2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Erhitzte Gemüter in Schöneberg

Vermeintliches 2:1 sorgt für lautstarke Proteste der Spieler.

Es läuft die 94. Minute der Berlin-Liga Begegnung 1.FC Schöneberg gegen den TSV Rudow. Schöneberg steht kurz vor dem ersten Punktgewinn, da liegt der Ball im Netz. Torschütze Ihab Al-Khalaf und seine Teamkameraden vom TSV Rudow umjubeln den vermeintlichen Siegtreffer. Auch das Schiedsrichtergespann gibt den Treffer, dann gibt es Proteste von den Schöneberger Spielern und plötzlich wird das Tor aberkannt und die Partie abgepfiffen. Was war vorgefallen, wir haben nachgefragt.

Sercan Konal (1.Fc Schöneberg), wurde am Ende mit Rot vom Platz gestellt:

„Es lief die fünfte Minute der Nachspielzeit. Wir hatten einen Angriff, den der TSV Rudow abfing und Ihrerseits einen Konter startete. Es kam eine Flanke von der linken Seite. Der Spieler mit der Nr. 13 des TSV Rudow sprang per Flugkopfball zum Ball, hat ihn aber nicht erreicht und hat deshalb seine Hand zur Hilfe genommen. Es schien als hätten die Schiedsrichter das nicht gesehen, weil der Hauptverantwortliche zur Mittellinie zeigte. Daraufhin bin ich und Teile unserer Mannschaft zum Linienrichter um Ihn darauf anzusprechen. Ich vorne weg, ich war zugegeben auch etwas lautstark und habe auf das Handspiel aufmerksam gemacht. Ich habe ihn dabei weder beleidigt noch bedroht, das kann auch der Schiedsrichter bezeugen. Ich bin Ex-Profi Fußballer, so etwas habe ich nie in meiner ganzen Karriere gemacht. Natürlich war die Situation sehr emotional. Wir haben nach drei Spielen null Punkte und wir wurden schon in den ersten drei spielen des Öfteren benachteiligt. Wenn man dann wegen eines Handspiels in der 95. Min. in Rückstand gerät, ist das sehr bitter. Was ich sehr schade fand, war die Aktion des Spielers von Rudow, der das Handspieltor erzielt hat. Er hat leider nicht gestanden, was meiner Meinung nach, nicht in den Fußball und ins Fairplay gehört. Und, dass wir in dem Liveticker unseres Spiels als „Klopper-Truppe“ dargestellt werden, finde ich auch nicht ok. Ich lese euch immer sehr gerne und das fand ich echt schade. Neutrale Berichterstattung sollte auch für Vereinsmitglieder Standard sein. Ich war dann nach dem Spiel auch beim Schiedsrichter. Er begründete die rote Karte, mit dem Ton und der Lautstärke meiner Beschwerde, und wertete das als Unsportlichkeit. Und ich entschuldigte mich dafür, aber im Eifer des Gefechts und im Abstiegskampf mit diesen Emotionen, ist das verständlich denk ich mal.“

Ihab Al-Khalaf (TSV Rudow), Torschütze des vermeintlichen 2:1:

„Nachdem das Tor, sowohl vom Linienrichter als auch vom Schiedsrichter , gegeben wurde – die beide direkt zur Mittellinie gerannt sind was halt so Schiedsrichter nach einem Tor so machen – wurden Sie direkt von Schönberger Spielern, Trainern und Vereinsverantwortlichen angegangen und massiv bedroht. Es fielen Aussagen wie: „wenn er den das Tor nicht zurück nehmen würde dann komme er nicht mehr vom Platz“ und nicht nur das, auch meine Mitspieler wurden genauso bedroht. Sätze sind gefallen wie: „ich steche dich ab“ oder „ich breche dir die Beine“, aber vor allem war ich überrascht, dass der Trainer, der eigentlich eine Vorbildfunktion hat, plötzlich auf mich zu kommt und sagt: falls ich das nicht zugebe, herrscht hier Krieg. Dass dann das Tor zurück genommen wurde, habe ich seitens des Schiedsrichters nicht verstanden. Er kam ja nicht mal auf mich zu, um mich zu fragen was denn nun ist. Ich habe nur mitbekommen das der Linienrichter wohl gesagt haben soll, dass er ein klares Handspiel gesehen hat und darum das Tor aberkannt wurde. Ich frage mich dann nur, warum er, nach dem der Ball im Tor war, direkt zu Mittellinie gerannt ist und Tor signalisiert hat. Wenn er denn ein klares Handspiel sah, warum hat er nicht direkt abgewunken? Er wurde so eingeschüchtert und wollte denke ich mal da einfach heil raus kommen, sodass er das Tor aberkannte und direkt abgepfiffen hat. Finde es schade, dass solche Sachen in der höchsten Berliner Spielklasse noch vorkommen und abgesehen von der Spielklasse: es werden überall im Fußball Entscheidungen gefällt die einem nicht passen wie einen nicht gegebenen Elfmeter, eine unberechtigte Rote Karte, eine Abseitsstellung, die falsch gesehen wurde oder ein Tor aus dem Abseits. Schiedsrichter sind auch nur Menschen und Menschen machen Fehler. Das berechtigt niemanden, so den Schiedsrichter oder eine Gastmannschaft anzugehen, oder zu bedrohen. Jeder hat Familie zu Hause und muss am Montag wieder zu Arbeit, Uni oder zur schule und ich finde das so was hat mit Fußball nichts zu tun.“

Auf die Frage, ob es ein Handspiel vor dem Tor war: „Es war ein Tor!“

Marc Götzenbrucker (1.Fc Schöneberg):

„Es war meiner Meinung nach ein offenes Spiel, Rudow hat natürlich mehr Druck gemacht, aber wir hatten definitiv unsere Chancen. Ich hatte leider die größte Chance des Spiels für uns und habe die kläglich vergeben. Ich muss dazu noch sagen, dass schon das 1:1 nicht regulär war, genau wie das 2:1. Da haben die Schiedsrichter wenigstens gute Arbeit geleistet. Denke, dass der Punkt aber verdient ist und leider war auch mehr drin, wir müssen einfach weiter arbeiten.

Auf die Frage, wie es zur „Eskalation“ gekommen ist: „Ja, das Tor wurde gegeben aber der Ball wurde klar mit der Hand gespielt. Der Linienrichter hat aber nichts gesagt, das 1:1 war schon nicht regulär. Da sind wir relativ ruhig geblieben, aber irgendwann reicht es dann. Bei den Unruhen nach dem Tor war ich dann nicht dabei, deswegen kann ich dazu nichts sagen. Es ist ja so, dass wir es die ersten Spiele nicht gerade einfach hatten mit den Schiedsrichtern. Klar waren die jetzt nicht sehr schlecht, aber die Pfeifen schon teilweise sehr denkwürdig, gerade wenn du gegen so Vereine wie Blau Weiß oder Tasmania spielst.

Anonymer Spieler (TSV Rudow), bekam alles vom Seitenrand mit:

Dafür gibt es gar keine Worte. Selbst die Berlin-Liga ist jetzt schon von Bedrohungen, Schlägereien und Rudelbildungen betroffen. Ich habe mich für meine Eltern und Freundin geschämt, für das, was sie gestern sehen mussten. In der 94. Min. machen wir das 2:1 und das Schiedsrichtergespann gibt das Tor. Was danach passiert, das ist eine Schande! Spieler wurden geschlagen, der Trainer von Schöneberg sagte, ich zitiere: „wenn Ihr das Tor gebt, löst Ihr einen Krieg aus.“ Spieler sagen dem Schiedsrichter: Wenn du hier heil nach Hause kommen willst, nimmst du das Tor zurück. Sie nehmen das Tor dann zurück, man kann so etwas nicht glauben, bis man es Live erlebt hat.

Anonymer Spieler (1.FC Schöneberg) kontaktierte uns im Nachhinein:

Also als Erstes möchte ich klarstellen, dass weder ein Spieler oder Schiedsrichter geschlagen wurde, noch wurden irgendwelche Morddrohungen oder ähnliches ausgesprochen. Es war ein ganz klares Handspiel kurz vor Ende der Partie welches der Spieler von Rudow nicht zugegeben hat. Alle Zuschauer und Spieler von Schöneberg haben das sofort gesehen. Wir sind anschließend in Richtung Linienrichter gerannt und haben ihn lautstark auf das Handspiel aufmerksam gemacht, jedoch wie gesagt, ohne Drohungen oder Handgreiflichkeiten. Des Weiteren möchte ich erwähnen, dass Verantwortliche vom TSV Rudow bei einem Foulspiel von uns, direkt an deren Auswechselbank Hütchen (Markierungen für die Coaching-Zone) in Richtung unserer Spieler getreten haben. Die Szenen an sich waren sehr unglücklich und unnötig und so was gehört definitiv nicht zum Fußball. Der Spieler des TSV Rudow hätte es einfach zugeben müssen denn auch das gehört zum Fair-Play dazu.

Leider bekamen wir von keinem der Schiedsrichter eine Aussage zu der vorgefallenen Situation. Die genauen Äußerungen und Handlungen vom Wochenende werden wir wohl nicht mehr erfahren, wir hoffen aber, dass beide Teams im weiteren Saisonverlauf auf "Fair Play" achten. Jeder Spieler besitzt seinen Mitspieler, Zuschauern und Kindern gegenüber, eine Vorbildfunktion und sollte diese im geliebten Amateursport ausüben, auch wenn eine Entscheidung nicht seiner Meinung entspricht.

Aufrufe: 028.8.2017, 15:37 Uhr
Marcel PetersAutor