Kampf der Systeme

Eigentlich ist es ein ungleiches Duell: Auf der einen Seite der große FC Bayern München mit über 220.000 Vereinsmitgliedern im Rücken. Auf der anderen Seite der kleine 1. FC Nürnberg Frauen- und Mädchenfußball, abgekoppelt und ohne Unterstützung vom Hauptverein, mit gerade einmal knapp 180 Mitgliedern der mit Abstand kleinste Bundesligaverein Deutschlands. Die Bayern haben zwei Frauen- und zwei Mädchenteams. Der zum sich vergrößern gezwungene Club hat mittlerweile vier Frauen- und vier Mädchenmannschaften. Dass es dem 1. FC Nürnberg Frauen- und Mädchenfußball nach Jahren der Verschuldung und des Führungschaos wirtschaftlich inzwischen gut geht und der Verein zumindest im Mädchenbereich zu Deutschlands Spitzenvereinen zählt, ist der Verdienst des aktuellen Vorstands um Bürgermeister Dr. Klemens Gsell (1. Vorsitzender), Andreas Exner (2. Vorsitzender und Manager) und Andreas Tschorn (Schatzmeister und Geschäftsführer). Und natürlich von Norbert Frey, dem Sportlichen Leiter und Trainer der U-17-Juniorinnen seit Juli 2011. Sein Team ist mittlerweile seit neun Bundesliga-Spielen ungeschlagen. Am Karsamstag will die Mannschaft um ihre Chance kämpfen, den Deutschen Meister von der Tabellenspitze zu entthronen. Denn nur der Meister der Bundesliga Süd darf am Ende als Süddeutscher Meister das Halbfinale in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft bestreiten.

Das Hinspiel bei den Bayern endete im September mit einem 2:2-Remis. In der Vorsaison gab es einen zumindest vom Spielverlauf knappen 3:1-Heimsieg der Bayern und ebenso ein 2:2-Unentschieden in Nürnberg. Falls es dem Club wirklich gelingen sollte, die Bayern von der Tabellenspitze zu verdrängen, wird man sich nicht nur dort, sondern auch beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) Gedanken machen müssen. Denn dort wird die gute Jugendarbeit in Franken nicht sonderlich beachtet. Keine Landesauswahlspielerinnen und folglich auch keine Nationalspielerinnen kommen im U-17-Juniorinnen-Bereich aus Nürnberg. Beim FC Bayern sieht dies anders aus: Immer wieder besteht das bayerische Verbandsteam zum Großteil aus Kickerinnen des FC Bayern, während die sportlichen Leistungen beim 1. FC Nürnberg, aber auch bei den beiden anderen bayerischen Bundesligisten SV Frauenbiburg und TSV Schwaben Augsburg meist unberücksichtigt bleiben. Ein Sieg der Clubmädchen könnte durchaus auch als Wink mit dem Zaunpfahl verstanden werden, dass dieser Zustand nicht das wirkliche Leistungsniveau im bayerischen Mädchenfußball widerspiegelt.

Die Wahrheit liegt am Ende auf dem Platz. Am Karsamstag wird die erfahrene Schiedsrichterin Nathalie Eisenhardt aus Baden-Württemberg um 14 Uhr eine spannende Partie anpfeifen, um Süddeutschlands temporär beste Mädchenfußballmannschaft zu ermitteln. Der 1. FC Nürnberg rechnet dabei mit einer großen und stimmungsvollen Zuschauerkulisse.