus.

Alle anderen bleiben auch in der Bezirksliga?

Ja. Das spricht auch für den Charakter der Spieler, dass sie sich nicht vor der Verantwortung drücken. Wir wollen noch drei oder vier Neue holen und sind schon an interessanten Spielern dran. Wir werden sicher eine schlagkräftige Truppe haben.

Die den Betriebsunfall Abstieg sofort reparieren soll, oder gibt es einen Mehrjahresplan für die Rückkehr in die Landesliga?

Wir fahren zweigleisig. Zum einen setzen wir weiter auf unseren Nachwuchs, anderseits wollen wir natürlich den Abstieg wieder ausbügeln. Der SC Geislingen muss einfach in der Landesliga spielen. Das gelingt vielleicht nicht umgehendst, kommende Saison spielen fünf bis sieben Teams um die Bezirksliga-Meisterschaft. Zu diesem Kreis wollen wir gehören, so viel Selbstvertrauen haben wir.

Aufrufe: 07.6.2017, 08:50 Uhr
NWZ / Von Thomas FriedrichAutor