2024-04-30T13:48:59.170Z

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– Foto: Heiko van der Velden

Den­nis Ru­ess: "Die La­ge än­dert sich ja teil­wei­se ta­ge­wei­se"

Wie lan­ge dau­ert der „Lock­down Light“ im Ama­teur­sport wohl noch? Das fra­gen sich nicht nur Trai­ner Den­nis Ru­ess und der 1. FC Mon­heim.    

Trai­ner Den­nis Ru­ess hofft, dass es mög­lichst schnell wie­der in der Ober­li­ga wei­ter­ge­hen kann. So­lang der „Lock­down Light“ aber den Ama­teur­sport lahm­legt, müs­sen sich die Spie­ler an­der­wei­tig fit hal­ten. Im­mer­hin tut sich bau­lich et­was im Rhe­in­sta­di­on.

Wenn Den­nis Ru­ess im Rhe­in­sta­di­on steht, hat er ge­misch­te Ge­füh­le. Zum ei­nen freut sich der Trai­ner des Ober­li­gis­ten 1. FC Mon­heim über die Bau­fort­schrit­te in der Spiel­stät­te, aber auf der an­de­ren Sei­te über­kommt ihn Weh­mut, dass er im Mo­ment nicht sei­ner Ar­beit auf dem Ra­sen nach­ge­hen kann. Der „Lock­down Light“ läuft bis min­des­tens 10. Ja­nu­ar 2021. Bis da­hin ruht auch der Ama­teur­sport und sind öf­fent­li­che Sport­stät­ten ge­sperrt. Wann es wei­ter­geht, ist of­fen und hängt von den Co­ro­na-In­fek­ti­ons­zah­len ab. „Es sind un­si­che­re Zei­ten, in de­nen Pla­nen nicht mög­lich ist“, sagt der 40-Jäh­ri­ge. Im­mer­hin ge­he es auf der Bau­stel­le „bru­tal schnell“ vor­an.

Noch vor Weih­nach­ten soll der neue Ra­sen­platz kom­plett grün sein, das zu­min­dest ha­be der Bau­lei­ter Ru­ess ver­si­chert. Zu­dem wird die Tech­nik für Flut­licht und Ra­sen­wäs­se­rung in ei­ner klei­nen Ga­ra­ge in­stal­liert. Im Ja­nu­ar soll dann das in die Jah­re ge­kom­me­ne Ge­bäu­de ab­ge­ris­sen wer­den, in dem un­ter an­de­rem al­te Ka­bi­nen und Ge­schäfts­zim­mer sind. Das schafft Platz für das neue Funk­ti­ons­ge­bäu­de. Par­al­lel da­zu soll die neue Tri­bü­ne am Platz ge­baut wer­den. Es sind sicht­ba­re Fort­schrit­te in ei­ner Zeit, in der nicht nur ein gro­ßer Teil der Sport­welt still­steht. „Es ist wie es ist“, kom­men­tiert Ru­ess die La­ge.

Re­si­gniert ist der Coach aber kei­nes­wegs, denn sei­ne Mann­schaft hat das Bes­te aus den ver­gan­ge­nen Wo­chen ge­macht. Die in­di­vi­du­el­len Trai­nings­plä­ne, die im We­sent­li­chen aus Aus­dau­er- so­wie In­ter­vall­läu­fen be­ste­hen, ha­ben die Spie­ler kon­se­quent ab­ge­ar­bei­tet. Vier Mal pro Wo­che muss­ten sie ran. Ih­re Da­ten wur­den auf­ge­zeich­net und an das Trai­ner­team über­mit­telt. „Ich bin mit der Leis­tungs­be­reit­schaft und den ge­lau­fe­nen Zei­ten sehr ein­ver­stan­den“, sagt Ru­ess. Ein Er­satz für Mann­schafts­trai­ning mit Ball sei das aber na­tür­lich nicht.

„Wir zie­hen das die ers­te De­zem­ber­wo­che noch durch, dann war ei­gent­lich ei­ne Pau­se ge­plant, weil es ja ur­sprüng­lich An­fang Ja­nu­ar los­ge­hen soll­te.“ Dar­aus wird nun aber be­kannt­lich frü­hes­tens in der zwei­ten Ja­nu­ar­wo­che was – „wenn es gut läuft“, schränkt der Mon­hei­mer ein. „Die La­ge än­dert sich ja teil­wei­se ta­ge­wei­se. Das ist für uns als Trai­ner, aber auch für die Spie­ler nicht schön, aber auch nicht zu än­dern.“ Zu­dem kom­me sein Team stark über den Zu­sam­men­halt und das Ge­mein­schafts­ge­fühl, was in der ak­tu­el­len La­ge nur sehr schwer auf­recht­zu­er­hal­ten ist. „Das gan­ze Drum­her­um fehlt uns ex­trem“, be­tont Ru­ess.

Zu­min­dest weiß er, an was er mit sei­ner Mann­schaft ar­bei­ten will, wenn es wie­der geht. Zu vie­le Ge­gen­to­re muss­te der FCM in die­ser bis­lang kur­zen Sai­son hin­neh­men. Ge­nau ge­nom­men sind es 15 in neun Spie­len. „Das ist un­ty­pisch für uns und spricht nicht ge­ra­de für Sta­bi­li­tät.“ Al­ler­dings hat die Bi­lanz auch Ur­sa­chen, die sich nicht ein­fach so weg­trai­nie­ren las­sen. „Fuß­ball ist ein Feh­ler­sport, klar, aber wir ha­ben uns zu oft durch in­di­vi­du­el­le Un­zu­läng­lich­kei­ten in die Bre­douil­le ge­bracht. Das ist auch ei­ne Fra­ge der Kon­zen­tra­ti­on.“ Glei­ches gel­te für die über­durch­schnitt­lich vie­len Platz­ver­wei­se, die Mon­heim be­reits hin­neh­men muss­te. Ur­säch­lich sei­en kei­ne bös­ar­ti­gen Fouls, son­dern Pat­zer und miss­glück­te Ver­su­che, die­se aus­zu­bü­geln.

Kon­kret will der Coach an der spie­le­ri­schen Va­ria­bi­li­tät ar­bei­ten – und bei sei­nen Spie­lern da­für wer­ben, dass sie „of­fe­ner für Neu­es“ wer­den. „Wir ha­ben schon ein paar Sys­te­me gut drauf, die wir dann im Spiel än­dern kön­nen, aber es muss auch mög­lich wer­den, dass wir ein Spiel zum Bei­spiel hin­ten mit ei­ner Drei­er­ket­te be­gin­nen und sich al­le da­mit wohl­füh­len“, sagt Ru­ess. Das und mehr Ge­schwin­dig­keit so­wie Tech­nik über die Flü­gel sei­en ei­ni­ge Zie­le für die ir­gend­wann be­gin­nen­de Trai­nings­ar­beit. „Wir spie­len bis zum letz­ten Drit­tel or­dent­lich, ha­ben ei­nen gu­ten Auf­bau und ei­nen kla­ren Plan, aber dann fehlt noch ein biss­chen die Fi­nes­se in Eins-ge­gen-Eins-Si­tua­tio­nen und das nö­ti­ge Ball­tem­po“, mo­niert Ru­ess.

An Ar­beits­zie­len man­gelt es dem Trai­ner al­so nicht. Was noch fehlt, ist die Er­laub­nis, sie um­zu­set­zen. Wann die kommt, bleibt un­ge­wiss. „Wir wer­den uns so gut es geht vor­be­rei­ten und dann die Sai­son zu En­de spie­len, wie es sich der Ver­band vor­stellt“, sagt er. „Ich hof­fe ein­fach, dass al­les ir­gend­wann wie­der ei­ne ge­re­gel­te Ge­schich­te wird.“

Ru­ess sieht re­gu­lä­ren Spiel­plan skep­tisch

Plä­ne Der Fuß­ball­ver­band Nie­der­rhein hat noch nicht ent­schie­den und kom­mu­ni­ziert, wie es nach dem „Lock­down Light“ mit dem Spiel­be­trieb kon­kret wei­ter­ge­hen soll. Stand jetzt gilt, dass die Sai­son re­gu­lär zu En­de ge­spielt wer­den soll.

Skep­sis Den­nis Ru­ess sieht das skep­tisch. „Das be­deu­tet, dass wir bis Ju­ni 35 Spie­le zu ab­sol­vie­ren hät­ten – plus Po­kal­spie­le. Das ist ei­ne gan­ze Sai­son in we­ni­ger als ei­nem hal­ben Jahr und wohl kaum mög­lich. Ich bin sehr ge­spannt, was der Ver­band macht.“

Al­ter­na­ti­ve To­bi­as Lip­pold, Mit­tel­feld­spie­ler des FCM, fa­vo­ri­siert die Lö­sung, nur die Hin­run­de re­gu­lär zu be­en­den, um ei­ne Be­wer­tungs­grund­la­ge für Auf- und Ab­stie­ge zu ha­ben. Da­nach soll­te sei­ner Mei­nung nach die der­zeit auf 23 Mann­schaf­ten auf­ge­bläh­te Ober­li­ga wie­der auf das nor­ma­le Maß re­du­ziert wer­den.

Aufrufe: 08.12.2020, 12:00 Uhr
RP / Dorian AuderschAutor