2024-04-30T13:48:59.170Z

FuPa Portrait
Mit seinem klasse Führungstreffer im Totopokal-Finale in Bayreuth ebnete Kevin Fery (re.) seinen Schnüdeln den Weg zum erneuten Einzug in den DFB-Pokal. F: Scheuring
Mit seinem klasse Führungstreffer im Totopokal-Finale in Bayreuth ebnete Kevin Fery (re.) seinen Schnüdeln den Weg zum erneuten Einzug in den DFB-Pokal. F: Scheuring

Der Heim-Profi: Eine »geniale Sache« für Kevin Fery

Schweinfurts Eigengewächs lebt den Traum: Professioneller Fußball vor der eigenen Haustür +++ FuPa hat mit dem 24-Jährigen geplaudert, wie er sich zudem ein zweites Standbein aufbaut und warum das Schalke-Spiel gar nicht so wichtig ist

Fußballprofi werden ist für die meisten ein Kindsheitstraum. Viele Talente müssen dafür raus in die große weite Welt, weg von der gewohnten und vertrauten Umgebung. Nicht so bei Schweinfurts Kevin Fery. Das Schnüdel-Eigengewächs kann zuhause professionell Fußball spielen. Der 24-Jährige hat die Umstellung auf Profitum beim FC 05 mitgemacht und ist im Team von Neu-Coach Timo Wenzel eine der Integrationsfiguren. Allerdings setzt der Mittelfeldmann längst nicht alles auf eine Karte und schafft sich neben dem Fußball-Kosmos ein zweites Standbein. Wie er den mitunter schwierigen Spagat zwischen Profifußball und Studium meistert, FuPa hat mit ihm gesprochen.

Viel Zeit hat Kevin Fery im Moment nicht. Als wir ihn am Freitagmittag am Telefon erreichen, hat er gerade die erste Trainingseinheit des Tages hinter sich. Am Nachmittag steht noch einmal Training auf dem Programm. Am Samstag testen die Schnüdel gegen den Würzburger FV, am Sonntag bittet Neu-Coach Timo Wenzel wieder auf den Übungsplatz. "Schon anstrengend im Moment, aber das ist die Vorbereitung, das gehört eben dazu", will sich Fery, der in Sennfeld keine fünf Kilometer vom Willy-Sachs-Stadion entfernt lebt, keineswegs beschweren. Dabei war es für ihn den letzten Monaten besonders stressig, denn so blauäugig ist der gelernte Erzieher nicht, um nur auf eine Karte zu setzen: "Ich absolviere nebenbei noch in Bamberg ein Fernstudium für Sozialpädagogik und Management. Es ist mir wichtig, dass ich mir ein zweites Standbein schaffe." Vergangenen Sommer stellte der 1. FC Schweinfurt die Weichen Richtung Profifußball. Fery wollte dabei sein, aber nicht um jeden Preis: "Ich habe mir das zunächst die ersten Wochen angesehen, denn ich wusste, dass es eine große Umstellung für mich bedeuten würde." Der Student musste Praktika absolvieren, ein straffes Zeitmanagement war gefragt, um beiden Anforderungen gerecht zu werden. "Es war sehr, sehr anstrengend und intensiv. Zwischen den Trainings musste ich ja mein Praktikum absolvieren. Das ging schon an die Substanz. Aber ich habe dann beschlossen, es einfach durchziehen."

F: Leifer
F: Leifer

Highlight Schalke 04: »Klar, ein tolles Los. Aber für mich ist das nur ein Bonusspiel, wir sollten den Fokus klar auf die Liga legen.«

Die Verlockung, zuhause vor der eigenen Haustüre die Chance auf Profifußball wahrzunehmen, war einfach zu groß. "Das ist schon eine geniale Sache und eine super Erfahrung, Teil des Ganzen zu sein." Man nimmt es ihm sofort ab, dass das für ihn etwas Großes ist. Mehr Schnüdel-sein als Fery geht nämlich kaum. Nur ein einziges Mal, im Teenageralter, zog es ihn aus Schweinfurt weg. In der U15 des FC Carl Zeiss Jena hielt es ihn dann aber nur ein halbes Jahr. "Diese Erfahrung war nicht so toll und hinterließ bei mir Spuren. Ich hatte erst mal genug von anderen Vereinen und wusste dann, was ich an Schweinfurt habe. Mittlerweile ist das aber Geschichte und ich schließe in keine Richtung etwas aus." Schon als älterer A-Jugend-Jahrgang deutete der heute 24-Jährige sein Potenzial an und durfte in der ersten Mannschaft des FC 05 Bayernliga-Luft schnuppern. Seitdem hat sich viel getan rund ums Willy-Sachs-Stadion, der ehemalige Zweitligist will nach sportlich eher mageren Jahren wieder zurückkehren unter die Elite Deutschlands. Den Aufstieg in die dritte Liga nehmen die Unterfranken ins Visier, auch wenn Fery auf die Euphoriebremse drückt: "Wir wollen bis zum Ende oben dabei sein, aber ich sehe den FC Bayern II in dieser Saison als klaren Favoriten. Zudem haben wir einen neuen Trainer, das muss sich auch erst einmal einspielen." Übrigens ist Timo Wenzel erst der zweite Coach, der Fery im Seniorenbereich unter die Fittiche nimmt. "Ich hatte ja bisher nur Gerd Klaus, von dem ich viel mitbekommen habe. Ich freue mich aber jetzt auf die Zusammenarbeit mit Timo Wenzel, auf eine andere Herangehensweise. Mein erster Eindruck von ihm ist hervorragend." Der Trainingsauftakt beim FC 05 stand natürlich auch im Zeichen der DFB-Pokalauslosung. Mit dem FC Schalke 04 kommt am 18. August schließlich ein "Big Player" des deutschen Fußballs in die Kugellagerstadt. Schon aufgeregt vor der großen Partie? "Klar, ein tolles Los. Aber für mich ist das nur ein Bonusspiel, wir sollten den Fokus klar auf die Liga legen."

»Ich will mich im Mittelfeld gegen die starke Konkurrenz bei uns wieder durchsetzen. Den Druck mach ich mir schon. Wobei es da natürlich gilt, die richtige Balance zu finden, um nicht zu verkrampfen.«

Für die anstehende Spielzeit setzt sich Fery selbstredend auch persönliche Ziele. "Ich bin ein sehr selbstkritischer Typ und will an meinen Schwächen arbeiten. Ich will mich im Mittelfeld gegen die starke Konkurrenz bei uns wieder durchsetzen. Den Druck mach ich mir schon. Wobei es da natürlich gilt, die richtige Balance zu finden, um nicht zu verkrampfen." Und da ist er im Moment auf einem guten Weg, den Spagat zwischen Studium und Profi kriegt er ganz gut hin. "Zwei- bis dreimal muss ich pro Semester an der Uni anwesend sein. Und zu den Prüfungen halt. Wenn`s nach Plan läuft, kann ich im nächsten Jahr abschließen." Viel Freizeit bleibt für den 24-Jährigen, der weniger der Typ für forsche Töne ist, bis dahin nicht. Gemäß seinem Naturell mag er es privat ohnehin eher ruhig. "Da entspanne ich am liebsten bei meiner Familie und mit meiner Freundin. Beim Tennis und beim Schwimmen kann ich auch ganz gut abschalten", lässt er sich entlocken. Jetzt wartet aber erst einmal ein anstrengendes Wochenende auf Kevin Fery. Der Mittelfeldabräumer und seine Kollegen konzentrieren sich auf die Mission, mit dem FC 05 in den bezahlten Fußball zurückzukehren. Das wäre für den Schweinfurter Jungen wirklich eine geniale Sache. Womöglich würde er dann sogar zum Lautsprecher mutieren.


Aufrufe: 023.6.2018, 07:30 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor