Sidney Hatch ist das am Sonntagnachmittag passiert. Im Abstiegsgipfel der A-Klasse 7 seiner Eintracht Süd gegen KSD Hajduk Nürnberg 2 war für ihn nach 20 Minuten Schluss. 1200 Sekunden stand er zuvor in der Innenverteidigung der Süder seinen Mann, bis er jenen Ruf des Trainers hörte, mit seinem Mitspieler abklatschte und das Feld verließ. „Der Trainer“, wird der Sportsmann Hatch hinterher erzählen, „hat die einzig vernünftige Entscheidung getroffen. Er hat gemerkt, dass ich mit meinem Gegenspieler nicht so richtig zurecht gekommen bin. Ich verstehe die Entscheidung.“ Sid, wie sie den Mann mit den schwarzen Dreadlocks hier nennen, ist ganz gewiss keiner, der die Schuld für die eigenen Fehler bei anderen sucht: „Jetzt hat es halt mich mal getroffen. So etwas ist natürlich für jeden Fußballer bitter.“
Die letzten beiden Spiele hat jener Hatch zwar Stamm gespielt, es ist aber natürlich auch nicht so, dass er noch nie auf der Auswechselbank gesessen hätte. Eine schöne haben sie hier bei der DJK Eintracht Süd. Weiße Sitzschalen, ein Schildchen mit dem Vereinsnamen darüber. Zehn Spieler finden hier Platz. Fast zu professionell für diese Liga. Hatch denkt aber gar nicht daran, sich nach seiner Auswechslung auf jene komfortable Bank zu setzen und steuert routiniert eine aufgeklappte Bierbank in der Nähe an. „Die normale Bank“, sagt Hatch, „ist ein Stückchen zu weit hinten und die Bande ist dann im Weg. Man will ja alles sehen.“ Einfach ist halt manchmal doch besser. Und gesehen hat Hatch in jedem Fall ein ziemlich turbulentes Spiel. Zweimal holten die Süder einen Rückstand auf. 2:2 stand es nach 78 Minuten. Dann machte sich Hatch zehn Minuten vor Schluss noch einmal bereit: Sturm statt Innenverteidigung. Es mussten schließlich Punkte her. Relegationsplatz 13 und die B-Klasse kamen bedrohlich nah. Hatch ist vielleicht auch deswegen etwas zu übermotiviert gewesen in dieser 80. Minute.
Zu früh lief er aufs Feld und sah prompt die Gelbe Karte. „Ich war vielleicht etwas nervös und war in Gedanken schon zu sehr bei meiner Aufgabe und der für mich ungewohnten Position“, sagt Hatch, der sich von seiner Turbo-Verwarnung aber nicht beirren ließ, jedem noch so aussichtslosen Ball hinterherspurtete und erst aufgab, als es hinter dem Tor einfach nicht noch weiter hoch hinauf ging. Endstation Hügel.
Als er aber schon lange wieder unten war, als die Uhr immer weiter tickte und als der Schiedsrichter schon drauf und dran war, diese Partie mit einem Unentschieden abzupfeifen, da klingelte es dann doch noch einmal. In der 89. Minute. 2:3 verlor die Eintracht also dieses so wichtige Spiel. „Ich habe aber keine Angst, dass wir absteigen. Wir werden verdient die Klasse halten und dann auch den Nichtabstieg richtig feiern – so wie es sich gehört“, sagt Hatch, den die Vorsitzende der Süder, Monika Neubauer als „Super-Typen“ einstuft. „Ganz treu“, sei dieser Sid, „er hat sich sofort gemeldet als wir einen Trainer gesucht haben und ist hier im Verein auch schon jahrelang Jugendtrainer.“ Derlei Eigenschaften sind in dieser Liga am Ende dann wohl ohnehin mehr Wert, als ein einziges Mal ein schlechter Tag.